VERWÜSTENDES
WOCHENENDE
VERWÜSTENDES WOCHENENDE
TEXT BHM
FOTOS BFV FÜRSTENFELD, BFV HARTBERG BEV DEUTSCHLANDSBERG, THOMAS ZEILER
Die Steiermark erlebte am Wochenende des 9. Juni die volle Wucht der Naturgewalten. Heftige Unwetter hinterließen eine Schneise der Verwüstung, wie sie selbst langjährige Feuerwehrmitglieder seit vier Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatten. Die Aufräumarbeiten dauerten noch an, während sich die betroffenen Gemeinden allmählich von dem Schrecken erholten.
5.000 Kräfte im unermüdlichen Einsatz
Am Wochenende des 9. Juni standen 5.000 Feuerwehrkräfte in der Steiermark im Dauereinsatz. Besonders betroffen waren die Bezirke Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld, wo die Feuerwehren zusätzlich Unterstützung aus Voitsberg, Deutschlandsberg und Bad Radkersburg erhielten. Die Zerstörungen waren immens: Überflutete Straßen und Keller, zerstörte Infrastruktur und unzählige Schadensmeldungen. Am Sonntagabend wurde im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld erneut Zivilschutzalarm ausgelöst, der sich auf die Gemeinden Vorau, Burgau, Rohrbach, Grafendorf, Lafnitz, St. Johann in der Haide, Rohr bei Hartberg und Neudau erstreckte. Der Alarm konnte am Montagmorgen zwar wieder aufgehoben werden, doch die Vorsichtsmaßnahmen blieben bestehen. Die Bewohner wurden weiterhin angehalten, Autofahrten zu vermeiden, die Keller nicht zu betreten und die Situation genau zu beobachten.
Trinkwasserversorgung stark beeinträchtigt
Die starken Niederschläge führten zu erheblichen Problemen bei der Trinkwasserversorgung, insbesondere in St. Radegund und im Bereich Schöckl. Die Gemeinden warnten vor Eintrübungen und Verunreinigungen des Trinkwassers, das nur noch abgekocht oder gefiltert genießbar war. Diese Maßnahme war unerlässlich, um die Gesundheit der Bewohner zu schützen. Die Trinkwasserversorgung war durch die Verunreinigungen stark beeinträchtigt, was die ohnehin angespannte Lage weiter verschärfte.
STURZFLUTEN
Die enormen Wassermengen konnteneinfach nicht gebremst werden
Pflegeheim evakuiert und Brücken weggespült
Die Oststeiermark wurde besonders hart getroffen: Hunderte Keller und Straßen standen unter Wasser, in Lafnitz kam es zu einem Dammbruch und selbst das Feuerwehrhaus war überflutet. In Kleinlungitz und Schäffern rissen die Wassermassen zwei Brücken mit sich und auch in Vorau wurden mehrere Brücken zerstört. Besonders dramatisch war die Evakuierung des Pflegeheims in Neudau. Katastrophenschutzzüge aus anderen Bezirken wurden angefordert, um den enormen Bedarf an Hilfe zu decken. Auch die Gemeinde Bierbaum an der Safen erlitt erhebliche Schäden, wo über 180 Feuerwehrkräfte im Einsatz waren.
Verluste in Putenfarmen und erhebliche Sachschäden
Zwei große Putenfarmen in Oberrohr und Unterlungitz erlitten schwere Verluste. Von den insgesamt 7.000 Puten verendete ein großer Teil, und die Kadaver verteilten sich auf einen Umkreis von rund acht Kilometern. Das volle Ausmaß der Schäden wurde am Sonntag sichtbar: In Übelbach mussten sieben Personen ausgeflogen werden, da ihre Häuser abzurutschen drohten. In Deutschfeistritz waren rund 20 Personen in ihren Häusern eingeschlossen, wo ebenfalls zwei Häuser in Gefahr standen, abzurutschen. Hier wurde versucht, das aufgeweichte Erdreich mit Baggern zu sichern.
Bundesheer unterstützt mit voller Kraft
Auch das Bundesheer unterstützte die Einsatzkräfte am Sonntag mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach. Im Bereich Hartberg-Fürstenfeld fanden zudem Erkundungen statt, um den betroffenen Menschen so schnell wie möglich zu helfen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner betonte die Einsatzbereitschaft und Professionalität des Bundesheeres, das rasch zur Hilfe kam.
Politische Unterstützung und Anerkennung für die Einsatzkräfte
Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und sein Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) verschafften sich vor Ort einen Überblick über die Lage und versprachen schnelle und unbürokratische Hilfe. Sie dankten allen Einsatzkräften – von den Freiwilligen Feuerwehren über die Rettungs- und Einsatzkräfte bis hin zu den Bürgermeistern und Behördenvertretern – für ihren unermüdlichen Einsatz.
Höchste Alarmstufe und medizinische Versorgung
Im Bezirk Graz-Umgebung wurde die höchste Alarmstufe des Bezirksrettungskommandos ausgerufen. Thomas Gangl vom Roten Kreuz berichtete von zahlreichen medizinischen Versorgungen, Betreuungen durch das Kriseninterventionsteam und leichten Verletzungen, die durch die Aufregung und den Stress der gewaltigen Wassermassen verursacht wurden. In Deutschfeistritz mussten rund 20 Menschen versorgt und manche stationär im Spital aufgenommen werden. Schwere Verletzungen blieben jedoch glücklicherweise aus.
Die Steiermark kämpfte sich durch eines der schlimmsten Unwetter der letzten Jahrzehnte. Die unermüdliche Arbeit der Einsatzkräfte und die Solidarität der Bevölkerung halfen, die größten Schäden zu bewältigen und den Weg zur Normalität wiederzufinden.Wiederaufbau wird viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen.