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AUSFLUG

ÜBER DEN
Grossen TEICH

AUSFLUG ÜBER DEN GROSSEN TEICH

TEXT & FOTOS KARL HEINZ BITZER

New York – die Stadt, die angeblich niemals schläft. Ob das wirklich so ist, kann er erzählen: Karl-Heinz Bitzer aus München ist nicht nur eifriger Leser von BRANDHEISS, er war auch über 44 Jahre lang aktiver Feuerwehrmann. Mit einer Reisegruppe bestehend aus Kameraden aus Österreich erkundete er die Stadt New York. Dabei stand die Reise von Anfang bis Ende unter dem Motto „Feuerwehr“. Ein Reisebericht von und für Feuerwehrbegeisterte.

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New York lässt einfach niemanden kalt, schon gar nicht Feuerwehrbegeisterte!
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Es ist ein etwas verregneter Samstagvormittag an der Liberty Street in Lower Manhattan, als eine Gruppe Österreichischer Feuerwehrleute am Ground Zero eintrifft. Aber irgendwie passt das Wetter zur Stimmung auf dem Platz und die Regentropfen sehen aus wie tausende Tränen auf den Namen der Opfer am Denkmal für die Anschläge des 11. September 2001. Zugleich ist es der Beginn einer schönen Reise zur größten Feuerwehr der Welt: dem FDNY (Fire Department of New York).

Die Erinnerungen an den Terroranschlag sind noch sehr präsent

Zwei große Brunnen erinnern an den Standort des World Trade Centers und auf dem Rand sind alle Namen der über 2.750 Opfer eingraviert, darunter auch 343 Feuerwehrleute des FDNY. Die Erinnerung an diesen Anschlag ist nach wie vor sehr präsent in der „Stadt, die niemals schläft“. Neben den großen Becken, in denen das Wasser verschwindet, befindet sich ein Museum mit vielen Andenken und Erinnerungen an das Geschehen. In einer großen Halle steht auch ein schwer beschädigtes Feuerwehrfahrzeug, das bei dem Einsatz zerstört wurde. Oben auf dem Platz gehört natürlich auch ein Besuch im „Tenhouse“ dazu, die Station von Ladder 10 und Engine 10, die direkt am Ground Zero liegt. Zum Abschluss fährt die Gruppe gemeinsam auf das neue „One World“, das mit 1776 Fuß das höchste Gebäude in New York ist. Von dort kann man die Metropole und ihre Straßenschluchten von oben betrachten. Das war der erste Tag einer speziellen Reise, die am nächsten Tag mit einer tollen Stadtrundfahrt weitergeht. Die Teilnehmer sehen dabei auch den Stadtteil Brooklyn mit der berühmten Brooklyn Bridge und können tolle Fotos der Skyline schießen. Nach einem Spaziergang über die Brücke geht es noch zur Börse an der Wallstreet und weiter zu den Hudson Yards mit vielen neu gebauten Hochhäusern.

Vom eifrigen BRANDHEISS-Leser zum Gastautor. Feuerwehroldtimer sind ein weiteres Hobby von ihm.

Zur Person: 

Karl-Heinz Bitzer aus München, über 44 Jahre aktiv in der Feuerwehr Haar (Lkr. München), u.a. als Stellv. Kommandant, Zugführer, Vereinsvorstand sowie Kreisausbilder für Funk und Einsatzleitung. Teilnahme an vielen Großeinsätzen, darunter das Hagelunwetter 1984 und die Stürme 1990. Gründungsmitglied der Feuerwehr Oldtimer Haar e.V. mit zwei Fahrzeugen. (facebook.com/fohaar) Zahlreiche Reisen in die USA und stolzer Teilnehmer an der St. Patrick‘s Day und Steuben Parade in New York.

Plattform für schwindelfreie Besucher

Dort wartet „the Edge“ auf die mutigen Besucher, mit einer Plattform im Freien auf rund 335 Metern eine echte Herausforderung für jeden „Höhenretter“, denn die Plattform hat Glaswände und vermittelt das Gefühl, als ob man völlig im Freien steht und abstürzen könnte. Außerdem gibt es einen Glasboden, hoch über den Straßen von Manhattan, auf denen einst Lt. Kojak zum Einsatz fuhr.

Etwas gemütlicher ist da ein Spaziergang auf der High-Line, einer ehemaligen Eisenbahnstrecke, die aufwendig renoviert und zum Park umgestaltet wurde. Bis in die 60er Jahre fuhren dort Züge für die Versorgung der Fleischfabriken und des Hafens bis nach Manhattan.

 

Ein Museum, das man besucht haben muss

Nicht verpassen darf man natürlich das NY Fire Museum. Das Museum befindet sich an der Spring Street und ist in einer alten Feuerwache untergebracht. Leider ist dort etwas wenig Platz und im Erdgeschoß stehen einige alte Dampfspritzen ab dem Baujahr 1865 und ein American LaFrance Löschfahrzeug, das ab 1917 auf allen Wachen des FDNY eingesetzt wurde. Im Obergeschoß kann man sehr schöne Einzelstücke wie ein komplettes Service mit Feuerwehrmotiven sowie zahlreiche alte Helme, Bilder und Ausrüstung sehen. Interessant ist auch die Wand mit Abzeichen von Besuchern aus aller Welt. Ganz in der Nähe befindet sich übrigens die Feuerwache 8, das Originalgebäude aus dem bekannten Film „Ghostbusters“ mit Dan Aykroyd.

Ein sehr stimmungsvoller Tagesabschluss ist auch die Fahrt mit der Fähre nach Staten Island. Die Fahrt dauert ca. ½ Stunde und führt direkt an der Freiheitsstatue vorbei, einem der bekanntesten Symbole Amerikas. Besonders zum Sonnenuntergang wirkt die Statue mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund sehr eindrucksvoll und bietet einen einmaligen Anblick und Fotospot, den die Teilnehmer genießen konnten.

Obligatorisches Sightseeing, stilles Gedenken oder pure Feuerwehrtechnik – die Reise gestaltete sich abwechslungsreich.

Ein Übungsgelände wie kein Zweites

Als nächstes stand ein weiteres Highlight auf dem Programm: die New York Fire Academy auf Randalls Island. Hier hat das FDNY ein riesiges Gelände auf einer Insel im East River.

In diesem Gelände findet die Aus- und Fortbildung der Feuerwehrleute statt, es gibt Lehrsäle, Übungshäuser, Schachtanlagen, einen Fahrsimulator für Maschinisten, Realbrandgebäude mit Geschäften, ein Flugzeugrumpf sowie eine nachgebaute U-Bahn-Station, in der Einsätze in der Subway geübt werden können. Auch ein kurzes Stück Tunnel gehört dazu, um den Transport von Verletzten aus der Strecke zu üben, der bei Bedarf mit Schienenwagen durchgeführt wird.

Den ganzen Tag kommen immer wieder Crews von Stationen aus der ganzen Stadt zum East River, um auf dem Gelände, das sie „the Rock“ nennen, zu üben. Sei es eine Personenrettung nach einem Verkehrsunfall oder das Selbstretten aus einem Fenster in einer eigenen Halle mit nachgebauten Häusern. Das ist in den USA generell sehr wichtig, da es besonders in den Vororten noch viele Holzbauten gibt. Dabei muss der Feuerwehrmann sich an der Heizung oder einer Leitung einhaken und kopfüber aus dem Fenster stürzen. Eine Übung, die sehr viel Mut und Kraft verlangt, aber oft die letzte Möglichkeit ist, noch aus einem Gebäude zu fliehen. In der großen Übungshalle kann natürlich auch jeder andere Einsatz mit Fahrzeugen geübt und trainiert werden. Die Ausbildung der New Yorker Feuerwehrmänner dauert nur 18 Wochen, alles Weitere wird dann vor Ort auf den Wachen gelernt und geübt. Neben dem Grundlehrgang gibt es auch noch eine „Chaffeur Training School“ und spezielle Kurse für Gefahrgut und Terrorbekämpfung sowie die Führungskräfte von Lieutentant bis Battallion Chief.

In der großen Eingangshalle der Academy befindet sich eine Wand mit 343 Fliesen, auf denen jeweils die Bilder der beim Einsatz am World Trade Center getöteten Kollegen zu sehen ist. Auch weitere Erinnerungen an den Anschlag von „nine-eleven“ (9-11), wie die New Yorker sagen, findet man im gesamten Gelände. Darunter Teile der großen Stahlstützen und andere Gegenstände. Vor dem Gebäude erinnert eine Skulptur an die „three guys with the flag“, die das Sternenbanner auf den Überresten gehisst haben.

343 Bilder halten jeden einzelnen der ums Leben gekommen Einsatzkräfte desTerroranschlages in Erinnerung. Der Anblick stimmt nachdenklich und bestürzt.

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Man bricht als Reisegruppe auf und kommt als Freunde wieder zurück.
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Der wohl berühmteste Park der Welt

Auf der Rückfahrt von der Fire Academy nach Manhattan wurde bei schönem Wetter ein spontaner Besuch im Central Park eingelegt. Dabei kam kurz vor dem Eingang zum Park ein typischer Hot Dog Stand gerade recht, denn nach der Besichtigung und dem Rundgang auf der Akademie machte sich bei einigen Teilnehmern bereits der Hunger breit und der Hot Dog Stand wurde regelrecht überfallen von hungrigen Österreichern. Nach dieser Stärkung konnte die Gruppe auch noch die „Strawberry fields“ mit dem Denkmal an John Lennon besuchen, das seine Witwe Joko Ono errichten ließ. In großen Buchstaben ist dort ein Mosaik mit dem Wort IMAGINE zu sehen – ein Song von Lennon, der an den Beatle erinnert, der 1980 in der Nähe ermordet wurde. Dazu spielte ein Straßenmusikant alte Beatles Lieder.

Sie waren schon immer die Helden der Stadt

Das Ansehen der New Yorker Firefighter ist übrigens sehr hoch. Nicht erst seit dem 11. September gelten sie als Helden und haben schon immer den Titel „New Yorks Bravest“ (New Yorks Tapferste). Das sieht man auch an vielen Wachen, die oft mit Blumen geschmückt sind oder bei Festen Bilder von Kindern erhalten und in ihrer Nachbarschaft sehr beliebt sind. Auch die Tore der Wachen werden von der Mannschaft oft individuell gestaltet und bemalt.

Nach den vielen Besuchen tut eine Pause ganz gut. Was passt hier besser als ein Besuch in Jack‘s Fire Department auf einen klassischen Hamburger mit Pommes frites und ein paar Drinks an der Bar. Das Lokal in Queens wird von einem ehemaligen Feuerwehrmann betrieben und hat als lustige Dekoration an der Bar die Front eines Firetrucks aufgebaut. Ein uriges Lokal, das auch bei Einheimischen recht beliebt ist.

Auch Seebären kommen auf ihre Kosten

Neben kurzen Besuchen bei Rescue 1, einem großen Rüstwagen, den jeder Stadtteil einmal hat, oder Engine 54 an der 42nd Street im Theater District ging es weiter an den Hudson River zur Anlegestelle des Feuerlöschboots „John J. Harvey“. Das Löschboot wurde 1931 in Brooklyn gebaut und war 60 Jahre lang im New Yorker Hafen im Einsatz. Es wurde benannt nach John J. Harvey – einem Steuermann, der bei einem Einsatz ums Leben kam. Es war das erste Boot mit einem Verbrennungsmotor, das Fahren und Pumpen zur gleichen Zeit konnte. Die Pumpenleistung betrug 18.000 Gallonen pro Minute (ca. 68.000 Liter). Im Jahr 1994 wurde das Boot außer Dienst genommen und von einer Gruppe freiwilliger Helfer vor dem Verschrotten gerettet. Man unternahm Ausflugsfahrten in der Umgebung und bis nach Connecticut.

Am 11. September hat dann die Einsatzzentrale nachgefragt, ob das Boot noch funktionstüchtig sei und es wurde wieder reaktiviert. Neben anderen Booten half die J.J. Harvey mit, die Wasserversorgung für den Einsatz über mehrere Tage zu sichern und das teilweise zerstörte Hydranten Netz in Lower Manhattan zu ersetzen. Seit dem 12. September 2010 ist das neue Feuerlöschboot „343“ mit 2.000 PS im Einsatz.

Die Eindrücke und Erlebnisse bleiben allen in bester Erinnerung

Nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen

Ein Eldorado für Feuerwehrfans ist auch die „FDNY Fire Zone“ in der Nähe des Rockefeller Centers in Midtown Manhattan. Obwohl es von außen eher wie ein Laden aussieht, gibt es dort einiges mehr. In einem Firetruck kann man sich wie ein Maschinist oder Lieutenant fühlen und Fotos machen, ein pensionierter Feuerwehrmann klärt die Besucher über Gefahren auf und man kann sich mit Schutzkleidung ausrüsten und einen virtuellen Brand löschen. Daneben gibt es zahllose T-Shirts, Abzeichen und viele andere Souvenirs für Feuerwehrleute, die jedem kleinen und großen Firefighter das Herz höher schlagen lassen. Auch hier gibt es eine riesige Wand mit Abzeichen aus aller Welt, die von den Besuchern jeden Tag weiter ergänzt wird. Hier wurde auch bewiesen, dass Männer sogar sehr gerne und viel shoppen können, wenn es nur die richtigen Artikel gibt.

Nicht weit davon gibt es viele weitere Besuchermagneten wie das Rockefeller Center, vor dem im Dezember immer der berühmte Weihnachtsbaum steht, viele bekannte Geschäfte an der 5th Avenue, die St. Patricks Kathedrale und nicht zuletzt das Empire State Building und den Trump Tower.

Wo Politik zuhause ist

Zum Abschluss der Reise konnte die Gruppe noch das UNO Gebäude am East River besuchen und einen Blick in die vielen Räume und Ausstellungen der Vereinten Nationen werfen. Unter anderem konnte man die Generalversammlung der UN, den Weltsicherheitsrat und weitere Konferenzräume sehen und dabei auch vieles über die Arbeit der UNO und die internationalen Einsätze erfahren. Viele Bilder und Statuen schmücken das große Gebäude, das man sonst meistens nur aus den Nachrichten kennt. Davor steht wie eine Mahnung an den Frieden ein Revolver mit einem Knoten im Lauf.

Nach vier intensiven und sehr aufregenden Tagen ging es über den Flughafen John F. Kennedy wieder nach Hause. Jeder hat eine große Menge an Eindrücken, T-Shirts und Abzeichen von der Reise in die Stadt, die niemals schläft, mitgenommen. Wer sich ebenfalls für diese Reise interessiert, kann sich über: https://www.raiffeisen-reisen.at informieren.

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