DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

EIN YANKEE

IN DER SCHWEIZ

EIN YANKEE IN DER SCHWEIZ

TEXT HERMANN KOLLINGER & THOMAS BRÜGGER 
FOTOS THOMAS BRÜGGER

Der Schweizer Thomas Brügger, Jahrgang 1971, ist nicht nur  Feuerwehrmann und Autor des Buches „Flughafenfeuerwehr Zürich“, sondern ist wohl auch einer der ganz wenigen Feuerwehrleute, die  ein eigenes Flugfeldlöschfahrzeug besitzen. Grund genug, die Sache etwas näher zu beleuchten.

Flughafenlöschfahrzeuge bzw. Flugfeldlöschfahrzeuge üben nicht nur auf Feuerwehrleute eine Faszination aus. Bullige Riesen, die im Vergleich zu herkömmlichen Lkws im Höllentempo über die Piste donnern und dann auch noch während der Fahrt aus allen Rohren löschen können – so zeigen sich die modernen Flughafen-Wächter heute. 

Schweizer Know-how aus den USA

Auch in der Schweiz war Sicherheit am Flughafen schon lange ein Thema. Die Beschaffung eines Löschfahrzeuges stand Anfang der 1970er Jahre am Programm. Auf der Suche nach dem entsprechenden rollenden Brandbekämpfer kam man schließlich auf die Firma Walter in den USA. Die Firma wurde 1898 in New York gegründet. Aber nicht von einem Amerikaner, wie man vielleicht glauben möchte, sondern von dem im Jahr 1863 in die USA ausgewanderten Schweizer Willhelm Walter.

 

Yankee schützt seit 1972

Der Flughafen Zürich kaufte für den Dienst am Airport schließlich einen Walter-Yankee, Modell CB-3500 4×4, Baujahr 1971, das 1972 seine Arbeit aufnahm. 14 Jahre lang stand der außergewöhnliche Amerikaner dort im Einsatz. Der komplette Aufbau ist eine selbsttragende Aluminiumkonstruktion (Patent und Erfindung der Walter Truck AG aus den USA). Vom Modell CB 3000 und 3500 wurden insgesamt nur 99 Fahrzeuge hergestellt. Leistungstechnisch hatte das Fahrzeug für die damaligen Verhältnisse schon einiges zu bieten: So karrte es 3.000 US-Gallonen (11.300 Liter) Wasser sowie 500 US-Gallonen (1.800 Liter) Schaummittel mit. Über zwei Feuerlöschpumpen konnte man diese Reserven zu je 1.500 US-Gallonen (2 mal 5.700 Liter pro Minute) hinausprassen, wenn man den Einsatzort erreicht hatte. Um diesen flott zu erreichen, wurde der Dreisitzer mit zwei Ford-Benzinmotoren V-8 mit je 8,9 Liter Hubraum und je 275 PS (Gesamtleitung 550 PS) angetrieben – wohlgemerkt bereits mit Baujahr 1971.

ADÄQUATES ZUHAUSE
Ganze 26 Jahre stand der „Yankee“ am Gelände des Flughafen Zürich im Freien. Thomas Brügger kaufte ihn 2017 und erweckte den schlafenden Riesen zu neuem Leben. Der Aufwand für die Komplettrestauration war enorm. Sogar die Scania Schweiz AG war bei der Restauration involviert. Mittlerweile hat der exotische Riese im Verkehrshaus der Schweiz sein vorläufiges Ziel erreicht und kann dort auch besichtigt werden

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IN DIESEM ZUSTAND IST DER WALTER YANKEE WOHL EINMALIG.
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26 Jahre abgestellt

Aber zurück zu unserem (heutigen) Privatmodell von Thomas Brügger. 1986 war schließlich die Zeit gekommen und der Yankee-Walter CB-3500 4×4 hatte am Zürcher Flughafen ausgedient. Trotz zuverlässiger Dienste hatte man in weiterer Folge nur einen Abstellplatz im Freien für ihn übrig. Der Zahn der Zeit nagte aufgrund der witterungsbedingten Einflüsse somit noch schneller an dem außergewöhnlichen Flugfeldlöschfahrzeug.

Dann kam Brügger

Als ehemaliger Mitarbeiter der Zürcher Berufsfeuerwehr hatte Thomas Brügger die notwendigen Verbindungen, um den Ankauf des ausgedienten Löschfahrzeuges in die Wege zu leiten und kaufte den Yankee im Jahr 2017. Beide sind noch dazu das gleiche Baujahr (1971), nur im Gewicht unterscheiden sich die Zwei dann doch markant. Immerhin bringt der Yankee fast 27 Tonnen auf die Waage, exakt sind es 26.800 kg. Spätestens jetzt fragen sich vermutlich viele, wie man denn auf die Idee kommt, sich ein Flughafenlöschfahrzeug auf eigene Faust zu kaufen. Aber auch hier muss man auf eine Antwort des Schweizer Feuerwehrmanns nicht lange warten: „Ich hatte mich bereits früh mit Flugfeldlöschfahrzeugen – im speziellen mit den Fahrzeugen aus dem Hause Yankee-Walter – beschäftigt. 1995 war ich dann auch mal zu Besuch bei den Kollegen der Flughafenfeuerwehr in Wien. Ich durfte dort mit deren Yankee-Walter mitfahren. Ich brauch‘ wohl nicht extra erwähnen, dass das für mich natürlich ein richtiges Highlight gewesen ist. Aber zurück nach Zürich. Auf dem Platz, an dem der Yankee nun schon so lange im Freien gestanden hat, wurde die neue Wache der Flughafenfeuerwehr errichtet. Also musste er weg, Nostalgie hin oder her. Das Fahrzeug musste meines Erachtens nach unbedingt erhalten werden – es gehört schließlich mehrfach zur Schweizer Verkehrsgeschichte. Somit lag eine klare, eindeutige Lösungsmöglichkeit am Tisch: Kaufen!“

„Pimp me up“

Der Yankee befand sich nun also im Besitz des 50-jährigen Schweizers. Wie schon erwähnt, gingen 26 Jahre Freiluftparkplatz an dem einst stolzen Flughafenlöscher nicht spurlos vorbei. Innerhalb von drei Jahren wurde das Fahrzeug durch ein Team von Enthusiasten und mit der Unterstützung der Scania Schweiz AG aufwendig restauriert. Es war richtig viel Arbeit, erzählt Brügger: „Erst einmal kamen die vier Räder runter. Ein Rad wiegt 690 kg. Da trat schon das erste Problem auf: Wir brauchten ein Neues. Dann ging es aber so richtig ans Eingemachte. Die Felgen sowie alles andere an Blech des Fahrzeuges wurden neu aufgebaut, sandgestrahlt, grundiert und neu lackiert. Die lange Stehzeit im Freien machte sich auch an den Kabinenscheiben bemerkbar. Sie waren dermaßen trüb, dass man sie gar nicht mehr reinigen konnte. Also mussten wir auch diese ersetzen.“ Aber auch an den „Innereien“ des Yankees gab es einiges zu tun – und hier kam die Scania Schweiz AG ins Spiel. Dort wurde das komplette Innenleben – vom Verteilgetriebe bis zu den Motoren – ausgebaut und wieder instandgesetzt. „Optisch kamen zuletzt die ursprünglichen Nummern und Beschriftungen wieder auf den frischen Lack. Heute ist das Fahrzeug ein richtiger Hingucker“, so Thomas Brügger stolz.

VOLLRESTAURATION
Sprichwörtlich keine Schraube blieb an ihrem Platz. Felgen sowie alles andere an Blech des Fahrzeuges wurden neu aufgebaut, sandgestrahlt, grundiert und neu lackiert. Vom Verteilergetriebe bis zu den Motoren wurde alles wieder instandgesetzt.

Löschfahrzeug wird zur Leihgabe

„Dieses Fahrzeug“, so Brügger mit berechtigtem Stolz, „ist weltweit eines von nur wenigen Fahrzeugen, die in diesem guten Allgemeinzustand noch existieren und die Einsatzzeit überdauert haben.“ Den eigenen Yankee zuhause herumstehen zu lassen, sah der Schweizer auch nicht als optimale Zukunftslösung an. So kam es, dass das seltene Exponat Dauergast im „Verkehrshaus der Schweiz“ geworden ist. Das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern ist ein vielseitiges Verkehrs- und Kommunikationsmuseum und das meistbesuchte Museum der Schweiz. 

Eine Legende. Das Unternehmen Walter

Zum Schluss noch ein paar ergänzende und informative Worte zur Firma Walter: Der Betrieb des ehemaligen Schweizers war zwischen 1950 und Ende der 1970 Jahre der führende Hersteller von Flughafenlöschfahrzeugen und weltweit die Nummer 1. In den 1980er Jahren gingen einige wichtige Aufträge an die US-Firma Oshkosh, welche zur neuen Nummer 1 wurde. Im Laufe der Jahre gab es dann jedoch einige Firmenübernahmen, die sich nicht unbedingt positiv auswirkten. Verbunden mit technischem Stillstand und keinen weiteren Neuerungen wurde der Betrieb schließlich 1997 zu Grabe getragen und geschlossen. 

Thomas Brügger der Autor

Bereits 2013 veröffentlichte Brügger das Buch „Flughafenfeuerwehr Zürich“. „65 Jahre Flughafenfeuerwehr Zürich“ beschreibt eine Erfolgsgeschichte über die seit 1948 aktive Flughafenfeuerwehr. Das Werk beschreibt die Geschichte der Flughafenfeuerwehr und die Entwicklung des Flughafens Zürich mit vielen, teilweise bis dahin nie gezeigten Bildern. 

YANKEE-WALTER FAKTEN:

Art
Flugfeldlöschfahrzeug 
Herkunft
USA
Einsatzgewicht
26,8 t
Löschwasser 
11.300 Liter 
Löschschaum 
1.800 Liter
Fahrmotoren
2 Stück Ford Benzinmotoren V-8 mit je 8.9 l Hubraum und 275 PS, Gesamtleistung 550 PS
Feuerlöschpumpen
2 Stück à 5.700 l/min
Dachwerfer
5.600 l/min
Besatzung
Kabine mit drei Sitzplätzen

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