DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

Gänsehaut

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TEXT & FOTOS HERMANN KOLLINGER

Bei Magirus in Ulm stand der Frühherbst im Zeichen von Produktpräsentationen. Neben Weiterentwicklungen hatte man auch Neues in der Tasche, das man der Fachpresse präsentierte. Aufgrund der Klimaentwicklung legt Magirus einen markanten Schwerpunkt auf die Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, in dessen Bereich sich wohl auch die schwergewichtigste Neuvorstellung einreiht: Der FireBull.

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Der „Panzer“ aus dem Nebel
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Die Präsentationshalle im Ulmer Werk von Magirus war Schauplatz der Präsentation der neuen Innovationen. Neben einigen Weiterentwicklungen von bestehenden Systemen präsentierte der Brandschutzexperte unter anderem einen neuen Roboter sowie ein spezielles Tanklöschfahrzeug, den TLF AirCore. Dieses nutzt die Kombination zwischen Wasservorrat und enormer und bewährter Wassernebeldüsentechnik für die mobile Bekämpfung von Bränden in Wäldern und Wiesen. Eine wesentliche Neuerung wurde allerdings erst einen Tag später vorgestellt. Da man damit etwas Probleme hätte, in die Halle einzufahren, machte Magirus CEO Marc Diening neugierig darauf, was auf die Journalisten, die unter entsprechenden Sicherheitsbedingungen zu Gast waren, zukommen würde.

BHM Technik 2020-06-Gänsehaut

KOLOSSALER AUFTRITT
Die Spannung und Neugierde der Journalisten und Reporter am Gelände von Magirus waren groß. Doch dann wurde das Geheimnis der Präsentation gelüftet, als der FireBull mit 10 km/h in Erscheinung trat.

Der „Panzer“ aus dem Nebel

Einige Kilometer entfernt war ein von Magirus mitgenutztes Testgelände Ziel der neugierigen Journalisten, denen dort ein Offroad-Event geboten werden sollte. Was die Neugierigen erwarten sollte, stand klarerweise – trotz bedeckten Witterungsbedingungen – noch in den Sternen, aber gebannt starrten sie schließlich alle, als es hieß, die Präsentation solle beginnen. Nebel und dramatische Musik sorgten für Spannung, bis schlussendlich über eine Böschung wirklich schweres Gerät auf die Gäste zurollte. Ob man das Schwergewicht nun als Panzer oder als umgebaute Pistenraupe bezeichnen mag, es war ein Blickfang für alle: Es war die Premiere des weltweit ersten serienreifen Kettenlöschfahrzeugs, dem FireBull. Ausgestattet mit dem von Magirus bewährtem AirCore-System sowie 9.000 Liter Wasser und weiteren 1.000 Liter Schaummittel im Gepäck rollte ein Löschgerät an, dass bei Flur- und Waldbränden wohl nicht mehr so schnell aufzuhalten ist.

BODENSCHONEND
Man sieht dem FireBull an, dass er einiges an Gewicht auf die Waage bringt. Doch das 30-Tonnen-Fahrzeug übt weniger Druck auf den Boden aus als ein üblicher 6×6-Lkw. Ausgestattet mit der neuen AirCore ist der FireBull eine leistungsstarke Unterstützung bei Waldbränden.

Bewährte Technik vereint

„Die Waldbrand-Ereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass der Bedarf bei Feuerwehr und Einsatzkräften nach schlagkräftigen und technisch ausgereiften Lösungen hoch ist. Der FireBull setzt genau dort an: Er befördert hohe Nutzlasten bei geringstem Bodendruck über schwierigstes Gelände und sorgt dabei für maximale Löschleistung bei gleichzeitiger Sicherheit für die Einsatzkräfte“, sagt Magirus CEO Marc Diening stolz über das Schwergewicht. Mit der Wahl des Fahrgestells bleibt Magirus seiner Linie treu, auf erprobte und praxisgerechte Lösungen zu setzen, die von führenden Herstellern entwickelt wurden und zuverlässig und langfristig einsetzbar sind. Die Marke „PowerBully“ der Kässbohrer Geländefahrzeug AG gehört zu den Weltmarktführern für Kettenfahrzeuge. Vorstand Jens Rottmair ist überzeugt vom Ergebnis der Zusammenarbeit: „Im PowerBully stecken über 50 Jahre erfolgreiche Entwicklungskompetenz und jede Menge praktische Erfahrung bei Arbeits- und Transporteinsätzen in extrem unwegsamem Gelände. Diese verbinden sich mit dem Know-how und der Erfahrung von Magirus bei Feuerwehraufbauten und Löschtechnik zu einem reichweitenstarken Offroad-Spezialfahrzeug für die Feuerwehr und den Katastrophenschutz.” Ansprechpartner für Interessenten ist in erster Linie Magirus in Ulm bzw. für österreichische Feuerwehren das Tochterunternehmen Magirus Lohr. An dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass sich auch im Hause Magirus Lohr gerade so einiges an Neuem tut. Immerhin ist für Jahreswechsel der Umzug des Unternehmens an den neuen Standort in Premstätten bei Graz geplant.

26 Tonnen, aber minimaler Bodendruck

Das PowerBully 18 T-Fahrgestell mit einer Motorleistung von 231 kW (310 PS) verfügt über ein zulässiges Gesamtgewicht von 30.000 kg und erreicht eine Geschwindigkeit von rund 10 km/h. Bei einem Einsatzgewicht von rund 26 Tonnen verfügt das Fahrzeug über ausreichend Reserven für individuelle Anforderungen und Ausstattung. Wo Radfahrzeuge an ihre Grenzen kommen, sorgt der Raupenantrieb für die erforderliche Wendigkeit bei gleichzeitig hohem Fahrkomfort – ganz gleich auf welchem Untergrund. Dank seiner hohen Nutzlast bei geringem Bodendruck von lediglich 0,300 kg/cm²  – 30 mal geringerer Bodendruck als bei einem 6×6-LKW –  und einer Watttiefe von 1.400 cm ist er neben dem Einsatz in unwegsamen Gelände auch bei Moorbränden, Erdfeuern, Schwelbränden oder in sumpfigen Gebieten einsetzbar.

TOP-FUHRPARK
Auch die anderen vorgestellten Fahrzeuge beeindruckten die Vertreter der Fachpresse. Magirus bietet somit eine umfangreiche Produktpalette ganz speziell für Einsätze im Gelände.

Zusätzlich zum Hydro Jet Modul ist das Fahrzeug mit einem pneumatisch ausfahrbaren Dachwerfer ausgestattet. Dieser kann bis zu 6.000 l Wasser pro Minute abgeben.

FireBull macht nicht so schnell halt

Mit einer Steigfähigkeit von 31°(60%) und einer maximalen Neigung quer zum Hang von bis zu 21°(40%) transportiert der FireBull Wasser oder auch die erforderliche Logistik sicher an Hängen hinauf bzw. hinunter. In der Ausführung als FireBull AirCore steht neben einem 10.000 Liter Löschmitteltank (9.000 Liter Wasser, 1.000 Liter Schaummittel) auch die Löschturbine AirCore MFT35-H mit einer Leistung von bis zu 3.500 Litern pro Minute zur Verfügung. Die Wassernebeltechnologie ermöglicht eine effiziente Brandbekämpfung und Befeuchtung des Bewuchses sowie hohe Eindringtiefen in die Vegetation. Die Wasserabgabe kann während der Fahrt im Pump & Roll-Betrieb erfolgen. Neben einem C-Anschluss an der Front sorgen Selbstschutzdüsen und ein Hitzeschutz am Unterboden für maximale Sicherheit für die Besatzung. Gleichzeitig bietet das Konzept eine Vielzahl an Optionen wie beispielsweise größere Tankvolumina und Turbinenvarianten, um für den jeweiligen Bedarfsfall optimal gerüstet zu sein.

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