DIE FEUER-APOKALYPSE
VON LOS ANGELES
DIE FEUER-APOKALYPSE VON LOS ANGELES
TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS JOSH EDELSON / AFP JAE C. HONG / AP, ALLE PICTUREDESK.COM
Im Jänner 2025 erlebte Los Angeles eine der verheerendsten Waldbrandkatastrophen seiner Geschichte. Die Brände, angefacht durch die berüchtigten Santa-Ana-Winde, hinterließen eine Spur der Zerstörung und stellten die Einsatzkräfte vor immense Herausforderungen. Mit dem letzten Tag im Monat galten die Feuer dann als vollständig eingedämmt.
» Die Brände wären vermeidbar gewesen, wenn Gouverneur Newsom die nötige Wasserwiederherstellungserklärung unterzeichnet hätte. Dieses Versäumnis liegt direkt in seiner Verantwortung. « Präsident Donald Trump
Am Morgen des 7. Jänner 2025 brachen im Großraum Los Angeles mehrere Brände aus, darunter das Palisades-Feuer im Westen der Stadt und das Eaton-Feuer nordöstlich in der Region Pasadena. Innerhalb weniger Stunden fraßen sich die Flammen durch die trockene Vegetation und bedrohten dicht besiedelte Gebiete. Die Santa-Ana-Winde, die Geschwindigkeiten von bis zu 140-160 km/h erreichten, trieben die Feuer unaufhaltsam voran.
Chronologie der Ereignisse in Kürze
7. Jänner: Die Brände brechen aus und breiten sich aufgrund der starken Winde rasch aus.
8. Jänner: Die Feuer weiten sich weiter aus, und erste Evakuierungsbefehle werden für die betroffenen Gebiete erlassen.
9. Jänner: Die Brände haben bereits über 2.000 Gebäude zerstört. Die Zahl der Todesopfer steigt.
10. Jänner: Die Einsatzkräfte kämpfen weiterhin gegen die Flammen, doch die starken Winde erschweren die Löscharbeiten erheblich.
15. Jänner: Die Brände sind weiterhin aktiv. Die Zahl der zerstörten Gebäude steigt auf über 12.000.
22. Jänner: Ein neues Feuer, das Hughes-Feuer, bricht in der Nähe des Castaic-Sees aus und zwingt weitere Evakuierungen.
31. Jänner: Die Behörden melden, dass die Palisades- und Eaton-Feuer vollständig eingedämmt sind.
Straßen der Verwüstung
Verkohlte Autowracks und Trümmer säumen die verlassenen Straßen. Die unvorstellbare Gewalt des Feuers hat ganze Viertel verschluckt.
Die extreme Ausbreitung
Die rasche Ausbreitung und der erhebliche Schaden der Waldbrände lassen sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Der menschengemachte Klimawandel hat zu höheren Temperaturen und veränderten Niederschlagsmustern geführt, was die Vegetation austrocknet und anfälliger für Brände macht. Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für solche extremen Feuerwetterbedingungen um 35 % gestiegen ist. Zudem hat sich die feuergefährdete Periode um über drei Wochen verlängert, wodurch die Überschneidung mit den Santa-Ana-Winden zunimmt. Südkalifornien erlebte zudem vor den Bränden eine der trockensten Phasen seit Beginn der Aufzeichnungen. Die anhaltende Dürre führte dazu, dass die Vegetation extrem ausgetrocknet war und somit leicht entzündlich wurde. Diese Bedingungen schufen ein ideales Umfeld für die rasche Ausbreitung von Bränden. Die Santa-Ana-Winde, bekannt für ihre Trockenheit und Stärke, erreichten während der Brände Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h. Diese Winde fachten die Flammen an und trugen brennende Partikel über weite Strecken, was zu neuen Brandherden führte und die Kontrolle der Feuer erschwerte. Berichte deuten darauf hin, dass angesammelte trockene Vegetation und Unterholz die Feuerintensität erhöhten. Kritiker bemängeln, dass trotz wiederholter Warnungen Maßnahmen zur Entfernung dieser potenziellen Brandlasten unzureichend waren, was zur Verschärfung der Brände beitrug. Während der Brände kam es zu Ausfällen bei der Wasserversorgung, was die Brandbekämpfung zusätzlich behinderte. Die bestehende Wasserinfrastruktur war nicht auf den gleichzeitigen Bedarf für den täglichen Gebrauch und die umfangreiche Brandbekämpfung ausgelegt, was die Löscharbeiten erschwerte. Zusammenfassend führten die Kombination aus klimatischen Veränderungen, extremen Wetterbedingungen, unzureichender Vegetationsbewirtschaftung und infrastrukturellen Herausforderungen zu den verheerenden Auswirkungen. Und dass viele Gebäude eher auf Optik als auf eine solide Bauweise setzen, wie wir sie aus Zentraleuropa kennen, ist ebenfalls kein Geheimnis.
Die verheerenden Auswirkungen
Das Palisades-Feuer zerstörte über 6.800 Gebäude und forderte 12 Todesopfer, während das Eaton-Feuer mehr als 9.400 Gebäude vernichtete und 17 Menschenleben kostete. Insgesamt wurden über 100.000 Menschen evakuiert und der Sachschaden wird auf über 250 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Die Herausforderungen der Feuerwehr
Die Feuerwehr von Los Angeles stand vor schier unlösbaren Aufgaben: Die heftigen Winde erschwerten den Einsatz von Löschflugzeugen und ließen die Flammen unberechenbar voranschreiten. Trotz des Einsatzes von über 1.400 Feuerwehrleuten – was in unseren Breitengraden in Relation zur Dimension des Feuers sehr wenige wären, wenn hier bei einem Bauernhofbrand oftmals schon 150 bis 200 Kräfte ausrücken – waren die verfügbaren Mittel angesichts der Brandintensität unzureichend. Die hohe Anzahl simultaner Brandherde erschwerte die Priorisierung und Zuweisung von Einsatzkräften. Die hügelige und schwer zugängliche Landschaft in und um Los Angeles erschwerte den Zugang zu den Brandherden, wodurch bestimmte Gebiete nur aus der Luft erreicht werden konnten. Über 100.000 Menschen mussten evakuiert werden, was eine logistische Mammutaufgabe darstellte. Die Koordination zwischen verschiedenen Behörden und die Gewährleistung der Sicherheit der Bewohner waren dabei von größter Bedeutung.
Viele Bewohner berichteten, dass sie keine rechtzeitigen Evakuierungswarnungen erhielten, was zu Panik und Verzögerungen bei der Evakuierung führte. Eine unabhängige Überprüfung der Notfallbenachrichtigungssysteme wurde eingeleitet, um diese Mängel zu untersuchen.

Das Leben in Schutt und Asche
Bewohner blicken stumm auf die rauchenden Überreste ihrer Viertel – ein Bild der Zerstörung und des unwiederbringlichen Verlusts.
Die Reaktionen der Gesellschaft
Trotz der Widrigkeiten zeigte die Gemeinschaft von Los Angeles bemerkenswerte Solidarität. Gouverneur Gavin Newsom entsandte die Nationalgarde, um die lokalen Einsatzkräfte zu unterstützen. Zudem wurden über 7.500 Notfallhelfer zur Brandbekämpfung eingesetzt. Zahlreiche Freiwillige aus benachbarten Gemeinden, darunter Pasadena und Altadena, beteiligten sich an den Aufräumarbeiten und unterstützten die Evakuierten. Öffentliche Persönlichkeiten wie Chuck Lorre dankten den Feuerwehrleuten öffentlich für ihren Einsatz und hoben deren Bedeutung für die Gemeinschaft hervor.
Lehren für die Zukunft
Die Ereignisse im Januar 2025 unterstreichen die Notwendigkeit einer verbesserten Vorbereitung auf zukünftige Waldbrände. Die Modernisierung von Stromleitungen und anderen potenziellen Brandursachen ist unerlässlich, um zukünftige Brände zu verhindern. Die Effektivität der Evakuierungswarnsysteme muss überprüft und verbessert werden, um sicherzustellen, dass Bewohner rechtzeitig informiert werden. Die Ausstattung und Personalstärke der Feuerwehr sollten angesichts der zunehmenden Intensität und Häufigkeit von Waldbränden erhöht werden. Die Waldbrände von Los Angeles im Januar 2025 haben die Belastungsgrenzen der Feuerwehr und der Gemeinschaft auf die Probe gestellt. Sie dienen als eindringliche Erinnerung an die Bedeutung von Vorbereitung, Zusammenarbeit und kontinuierlicher Verbesserung im Angesicht von Naturkatastrophen. Die Waldbrände in Los Angeles haben die Stadt und ihre Bewohner schwer getroffen. Sie haben jedoch auch den Mut und die Entschlossenheit der Feuerwehrleute und der gesamten Gemeinschaft gezeigt, gemeinsam gegen die Flammen zu kämpfen und die Stadt wieder aufzubauen.