DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

HOFFNUNG

TRÄGT PINK

Hoffnung trägt Pink

TEXT GERNOT FRIESCHER & HAIX
FOTOS LEE WILSON, FRESNO UNIFIED, PINK HEALS

Für gewöhnlich sind die meisten Feuerwehrfahrzeuge auf der Welt rot. Natürlich gibt es auch ein paar Ausnahmen, aber, einigen wir uns doch darauf, dass das klassische Rot in der Welt der Feuerwehr die wohl vorherrschende  Farbe ist. Das gilt im Wesentlichen auch für die USA. Doch wie so oft gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch in diesem Bezug auffällige Ausnahmeerscheinungen. In diesem ganz speziellen Fall wollte man jedoch nicht nur zum Spaß um jeden Preis auffallen, sondern für einen caritativen Zweck für Aufsehen erregen. BRANDHEISS wollte es genau wissen und trat mit dem Gründer und Präsidenten der „Pink Heals Tour“ in Kontakt und ließ sich diese wohl einzigartige Geschichte aus erster Hand erklären.

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Es begann mit einem einzigen in Pink lackiertem Truck. Heute ist es eine der bekanntesten Non-Profit- Organisationen der USA.
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Es begann im Jahre 2007 

Wie so viele großartige und uneigennützige Aktionen, fing auch die Geschichte der „Pink Heals“- Organisation klein an. Mittlerweile ist diese Non-Profit-Organisation eine der größten in den USA und selbst außerhalb der vereinigten Staaten bekannt. Als im engsten Familienkreis von Dave Graybill, dem Gründer und Präsident von „Pink Heals“ und selbst ehemaligen Feuerwehrmann, die schockierende Diagnose des Brustkrebses bestätigt wurde, brach für die Familie vorerst eine Welt in sich zusammen. „Ab diesem Tag war nichts mehr wie es einmal war. Die Erkrankung  kam aus heiterem Himmel und traf uns wie eine gewaltige Schockwelle“, erinnert sich Dave. Durch Gespräche im Freundeskreis, mit Nachbarn und Verwandten fiel Dave allerdings auf, dass es beinahe niemanden in seinem Umfeld gab, der nicht in irgendeiner Form mit der Krankheit Krebs konfrontiert war. Schnell wurde ihm auch klar, dass alle Betroffenen meist ähnliche Sorgen, Ängste oder Zweifel hatten. Was Dave zu diesem Zeitpunkt aber nicht finden konnte, war eine Anlaufstelle mit caritativem Inhalt der speziell an Brustkrebs erkrankten Frauen und deren Familien zur Seite stand. Es gab zwar große, anonyme Spendenorganisationen aber Dave vermisste das Persönliche daran, nämlich den direkten Kontakt von Betroffenen und Unterstützern. Das war auch die „Geburtsstunde“ seiner Vision. Er wollte mit etwas Auffälligem in seiner Gemeinde das Bewusstsein schaffen, dass sehr viele Menschen im engsten Umfeld an Krebs erkranken und somit sehr viele von ihnen auch die gleichen Probleme und Ängste haben. Seine Vision war es, zum einen diesen Personen eine Anlaufstelle zu bieten, um sich auszutauschen aber vor allem durch den Verkauf von „Pink Heals“-Werbeartikeln, Geld für die Betroffenen zu generieren. Geld für Medikamente, Arztkosten und wichtige Therapien.

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Diese Organisation zu betreuen wurde zur Aufgabe meines Lebens.
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„Wir Feuerwehrmänner zeichnen uns durch ein uneigennütziges und aufopferndes Mitwirken in der Gesellschaft aus. Ich wollte diese Einstellung in die Welt tragen, um anderen Krebspatienten zu helfen.“ 

Dabei sollte sich die von Dave ins Leben gerufene Hilfsorganisation keineswegs nur auf die Unterstützung von an Brustkrebserkrankten Frauen beschränken, sondern allen Frauen und deren Familien mit sämtlichen Krebserkrankungen zu gute kommen. „Wir möchten nicht die Krankheit in den Vordergrund stellen, sondern die Menschen, die davon betroffen sind! Das ist der springende Punkt.“ 

Bei allen Auftritten und Kontakten ist es Dave und seinem Team ein besonderes Anliegen, die wichtigen Rollen der Frauen in der Gesellschaft auf besonders hingebungsvolle Weise hervor zu heben.

„Unsere Frauen, Mütter und Töchter leisten Großartiges für deren Familien, für uns und die Gemeinschaft. Täglich erfüllen sie unseren Alltag und unser Leben mit Hingabe, Liebe und Fürsorge. Wir müssen alles uns mögliche tun, um ihnen im Kampf gegen diese scheußliche Krankheit mit der selben Liebe und Hingabe zu unterstützen. Und dieses Bewusstsein möchten wir verstärkt in den Vordergrund bringen und nicht die Krankheiten.“

Warum Feuerwehr als Plattform?

Nun ist die „Pink Heals“-Organisation natürlich weder die einzige noch die erste Organisation, welche sich in Form von Spenden für an Krebs erkrankte Frauen einsetzt. Es ist aber eine in dieser Form einzigartige. Liegt doch der größte Unterschied darin, dass die „Pink Heals“-Organisation mit ihren auffälligen rosaroten Feuerwehrfahrzeugen 10 Monate im Jahr quer durch die USA fahren, um direkt vor Ort mit Unterstützern in Kontakt zu treten. Sie wollen mitten bei den Gemeinden und den Menschen sein und nicht anonym im Hintergrund auf eine „zufällige“ Spende warten. Da dem Gründer und Präsidenten von Pink Heals schon seit Langem die hohe Akzeptanz der Feuerwehr und auch deren enorme Beliebtheit in der Bevölkerung (haben in den USA Feuerwehrleute doch tatsächlich einen Helden-Status in der Zivilbevölkerung) bekannt ist, war ihm rasch klar, dass er mit seiner Organisation auf diese Beliebtheit aufbauen werde. 

Allerdings wollte er keineswegs bei Feuerwehrstationen an schönen Wochenenden in seiner Freizeit Spenden sammeln, nein, er wollte von Anfang an eine Einrichtung aufbauen, welche optisch auffällt, von jeder Gemeinde im ganzen Land selbst initiiert werden kann und die damit unmittelbar in erster Linie auch wieder die in dieser Gemeinde betroffenen Frauen und Familien unterstützt. Die Vorgabe lautete: Dort, wo die Hilfe benötigt wird, von dort sollte sie auch kommen. Dave erklärt diese Philosophie recht eindrucksvoll mit seinen Worten: „Ich will nicht in Seattle eine Spende überweisen, die in einer riesigen Verwaltung verschwindet und für mich nicht nachvollziehbar irgendwo in Florida zur Anwendung kommt! Ich will den Mitgliedern einer Gemeinde helfen, sich gegenseitig zu helfen und somit auch die Zusammengehörigkeit stärken.“

Rasch bekam die Idee von Dave enormen Rückenwind. Nicht nur, dass die Bevölkerung in den Orten, wo die rosa farbigen Trucks auftauchten, unglaublich hilfs- und spendenfreudig waren, es wurden immer mehr Stimmen laut, die fragten, wie man sich an dieser Tour beteiligen könne. Es sei an dieser Stelle jedoch erwähnt, dass es sich nicht um eine bloße „Geldsammel-Tour“ handle. Das Konzept hinter „Pink-Heals“ ist wesentlich weitreichender. So wird nicht nur Geld für an Krebs erkrankten Frauen gesammelt, sondern es wird auch für Frauen und Familien mit anderen gesundheitlichen aber auch gesellschaftlichen Problemen in der jeweils betroffenen Gemeinde gesammelt. Somit trägt die „Pink-Heals“-Organisation einen großen Teil dazu bei, dass in Gemeinden die Hilfe zur Selbsthilfe vorangetrieben wird. Wo auch immer die auffälligen rosaroten Einsatzfahrzeuge im ganzen Land auftauchen, sie polarisieren und wecken Neugierde. Genau das soll auch passieren. Es soll über die rosaroten Löschfahrzeuge gesprochen werden, das ist ja bekanntlich die beste Werbung. Die Veranstaltungen ziehen Menschen an, verbinden, informieren und es entsteht eine nahtlose Verbindung von unter Schicksalsschlägen leidender Personen und jener, die bereit sind, diesen zu helfen bzw. mit einer Spende zu unterstützen. 

Jeder Truck hat einen Namen

Das fraglos auffälligste Merkmal dieser uneigennützigen Organisation ist natürlich die Farbe der vielen Fahrzeuge, seien es Feuerwehrfahrzeuge aber auch Polizei- bzw. Rettungsautos wurden schon für diesen Zweck umgestaltet. Jedes der rosaroten Feuerwehrfahrzeuge trägt einen eigenen (Frauen-)Namen. Diese Namen sind jene von Krebspatientinnen, welche den harten Kampf gegen die Krankheit gewonnen haben und sollen Hoffnung geben. Es entwickelte sich eine Eigendynamik bezüglich der Benennung der Fahrzeuge, denn mittlerweile finden sich neben dem Namen auch unzählige Unterschriften, Zitate, Glückwünsche oder auch Mut zusprechende Sätze mit Filzstift auf den Fahrzeugen geschrieben. Auf manchen Trucks wurde bereits so viel von begeisterten Unterstützern auf die Karosserien geschrieben, dass es kaum noch einen winzigen freien Platz für weitere Kommentare gibt. Wenn man auch noch bedenkt, dass hinter jedem dieser vielen liebevollen und berührenden  Statements nicht nur ein einzelnes „Schicksal“ steht, sondern das einer ganzen damit verbunden Familie liegt, so ist es nur allzu verständlich, dass viele Personen beim Umkreisen der Trucks und beim Lesen der Sprüche in Tränen ausbrechen. 

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Wir rücken nicht die Krankheit in den Vordergrund, sondern die betroffenen Menschen.
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Und doch ist diese ganze Idee so genial wie sie einfach ist. Nichts ist in einer Gemeinde auffälliger als ein pinkes Feuerwehrfahrzeug und sofort fragt sich jeder Betrachter: Was ist hier los? Worum geht es? Natürlich fahren die „Pink Heals“ nicht planlos und unorganisiert in den vereinigten Staaten umher. In enger Absprache und Koordination mit den örtlichen Unterstützern werden regelrechte Wochenendfeste auf die Beine gestellt. Bei diesen mitunter sehr berührenden und emotionalen Aufeinandertreffen von erkrankten Personen, Feuerwehrleuten und Bürgern, wird schon mal die eine oder andere Träne vergossen. Manchmal sind es Tränen aus Mitgefühl über einen erlittenen Verlust und manchmal sind es Tränen der Freude, wenn eine Krankheit besiegt wurde. So lautet einer der hervorstechendsten Aussagen doch: „Du bist nicht alleine!“

Dieser Leitspruch wird auch tatsächlich täglich gelebt. Aus einer Hilfsaktion für nur eine bestimmte Krankheit wurde eine Organisation, die den Betroffenen von unterschiedlichen Krankheiten und deren Familien mittlerweile unterstützend zur Seite steht. 

Und das Wachstum von „Pink Heals“ scheint seinem Gründer, Dave Graybill, recht zu geben. Was im Jahr 2007 mit nur einem einzigen in pink lackiertem Feuerwehrfahrzeug begonnen hatte, ist mittlerweile zu einer in den USA landesweit bekannten Institutionen geworden. Mittlerweile sind  schon über 150 der auffälligen Pinkfiretrucks auf den Straßen der USA unterwegs und es werden laufend mehr. 

Der „National Pink Heals Day“

Wer nun glaubt, bei dieser Hilfsorganisation handle es sich bloß um ein paar einzelne Personen, die in ihrer Freizeit Geld sammeln, der irrt sich allerdings. Mittlerweile wird die „Pink Heals“-Initiative sogar von namhaften Unternehmen wie Apple, Nike, Starbucks oder sogar Ferrari unterstützt. Zu guter Letzt wird am 1. November der „National Pink Heals Day“ gefeiert und zelebriert. Gute Ideen – und hier kann man wohl von einer mehr als nur guten Idee sprechen –  finden in der Regel früher oder später auch den Weg über den großen Teich zu uns nach Europa. So scheint es auch mit dieser Idee zu sein. Findet sich zum Beispiel bereits in der Stadt Liverpool bei der Feuerwache Kensington ebenfalls ein Löschfahrzeug in den Farben rosa/weiß, welches in ähnlicher Weise die Bevölkerung für Krebs und etwaige Vorsorgemaßnahmen sensibilisieren soll.

Auf die abschließende Frage, ob Dave jemals mit solch einer in den USA landesweiten Dimension seiner ursprünglich „kleinen“ Idee geträumt hatte, wird sogar er kurz ruhig, bevor seine Antwort lautete: „Wissen Sie, wir sind eine 100% nicht profitorientierte Organisation. Das Schöne an der ganzen Sache ist, dass jede Hilfe – in welcher Form auch immer – eigentlich gar nicht der Organisation dient, sondern unmittelbar einem Menschen und dessen Familie damit das Leben wieder ein wenig lebenswerter wird. Nichts auf der Welt kann ich mit diesem befriedigenden Gefühl vergleichen!“

Pink Heals Tour

Wer sich selbst mit der Tätigkeit und der Organisation der Pink Heals Tour beschäftigen möchte oder sogar als Unterstützer auftreten will, findet sämtliche Kontaktdaten sowie Informationen unter: 

www.pinkfiretrucks.org

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