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Flammeninferno

in Fort Worth

Flammeninferno in Fort Worth

TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS GLEN E. ELLMAN & PETER MATTHEWS

Am 23. Juni 2025 stand Fort Worth, Texas, unter Schock. Was mit Rauch auf einem Apartmentdach begann, entwickelte sich binnen weniger Minuten zu einem der größten Brandeinsätze in der Geschichte der Stadt. Der Wohnkomplex „The Cooper“ mit fast 400 Wohneinheiten wurde zum Schauplatz eines Sechsfach-Alarms – einer Alarmstufe, die das Fort Worth Fire Department nur in absoluten Ausnahmefällen ausruft. Am Ende waren über 800 Bewohner evakuiert, Hunderte obdachlos, und die Feuerwehr sprach von einem „historischen Einsatz“.

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Es fühlte sich an wie ein Kampf
gegen die Sonne.
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Vom Rauch zum Inferno

Gegen 13:30 Uhr bemerkten Bewohner Rauch aus dem Dachbereich von Gebäude 1. Erste Meldungen deuteten auf eine brennende Klimaanlage hin, später bestätigten Brandermittler einen elektrischen Defekt als Ursache. Zunächst gingen Angriffstrupps unter Atemschutz ins Gebäude, um den Brandherd zu erreichen. Doch die Flammen hatten sich bereits unbemerkt unter der Dachhaut ausgebreitet.

Binnen weniger Minuten schlugen meterhohe Flammen aus dem Dach. Die Einsatzleitung erhöhte die Alarmstufe mehrfach – von Alarm 3 bis hin zum seltenen Alarm 6. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Hier geht es nicht mehr um ein normales Wohnungsfeuer, sondern um einen Kampf gegen ein ausgewachsenes Gebäudefeuer, das eine ganze Nachbarschaft bedrohte.

Einsturzgefahr und Rückzug

Im Dachgeschoss verschlechterte sich die Lage rapide. Hitze und Rauch nahmen dramatisch zu, das Dach begann zu arbeiten. Einsatzleiter und Feuerwehrsprecher Craig Trojacek schilderte später: „Wir mussten die Innenangriffe abbrechen, weil wir erste Anzeichen von Einsturz hatten. Sekunden danach brachen Teile des Daches tatsächlich zusammen.“

Dieser Rückzugsbefehl rettete wahrscheinlich Leben. Minuten später stürzten Deckenkonstruktionen und Träger übereinander, verschachtelten den Brandherd und machten die Brandbekämpfung noch schwieriger. Von nun an galt: Löschangriff nur noch von außen.

Außenangriff mit Hürden

Fünf Drehleitern wurden in Stellung gebracht, Wasserwerfer und Monitore auf die Flammen gerichtet. Über Stunden gaben die Wenderohre tausende Liter Wasser pro Minute auf das Gebäude. Doch die Bauweise des Daches stellte sich als größter Gegner heraus: Eine gummierte Dachhaut verhinderte, dass Wasser in die Glutnester eindrang.

Mit Sägen und Trennwerkzeugen arbeiteten sich Feuerwehrleute mühsam durch die Dachkonstruktion. Trojacek beschrieb das Problem: „Unsere Säbelsägenblätter haben sich im Gummi verklebt – es war fast unmöglich, das Dach aufzukriegen.“ Schließlich setzten die Einsatzkräfte einen Trench Cut – einen langen Schnitt quer über das Dach, der die Ausbreitung stoppen sollte. Eine Taktik, die in dieser Größenordnung selten angewendet wird, hier aber notwendig war.

Zusätzlich mussten Kräfte von Hand Dachpappe, Trümmer und sogar Deckenteile abtragen, um überhaupt Zugang zu den Flammen zu bekommen. Viele Feuerwehrleute berichteten später, dass es einer der kräftezehrendsten Einsätze ihrer Laufbahn war – ein ständiger Wechsel aus Wasserabgabe, Aufstemmen und Zurückziehen.

Gluthitze, Rauch und Temperaturen über 35 Grad – die Feuerwehrleute in Fort Worth kämpften nicht nur gegen die Flammen, sondern auch gegen ihre eigenen körperlichen Grenzen. Mehrfach mussten erschöpfte Kameraden zur Reha aus dem Einsatz gezogen werden. Trotzdem hielten die Teams durch und kämpften neun Stunden ununterbrochen gegen das Inferno.

Extreme Belastung für die Einsatzkräfte

Währenddessen kämpften die Feuerwehrleute nicht nur gegen Flammen, sondern auch gegen das Wetter. Es war ein heißer Junitag mit Temperaturen von über 35 Grad Celsius. In Kombination mit der Strahlungshitze im Einsatzbereich brachte das viele an ihre körperlichen Grenzen.

Sechs Einsatzkräfte erlitten Hitzeerschöpfung und mussten medizinisch behandelt werden. Um weitere Ausfälle zu verhindern, setzte die Einsatzleitung auf strikte Rotation: Trupps wurden regelmäßig ausgetauscht, im Reha-Bereich mit Wasser versorgt und heruntergekühlt, bevor sie erneut zum Einsatz kamen. Ein Feuerwehrmann beschrieb es so: „Es fühlte sich an, als kämpfst du gleichzeitig gegen ein Haus und gegen die Sonne.“

Nach etwa neun Stunden meldete die Einsatzleitung am Abend: „Feuer weitgehend unter Kontrolle.“ Glutnester wurden jedoch noch bis in den nächsten Tag hinein bekämpft.

Rettung und Evakuierung

Besonders bemerkenswert: Trotz der Dimension des Brandes gab es keine Todesopfer. Alle Bewohner konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Ein Mann im Dachgeschoss wurde mit der Drehleiter gerettet und mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Auch für Haustiere war der Einsatz dramatisch. Feuerwehrleute durchsuchten verrauchte Wohnungen, brachten Katzen, Hunde und Kleintiere ins Freie. Für viele Bewohner war das Wiedersehen mit ihren Tieren nach der Evakuierung ein Lichtblick inmitten der Katastrophe.

Die Evakuierung selbst lief hektisch, aber geordnet. Sirenen, Lautsprecherdurchsagen, klopfende Feuerwehrleute an Türen – und immer wieder der Druck, keine Zeit zu verlieren. Manche Bewohner flohen barfuß auf die Straße, andere packten in Sekunden die wichtigsten Dokumente ein. Viele verloren alles, was sie besaßen, und standen buchstäblich nur noch mit den Kleidern am Leib vor ihrem zerstörten Zuhause. Insgesamt mussten 834 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

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Ohne Rückzug hätten wir eigene Opfer beklagen müssen.
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Hilfe für die Betroffenen

Noch während die Flammen loderten, rückte das Amerikanische Rote Kreuz an und richtete im nahegelegenen Charles H. Haws Athletic Center eine Notunterkunft ein. Dort gab es Feldbetten, warme Mahlzeiten, Kleidung und sogar Platz für Haustiere.

Viele Bewohner waren geschockt und orientierungslos. Bewohnerin Khelsie Hodges brachte es auf den Punkt: „Die letzten Tage waren traumatisch. Man stellt sich ständig Fragen und versucht, den nächsten Schritt zu planen.“

Schnell bildete sich eine Welle der Solidarität. Lokale Organisationen, Kirchen und Unternehmen sammelten Spenden. Restaurants lieferten Essen an Einsatzkräfte und Betroffene. Nachbarn brachten Wasser, Decken und Ladekabel zu den Notunterkünften. Die Stadt und das United Way of Tarrant County richteten den „Cooper Fire Relief Fund“ ein, um finanzielle Hilfe bereitzustellen.

Besonders bewegend war die spontane Hilfe vor Ort: Bürger erschienen an der Absperrung mit Getränken und Sandwiches für erschöpfte Feuerwehrleute. Für viele Einsatzkräfte war das ein starkes Signal – inmitten von Chaos und Flammen zeigte die Stadt ihr Herz.

Stimmen aus der Einsatzleitung

Nach dem Brand sprachen Verantwortliche offen über die Dimension des Einsatzes. Feuerwehrsprecher Craig Trojacek nannte ihn einen der „anspruchsvollsten und gefährlichsten“ Brände in der jüngeren Geschichte von Fort Worth. Besonders die Kombination aus Einsturzgefahr, versteckten Glutnestern und extremer Hitze habe den Einsatzkräften alles abverlangt.

834 Bewohner verloren durch den Brand ihr Zuhause, viele mit nichts als den Kleidern am Leib. Feuerwehrleute retteten Menschen aus verrauchten Wohnungen, sogar Haustiere wurden geborgen. Noch in der Nacht stellten Hilfsorganisationen Notquartiere bereit.

Fünf Drehleitern, tausende Liter Wasser und trotzdem kaum Wirkung: Die gummierte Dachhaut von „The Cooper“ verhinderte, dass Löschwasser die Glutnester erreichte. Feuerwehrleute kämpften mit Sägen, Trennwerkzeugen und setzten einen seltenen Trench Cut, um die Flammen einzudämmen. Dieser Einsatz verlangte Improvisation, Härte und unermüdliche Ausdauer – ein Lehrstück moderner Gebäudebrandbekämpfung.

Einsatzleiter und Feuerwehrsprecher beschrieben das Feuer als „historisch“ und „gefährlich wie selten zuvor“. Frühzeitige Entscheidungen wie der Abbruch des Innenangriffs verhinderten Schlimmeres. Für viele Einsatzkräfte wurde der Brand zu einem Lehrbeispiel: klare Kommunikation, Rotation der Kräfte und taktische Flexibilität. Die Lehren dieses Einsatzes fließen nun in die Ausbildung künftiger Feuerwehrgenerationen ein.

Feuerwehrchef Jim Davis betonte, dass die Sicherheitskultur den entscheidenden Unterschied machte: „Wir haben frühzeitig den Innenangriff abgebrochen, als das Risiko zu hoch wurde. Diese Entscheidung hat vermutlich verhindert, dass wir Opfer in den eigenen Reihen zu beklagen haben.“

Für viele Feuerwehrleute war der Einsatz ein Lehrstück: wie wichtig klare Kommunikation, Rotation der Kräfte und improvisierte Taktiken wie der Trench Cut sind, wenn Standardmethoden an ihre Grenzen stoßen. Davis kündigte an, die Erfahrungen in künftige Trainingsprogramme einzubauen, um noch besser auf ähnliche Szenarien vorbereitet zu sein.

 

Bilanz und Lehren

Das Ausmaß der Zerstörung ist gewaltig: Hunderte Wohnungen sind unbewohnbar, Teile des Komplexes einsturzgefährdet. Die Schadenshöhe wird auf viele Millionen geschätzt. Für die Bewohner bedeutet das einen langen Weg zurück – viele standen buchstäblich vor dem Nichts.

Für die Feuerwehr war es ein Einsatz, der in Erinnerung bleibt: ein Sechsfach-Alarm, neun Stunden Vollkampf, Dachkonstruktionen, die selbst erfahrene Einsatzkräfte an ihre Grenzen brachten.

Und doch zeigt die Bilanz auch Positives: keine Toten, nur wenige Verletzte und eine Stadt, die in der Katastrophe zusammenrückte.

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