ZEIT
KRITISCH
Zeit kritisch
TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS FW DACHAU
Die Feuerwehr Dachau in Bayern präsentierte gegen Jahresende 2023 ihr brandneues Imagevideo. Ein Video, dass sich kritisch mit aktuellen Themen wie Gendergerechtigkeit, Klimakleber sowie Künstlicher Intelligenz befasst und damit völlig aus der Reihe anderer Werke tanzt. Der bayrische Dialekt macht das Video zudem zu einem Erlebnis.
Gendergerechtigkeit, Künstliche Intelligenz, E-Mobilität und Klimakleber – das sind gesellschaftspolitische Themen mit Sprengstoffpotenzial. Wer könnte solche „heißen Eisen“ humorvoll für die eigene Sache aufgreifen, wenn nicht wir? Genau das haben wir von der Feuerwehr Dachau getan. Nach unserer erfolgreichen Wette22 gegen Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, die deutschlandweit für Aufsehen und eine der erfolgreichsten Mitgliedergewinnungskampagnen einer Feuerwehr überhaupt gesorgt hat, geht unser Projekt nun in die nächste Runde – diesmal mit einem frechen und provokanten Film.
Klare Ansage zur Vorgehensweise
In unserem rund dreiminütigen Video-Clip skizzieren wir aus dem Nord-Osten Münchens auf satirische Art und Weise einen heutzutage „typischen“ Feuerwehreinsatz. Alarmiert zu einem brennenden Haus, in dem sich offensichtlich noch Personen befinden, die gerettet werden müssen, macht unser Kommandant – im Film gespielt von Gerd Lobmeier, stellvertretender Kommandant der Dachauer Wehr im echten Leben – eine klare Ansage zur Vorgehensweise. Doch statt dieser wie üblich Folge zu leisten, wollen unsere Feuerwehrfrauen und -männer diesmal die beste Vorgehensweise erst einmal „ausdiskutieren und gemeinsam basisdemokratisch eine Entscheidung treffen“.
Unerwartete Probleme
Auch im weiteren Verlauf des Einsatzes kämpft der zunehmend genervte Kommandant mit unerwarteten Problemen: Die Drehleiter ist nicht einsatzbereit, weil sie kürzlich auf E-Mobilität umgerüstet wurde und man sie vergessen hatte zu laden. Ein Feuerwehrler meldet sich per Videoanruf von der Couch, weil er heute mal „aus dem Home Office am Einsatzgeschehen teilnehmen möchte“ und die von den Feuerwehren live vor Ort befragte Künstliche Intelligenz warnt sogar davor, den Brand zu löschen, da dies gefährlich sein könnte.
» Wir wollten neue Mitgleider einmal anders ansprechen als gewohnt. «
Damit es nicht so weit kommt
Die Aufforderung des Kommandanten, dass man für solch einen Blödsinn keine Zeit habe und sofort „zwei Mann“ in das brennende Haus gehen sollen, quittieren die Einsatzkräfte schließlich nur mit einem Verweis auf die mangelnde Gendergerechtigkeit. Schließlich könnten auch zwei Frauen oder noch besser „zwei männlich/weiblich/divers“ da reingehen. Als schließlich auch noch Klimakleber die letzten verfügbaren Einsatzwägen blockieren, kommt für die hilfesuchenden Personen in dem brennenden Gebäude leider jede Hilfe zu spät. „Damit es nicht so weit kommt, komm du zu uns“, lautet die Botschaft der Feuerwehr Dachau am Ende des Films.
Dachauer Gemeinschaftswerk
Dieses Filmprojekt ist ein echtes Dachauer Gemeinschaftswerk: Herausgeber sind wir, die Feuerwehr Dachau, in Kooperation mit dem Kreisfeuerwehrverband Dachau e.V. Die Idee für den Clip stammt von der Marketing- und Kommunikationsagentur Weimer & Paulus GmbH, gedreht wurde mit Genehmigung der Firma Quarterback auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik und alle „Schauspieler“ sind echte Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Dachau oder weiterer Wehren aus dem Landkreis. Finanziell ermöglicht wurde das Projekt durch eine Förderung des Stifterforums der Sparkasse Dachau. Weitere Unterstützer sind die Firmen Haix aus Mainburg sowie MAN Truck & Bus Deutschland.
Projekt mit Spaß
„Das Projekt hat riesigen Spaß gemacht. Der Film ist frech, auch ein wenig provokant, aber natürlich mit einem riesigen Augenzwinkern zu verstehen“, betont Florian Reiter, 1. Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Dachau. „Der Film ist selbstverständlich total überspitzt und überzeichnet. Er passt damit perfekt in unser Konzept, neue Mitglieder mal etwas anders anzusprechen als gewohnt“, so Reiter. „Einsätze laufen bei uns in keinster Weise so ab – und damit das noch lange so bleibt, sind alle dazu aufgerufen, die Feuerwehren im Landkreis Dachau zu unterstützen.“