DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

ZWEI AUF

EINEN SCHLAG

ZWEI AUF EINEN SCHLAG

TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS FF PIBERSCHLAG

Am neuesten MAN-Fahrgestell  ist das Rüstlöschfahrzeug der Feuerwehr Piberschlag  aufgebaut, das seit kurzem als Austauschfahrzeug für den  Vorgänger in der Garage steht. Auch bei den Displayanzeigen hat sich was getan. Zu Gast in der Gemeinde Vorderweißenbach haben wir uns das Fahrzeug angesehen.

In der Marktgemeinde Vorderweißenbach sind in der flächenmäßig größten Gemeinde des Bezirkes Urfahr-Umgebung 3.000 Einwohner zuhause. Zurückzuführen ist die große Fläche übrigens auf die Fusionierung mit der Gemeinde Schönegg, die per 1. Jänner 2018 in Kraft getreten ist. „Schönegg lag im Bezirk Rohrbach, sodass nicht nur die Bezirksgrenzen neu gezogen worden sind, sondern auch eine Neubewertung der Gemeinde über die Gefahren- und Entwicklungsplanung GEP erforderlich wurde“, erzählt Feuerwehrkommandant Helmut Atzmüller im Vorfeld. 

Wegfall des KLF

Bei der GEP wurde auch fixiert, dass das 25 Jahre alte Rüstlöschfahrzeug ausgetauscht und durch ein Neufahrzeug ersetzt werden würde. Gleichzeitig jedoch würde auch das bestehende Kleinlöschfahrzeug der FF Piberschlag auslaufen und nicht mehr ersetzt werden. Dies war klarerweise auch im neu zu beschaffenden Rüstlöschfahrzeug ausrüstungstechnisch zu berücksichtigen. 

Der Neue kommt

Nach den obligaten Vorbereitungen und Ausschreibungen kam der Neuling, aufgebaut auf einem 18 Tonnen MAN-Fahrgestell (TGM 18.320, Euro 6) mit einem Radstand von 4.200 mm und einer vorgesehenen Besatzung von 1:6 zur Feuerwehr in Piberschlag. Nach seiner ersten Einarbeitungszeit in der Wehr war es dann im Spätherbst auch höchste Zeit, das Fahrzeug bildlich in Szene zu setzen. Der vereinbarte Samstag bot jedoch alles andere als tolle Bedingungen – ein dichtes grau in grau durchzog das Mühlviertel. Entgegen allen Erwartungen sollte das jedoch dem Shooting keinen Einhalt bieten. 

An der Front des MAN sticht die fix montierte Straßenwaschanlage sofort ins Auge. Die ebenfalls in dem Bereich angebrachte Rotzler-Treibmatic-Seilwinde weist eine Zugkraft von acht Tonnen auf.

Technikzentrum, Raum 1

Hier findet sich fast alles, was die technische Hilfeleistung betrifft. Angefangen vom hydraulischen Rettungsgerät, Stabfast-System, Wagenheber, Umlenkrollen, Schäkel, Zahnstangengewinde, Rettungsplattform, Rundschlingen (8 t), Hebebänder, Kettengehänge, Schleifkorbtrage und Spineboard finden wir hier jede Menge dafür notwendige Ausrüstung, bis hin zur 30 m Kabeltrommel mit 2x 400 V und 2x 230 V Volt Steckdosen. Diese sind alle geschirmt, was ein vollständiges Abrollen des Kabels im Betrieb überflüssig macht.

ES WERDE LICHT
Ob Lichtmast oder Umfeldbeleuchtung, leistungsstark ist die Beleuchtung des neuen Fahrzeuges auf alle Fälle. Auch ein punktgenauer, beweglicher Lichtstrahl kann mit dem Lichtmast erzeugt werden!

Akkuwerkzeugzentrale, Raum 3

Einen Raum weiter finden wir eine Akkuwerkzeugzentrale. Ein Trend, der in der letzten Zeit bereits mehrfach erkennbar ist, hat sich auch hier durchgesetzt. Weg von der Elektrik samt Kabel, hin zum Akkugerät. Ob nun Akkuschrauber, Schlagschrauber, Säbelsäge, Trennschleifer oder Schlagbohrmaschine – alle möglichen benötigten „Heimwerker“-Werkzeuge sind hier in gut bestückten Koffern rasch zu entnehmen und stammen durch die Bank von Milwaukee. 

Handrad-Abgang

Geräteraum fünf ist auch hier prägend von den wasserführenden Armaturen und „Ausrüstungszentrale“ für die Brandbekämpfung. Nicht fehlen dürfen zwei vorbereitete Schlauchtragekörbe (mit C52- und C42-Schläuchen hat man je 60 Meter), ein Rauchvorhang, Schlauchpakete für die Atemschutztrupps sowie ein fix vorbereiteter Verteiler samt angeschlossenem B-Schlauch, der sich rasch von einer Person ausziehen lässt. Auffallend ist hier, dass man sich zum Öffnen der B-Abgänge nicht für die ansonsten üblichen Gitter-Handräder entschiedenen hat. Hier wurde eine Handradvariante gewählt, die per Handgriff das schnelle und natürlich ebenso stufenlose Drehen zum Öffnen und Schließen des Abgangs ermöglicht. 

Neues Pumpendisplay

Nur wenige Schritte weiter sind wir an einem weiteren Herzstück des RLF-A angelangt – bei der Einbaupumpe. Hier findet sich der Hochdruckangriff samt der zugehörigen Haspel mit 60 Meter Schlauchreserve. Neben der inzwischen gewohnt kompakten Ausstattung des Pumpenraumes fällt bei näherem Hinsehen jedoch eines ins Auge: Rosenbauer hat das Touch-Display sowohl in der Anordnung als auch in der Optik einer Überarbeitung unterzogen. Gleiches gilt übrigens auch für jenes für den Fahrer am Fahrerstand. Die Bedienung ist einfach wie zuvor. Die Taste „Einsatz Start“ nimmt mit einem Knopfdruck die wichtigsten Geräte in Betrieb (Umfeldbeleuchtung, Verkehrsleiteinrichtung, Frontblitzer werden abgeschaltet, …). Ob man die Bedienung nun mit oder ohne Einsatzhandschuhen vornimmt, sollte keinen Unterschied darstellen. 

Schäumen, löschen, säubern

Angelangt beim Raum 6 finden sich die Utensilien für die erste Löschhilfe. Mehrere Feuerlöscher stehen dort in einem ausklappbaren Fach zur Entnahme bereit. Schon fast Standard ist bei den Tank- und Rüstlöschfahrzeugen ebenso der Schnellangriff für Wasser und Schaum.

Gerade in Zeiten wie diesen ist natürlich auch die Hygiene ein wichtiger Bestandteil im Einsatz. Um dem gerecht werden zu können, durfte auch ein Hygieneboard für Waschen und Desinfizieren nicht fehlen. Abgerundet wird das Ausrüstungsangebot im Raum 6 durch einen Druckluftanschluss.

ALLES HAT SEINEN PLATZ
Bei der Ausstattung der Technikräume wurde nichts dem Zufall überlassen. Übersichtlich und auch ergonomisch hat jedes Tool seinen Platz. Im Pumpenraum fällt das von Rosenbauer neueste und überarbeitete Touch-Display auf.

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DAS NEUE RLFA ERSETZT DAS ALTE UND AUCH EIN KLEINLÖSCH- FAHRZEUG.
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Tauchpumpen statt Saugschläuche

Gegen Ende des Rundgangs um das RLF-A 2000 erreichen wir Raum 2, wo neben dem RS 14 Notstromerzeuger gleich einmal die beiden 800 Liter Tauchpumpen ins Auge stechen. Statt dem fixen Dachwerfer wich man auf einen tragbaren Monitor RB 6 aus. Neben Hebekissen, Druckschlauchhaspel, Hochleistungslüfter, LED-Fluter und diversen Gerätschaften für die Absicherung sowie Reserve-Atemschutzflaschen (300 bar) stößt man dann auch noch auf eine Biertisch-Garnitur, bestehend aus einem Tisch und zwei Bänken. Wer nun meint, dieses Utensil würde dem gemütlichen Zusammensitzen am Einsatzort dienen, irrt gewaltig. Das Tool führt man für die Atemschutzgeräteträger mit. Sie können darauf ihre Geräte bzw. Flaschen wechseln. 

„Birdview“ – Rundumblick durch den Fahrer

Beim Einstieg in die Mannschaftskabine bleibt der Blick gleich einmal auf einen LED-Monitor in der Mitte rechts vom Fahrer stehen. Es ist mehr oder weniger bzw. einfach formuliert ein (optional zu beziehendes) Rundumblick-System, der sogenannte Rosenbauer-Birdview. Dieses erlaubt anhand eines Kamerasystems variable Ansichts-Modi und soll einen Beitrag für noch mehr Fahrsicherheit leisten. Es zeigt über die 360° Vogelperspektive die unmittelbare Umgebung des Fahrzeuges und schaltet somit auch die toten Winkel aus.

Im Mannschaftsraum finden wir schlussendlich neue 300 bar Atemschutzgeräte von MSA Auer, sechs Protos Helme für den technischen Einsatz sowie einen gut bestückten Action-Tower. Darin und darauf befinden sich Funkgeräte, Leuchten, zwei Ladegeräte für die Akkugeräte, Wärmebildkamera, ein ausziehbarer Tisch und eine Kühlbox für und mit Mineralwasser. Klimaanlage, Standheizung, Kartenmaterial und Brandschutzpläne runden das Equipment im Bereich der Mannschaftskabine ab.

BOLLWERK AN NEUHEITEN
Der Mannschaftsraum ist nicht nur ergonomisch auf neuestem Stand der Technik, Klimaanlage und Standheizung erhöhen den Komfort und somit die körperliche Leistungsfähigkeit.

Punktgenaue Licht-Power

Die letzte Station führt uns zwecks Erleuchtung im technischen Sinn zu einer tief mitten in einem Wald gelegenen kleinen Kirche. Hier kann der neue Flexilight-Lichtmast nicht nur seine neue, sondern auch seine konzentrierte Leuchtkraft ausspielen. Durch den dreh- und schwenkbaren Lichtmastkopf lässt sich nun ein wanderbarer Lichtkegel, ein fast punktgenauer Lichtstrahl erzeugen. Die Bedienung erfolgt übrigens vollständig über die Fernbedienung, die im Pumpenraum (Heck) platziert ist. Sie erlaubt nicht nur das Handling über Kabel, sondern auch über Funk und funktioniert über eine Distanz von 100 Metern! 

 

Geschafft

Das Tageslicht hat sich inzwischen verabschiedet. Mit den Fotos hier haben wir das neue RLF-A der Feuerwehr Piberschlag umfassend auf Bildern festgehalten. Lediglich eine Tätigkeit bleibt bei der Rückkehr ins Feuerwehrhaus noch übrig: die sofortige Fahrzeugreinigung, um das Gemüt das Gerätewartes doch bei Laune zu halten. 

Abschließend sei noch erwähnt, dass das Vorgänger-RLF der Feuerwehr Piberschlag inzwischen bei der Freiwilligen Feuerwehr Zugló in Budapest weiterhin seine Dienste leistet.

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