DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

AUF ZUM

GARDASEE

Auf zum Gardasee

TEXT THOMAS PFEFFER, PRESSESPRECHER FF WAGING AM SEE

FOTOS FF WAGING AM SEE

Wohnt man nicht gerade am Gardasee, dann ist wohl „Urlaub“ das erste, woran man beim Begriff „Gardasee“ denk. Anders war es bei einigen Mitgliedern der Freiw. Feuerwehr Waging am See (Deutschland). Sie rückten auch zum Gardasee ab, jedoch in dienstlicher Mission. Am Programm stand nämlich ein ungewöhnliches Wasserdienst-Ausbildungswochenende.

Bereits vor über drei Jahren wurde seitens der Freiw. Feuerwehr Waging am See aus dem bayrischen Landkreis Traunstein Kontakt mit der Feuerwehr aus Riva del Garda aufgenommen, um ein gemeinsames Ausbildungswochenende durchzuführen. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Termine allerdings immer wieder verschoben werden. 2022 wurden dann die sprichwörtlichen „Nägel mit Köpfen” gemacht.

Da gab es einiges zu organisieren

Nachdem dieses Ausbildungswochenende von der Marktgemeinde Waging am See abgesegnet worden war, konnten die letzten Planungen gestartet werden. Wie Thomas Pfeffer, der bei der Waginger Feuerwehr für die Bootsausbildung zuständig ist, berichtet, war vor der Abreise zu der Feuerwehr in der italienischen Provinz Trentino einiges zu organisieren: „Wir erkundigten uns beim Landesfeuerwehrverband Bayern, was hierbei alles zu beachten sei. Das Bundesministerium für Inneres in Österreich genehmigte uns sogar eine Mautbefreiung auf der österreichischen Autobahn und beim Brennerpass. Die Kosten in Italien übernahmen die Verantwortlichen der Feuerwehr Riva.”

Fahrzeug und Gerät vorbereiten

An den drei Tagen vor der Abreise galt es dann, die Fahrzeuge und Gerätschaften startklar zu machen. Das in den Sommermonaten am See stationierte Mehrzweckboot musste verladen werden, Boot- und Fahrzeuge wurden gereinigt, überprüft und natürlich mussten das Gepäck und weitere Ausrüstung verladen werden. Gemeinsam mit Romulo Guizzetti aus Riva, Thomas Pfeffer als Vertreter der Bootsführer und Martin Domann als Wasserretterausbilder wurden dann die Abschlussplanungen im wahrsten Sinne des Wortes „festgezurrt”.

10 Mann auf großer Reise

Zehn Feuerwehrmitglieder aus Waging machten sich dann auf die Reise. Neben den beiden Organisatoren Thomas Pfeffer und Martin Domann waren noch der stellvertretende Vorsitzende Maximilian Danzl, Daniel Drießlein, Anton Groschack (beruflich Leiter der Integrierten Leitstelle Traunstein), Max Huber, Christian Lapper, Florian Metzger, Roland Neumann und Erich Wieland dabei. Zu Besuch kam dann noch der Waginger Ehrenkommandant Alois Pfeffer mit seiner Frau Theresia Pfeffer, die an diesem Wochenende einen Urlaub in Riva genossen und aufgrund der Italienischkenntnisse als „Dolmetscher” am Abend eingesetzt wurden.

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DER BRENNER WURDE PROBLEMLOS BEZWUNGEN
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Auf geht’s über den Brenner

Mit im Gepäck war ein offizieller Geschenkkorb des Marktes Waging am See, italienisches Infomaterial über den Waginger See und Souvenirs der Waginger Tourist Info sowie mehrere Informationen wie Jahresberichte und Chroniken über die Waginger Feuerwehr, die sich mit den besten Grüßen von Bürgermeister Matthias Baderhuber auf den Weg über den Brenner machten. Bereits im Vorfeld erhielten alle Teilnehmer von der Tourist Info Trentino in Riva die Erlaubnis für die Dauer des Aufenthaltes alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Region gratis nutzen zu dürfen und auch freien Eintritt bei vielen Museen und Sehenswürdigkeiten – leider blieb aufgrund des eng getakteten Zeitplans nicht allzu viel Zeit, die Highlights des Ortes lange zu bewundern. Der in der Mautbefreiung vom Ministerium für Inneres in Österreich bezeichnete „Zivilschutzkonvoi Deutschland” machte sich dann mit dem Gerätewagen Logistik (GW-L2), dem Mehrzweckboot (MZB) und dem Mannschaftstransportwagen (MTW) der Waginger Feuerwehr auf den Weg. Mit dabei war die benötigte Ausrüstung für die Übungen auf und im Wasser.

60 Ehrenamtliche fahren 1.000 Einsätze

Kurz nach der Ankunft gab es auch gleich eine Führung durch die Fahrzeughallen der großen Feuerwache in Riva. Die rund 60 ehrenamtlichen Helfer der 18.000 Einwohner fassenden Stadt rücken im Jahr zu etwa 1.000 Einsätzen aus. In einem 24-Stunden-Betrieb besetzen sie sogar die Rettungsleitstelle in Riva, tagsüber durch Personal der Gemeinde und am Abend und am Wochenende durch die ehrenamtlichen Helfer. Die Feuerwehr Riva del Garda wurde 1864 gegründet. Ursprünglich war diese eine bewaffnete Bürgerwehr, aus der sich dann die Brandschützer entwickelten. Wie den Wagingern berichtet wurde, gehörte damals Riva noch zu Österreich und die Hauptstadt Wien mit ihren Streitkräften war weit weg. Daher mussten sie sich im Falle einer Bedrohung selbst verteidigen.

Trentino ähnelt unseren Strukturen

Die Provinz Trentino verwaltet sich im Gegensatz zum restlichen Staatsgebiet von Italien selbstständig. „Die Feuerwehr in Italien besteht zum Großteil aus Berufsfeuerwehren ausschließlich in größeren Städten”, wie Thomas Pfeffer zu berichten weiß. „Die Feuerwehren in der autonomen Provinz Trentino sind allerdings ähnlich strukturiert wie die Feuerwehren in Bayern. Diese sind auf Ebene der Führung, Verwaltung und einsatztaktischen Organisation mit Einsatzleiter, Zugführer, Gruppenführer und Mannschaft ähnlich organisiert wie bei uns”.

Ausbildungsziele
Die sichere Handhabung von Feuerwehrbooten auch auf unbekanntem Gewässer war einer der Schwerpunkte der Übung – starker Wellengang inklusive.

Ausbildung auf dem Gardasee und dem Fluss Sarca

„Bei den Übungseinheiten, die unsere Kameraden aus Riva für uns ausgearbeitet hatten, wurden wir dann auch ganz schön gefordert”, so Martin Domann. „Das Ausbildungsziel war die sichere Handhabung von Feuerwehrbooten auf unbekanntem Gewässer, die durch starken Wellengang, Windstärke und Strömungen beeinflusst wurden.” Zu Beginn jedoch stand Theorie im Schulungsraum des Feuerwehrhauses auf dem Programm. Die praktischen Übungsfahrten starteten dann im „historischen Hafen” direkt im Ortskern von Riva, sowie im Yacht-Hafen „Porto San Nicolo”, wo auch die Feuerwehr und weitere Wasserrettungseinheiten sowie die Polizei stationiert sind.

Weitere Übungseinheiten fanden im Fluss „Sarca” bei Torbole und am „Cascata del Ponale”, einem Wasserfall am Uferweg zwischen Riva und Limone statt. Zum Einsatz kamen dabei mehrere Feuerwehrboote und auch der Rettungs-Jet-Ski aus Riva, ein ganz besonderes Einsatzmittel, welches sich aber für die Personenrettung als äußerst praktikabel erwies. Zusätzlich wurde noch die Personenrettung aus einem Fluss mit verschiedenen Wurfbeuteln geübt.

Vorsicht Wetter

Zu beachten waren die verschiedenen Windverhältnisse am Gardasee. Aus dem Süden kommt die „Ora”, der berühmteste Wind des oberen Gardasees und ein geläufiger Begriff für Segler und Surfer aus aller Welt. Im Tagesverlauf wechselt sich die Ora mit dem „Pelér“ aus dem Norden ab, weshalb windtechnisch immer etwas geboten ist. Der Wind „Balin” entfaltet sich vom Ballino Berg über das nordwestliche Tal von Riva. Er setzt meistens nach starker Abkühlung ein und bezieht dieselbe Zone wie der Pelér. Der Balin weht wesentlich stärker und wird von den Bergen im Norden auf die Seemitte zurückgeworfen. Er bewegt durch seine Stärke sehr viel Wasser und kann daher Wellenhöhen bis zu 1,50 Meter erzeugen.

 

Windspiel
Ständig zu beachten galt es auch die Windverhältnisse am Gardasee. Bei aufkommendem Wind sind Wellen von 1,5 m Höhe keine Seltenheit. Mit dem Rettungs-Jet-Ski muss man dann schon gut aufpassen.

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WÄHREND DER AUSBILDUNG GALT ES EINEN REALEN UNFALL ZU BEWÄLTIGEN
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Feuerwehr ist auch Wasserretter

„Im Unterschied zu Bayern übernimmt die Wasserrettung am Gardasee hauptsächlich die Feuerwehr und den Zivilschutz, auch wenn es weitere Rettungsdienste gibt”, so Martin Domann. „Diese sind aber im Jahr nicht immer durchgehend besetzt. Daher bekamen wir noch einen „Schnellkurs” mit den italienischen Erkenntnissen der Wasserrettung. Bei uns werden in einem solchen Fall die Helfer der Wasserwachten und der DLRG alarmiert. Die zusätzlich alarmierte Feuerwehr unterstützt in der Heimat mit Material und Mannschaft.”

 

Realeinsatz auf der Straße

Neben den Ausbildungen wurden die Feuerwehrmänner aus Waging auch mit einem echten Einsatz konfrontiert. Während einer Besorgungsfahrt fand genau auf dieser Strecke ein Verkehrsunfall statt. Kurzerhand wurden die bayerischen Kameraden ausgerüstet und unterstützten die Kräfte aus Italien, um die Fahrbahn schnellstmöglich wieder freizubekommen.

Kameradschaftspflege Trentino und Rupertiwinkel

Verpflegt wurden die Mitglieder der Waginger Feurwehr auf das Beste! „Uns wurde nicht nur ein Appartement auf Kosten der Feuerwehr Riva zur Verfügung gestellt, sondern wir wurden auch typisch italienisch verpflegt”, erwähnt der stellvertretende Vorsitzende Maximilian Danzl. „Kaffee in sämtlichen Varianten, typisches italienisches Frühstück, Pasta zu Mittag und am Abend ein reichhaltiges Menü – die Italiener legen großen Wert auf Qualität.” Die „Mitbringsel” aus Bayern konnten dann am Abend überreicht werden. „Da die Feuerwehr Riva kurz vor der Beschaffung eines neuen Löschfahrzeuges stand, hätten sie sich besonders für die Technik des Waginger Tanklöschfahrzeuges interessiert”, so Thomas Pfeffer. „Wir haben ihnen als Ersatz dafür „unser” Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 als Fahrzeugmodell im Maßstab 1:87 überreicht, und erhielten dafür große Jubelrufe von Seiten der Italiener.”

 

Unvermeidbarer Abschied 

Am nächsten Tag stand dann der unvermeidliche Abschied auf dem Programm. Comandante Graziano Boroni, Vice Comandante Massimio Spada, Zugführer Stefano Ropelato sowie Ispettore Distrettuale Marco Menegatti – bei uns in etwa die Funktion eines Kreisbrandrates – natürlich Romulo Guizzetti und viele weitere „Vigile” der Feuerwehr verabschiedeten die Gäste aus dem Rupertiwinkel. Mit mehreren Geschenken, unter anderem einer Auszeichnung des „Unione Distrettuale Vigili del fuoco Volontari Alto Garda e Ledro”, also dem dortigen Bezirksfeuerwehrverband, ging es dann wieder heimwärts – mit aufgefrischtem Feuerwehr-Fachwissen, zahlreichen neuen Erkenntnissen in der Personenrettung und vielen positiven Eindrücken, natürlich verbunden mit dem Wunsch nach Wiedersehen der beiden Feuerwehren.

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