DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

NICHT
ZU STOPPEN

Nicht zu stoppen

TEXT  GERNOT FRIESCHER
FOTOS LENCO ARMOURED VEHICLES

Fans bezeichnen ihn schon mal als Dinosaurier auf Rädern. Er ist schwer, hat eine dicke – weil gepanzerte – Haut und er fällt auf wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Der US-Fahrzeugbauer LENCO ARMORED VEHICLES baut gepanzerte Einsatzfahrzeuge für Kunden rund um den Globus und wir konnten uns deren Faszination nicht entziehen. 

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„UNSER ZIEL IST ES NICHT GÜNSTIGER, SONDERN BESSER ZU WERDEN!“
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Wenn er im Rückspiegel auftaucht, sollte man lieber rasch Platz machen. Der Lenco BearCat wird weltweit für Einsätze mit ganz besonderen Anforderungen herangezogen. Vorwiegend dann, wenn Rettungs- und Einsatzkräfte etwa beschossen werden könnten oder aber auch, wenn zum Erreichen des Einsatzortes ein Fahrzeug benötigt wird, das Windgeschwindigkeiten von bis zu 380 km/h trotzt.

Standfest seit 1981

Es ist zwar eher unwahrscheinlich einem Lenco BearCat in unseren Gefilden über den Weg zu laufen, tut man es aber doch, sollte man ihm rasch aus dem Weg gehen. Immerhin sind die BearCats – egal ob für die Polizei, Armee oder Feuerwehr – für Einsätze in für Personen besonders gefährlichen Situationen konzipiert worden.

So stellen die Ungetüme aus Massachusetts/USA gepanzerte Personentransporter dar, die speziell für Einsatz-, Militär- und Strafverfolgungsbehörden konstruiert wurden. Zwar bauen die „Heavy-Metal-Jungs“ in Massachusetts auch andere Modelle als den BearCat, doch dieser stellt seit 1991 nicht nur den Verkaufsschlager dar, er ist auch technisch am universellsten zu konfigurieren. Seit der Firmengründung 1981, welche sich in diesem Jahr somit zum vierzigsten Mal jährt, hat Lenco mehr als 5.000 dieser gepanzerten Stahl-Riesen gebaut und in 45 Länder exportiert. Zu den Kunden von Lenco Armored Vehicles zählen etwa Länder wie Australien, Tunesien, Türkei, Saudi-Arabien oder auch Ungarn und Belgien. 

Kugelsicher und sturmfest

Der Name BearCat ist übrigens die Abkürzung für „Ballistic Engineered Armored Response Counter Attack Truck“ und stellt die etwas kleinere aber modernere Version des ursprünglichen Lenco BEAR dar. Der BearCat basiert auf einem Ford F-550 Super Duty Nutzfahrzeug-Chassis mit zwei verfügbaren Motoren; einem V10 Triton Benziner bzw. dem wesentlich häufiger eingesetzten Turbo Diesel mit 6,7 L Hubraum. Die Kraft von bis zu 450 PS bringt ein Sechsgang-Automatikgetriebe auf die gewaltigen durchschusssicheren Räder. Die gepanzerte Karosserie aus Stahl kann je nach Anforderung und Position am Fahrzeug bis zu 40 mm dick sein. Alle BearCat Modelle sind mit ballistischem Glas mit einer BMG-Bewertung von 0,50 ausgestattet. Der erste BearCat wurde 1991 als Spin-off-Produkt des größeren Lenco BEAR entworfen und fertiggestellt.

STANDFEST SEIT 40 JAHREN
Lenco Armored Vehicle, das Unternehmen mit den großen Fahrzeugen, feiert 2021 auch ein ebenso großes Jubiläum. Seit 40 Jahren besteht der familiengeführte Betrieb und die Nachfrage steigt kontinuierlich. Mehr als 6.000 Fahrzeuge wurden bisher in der Firmengeschichte in 40 Länder weltweit vertrieben. Auch wenn die Fahrzeuge etwas rustikal anmuten, sie erfüllen seit 1981 jegliche Anforderungen der Kunden.

Neben der Panzerung des Fahrzeugs ist auch die Standfestigkeit bei Stürmen bis zu 350 km/h ein Grund, warum sich Spezialeinheiten für den BearCat entscheiden. So werden BearCats von Strafverfolgungsbehörden in der Regel als „gepanzerte Rettungsfahrzeuge“ bezeichnet, deren Hauptzweck darin besteht, taktische Teams wie Polizeikommandos etc. zu und von feindlichen Situationen zu transportieren und das auch unter Beschuss oder bei Sturmwetterlagen. Aber auch bei der Bergung von Zivilisten bei terroristischen Bedrohungen oder Geiselnahmen kamen die Spezialfahrzeuge schon zum Einsatz. Der BearCat bietet Schutz vor einer Vielzahl von Kleinwaffen und Sprengstoffen. Wie sein größerer Bruder, der BEAR, kann der BearCat mit dem mobilen einstellbaren Rampensystem „MARS“ ausgestattet werden, mit dem Einsatzkräfte Zugang zu erhöhten Plattformen wie Fenstern im zweiten Stock oder Flugzeugen erhalten. Lenco BearCats wurden mehrfach die Rettung von Polizeibeamten bei bewaffneten Auseinandersetzungen zugeschrieben, aus denen sie sich allein nicht mehr hätten befreien können. Im Jahr 2010 feuerte etwa ein bewaffneter Täter in Athens/Texas mehr als 35 Patronen mit einem halbautomatischen AK-74- Gewehr auf die Polizei ab. Keine einzige Kugel drang in den BearCat ein. Im November 2015 wurde ein BearCat von der Polizei verwendet, um Zivilisten während einer heftigen Schießerei in Colorado Springs zu retten. Dass sich diesem Fahrzeug wirklich fast nichts in den Weg stellen kann, das wurde 2016 anschaulich demonstriert. Hier wurde der knapp 8 t schwere Koloss eingesetzt, um die Mauern eines Nachtclubs zu durchbrechen, in dessen Inneren ein Schütze 49 Clubbesucher erschossen und 53 weitere verletzt hatte.

Auch Feuerwehren zählen zu den Kunden

Laut Angaben des Herstellers ist das neu entwickelte Lenco Advanced Rescue MedEvac G3 das vielseitigste gepanzerte Reaktions- und Rettungsfahrzeug, das derzeit erhältlich ist. Der MedCat ist für die Aufnahme mehrerer Patienten, einem verschiebbaren Sanitätersitz sowie medizinischer Ausrüstung an Bord ausgelegt und hält Windgeschwindigkeiten bis zu 300 km/h stand. Zudem ist er mit seinem Allradantrieb in der Lage in Terrain vorzudringen, das für die meisten Rettungsfahrzeuge unerreichbar ist. 

BEARCAT® X3 – FIRECAT
Die „FiraCat“-Version des BearCat X3 ist ein gepanzertes Fahrzeug mit Wassertank und Wasserwerfer. Das Vehikle kann aber auch an eine stationäre Wasserzuführung angeschlossen werden. Ein 4×4 Antrieb versteht sich fast von selbst.

Der BearCat MedEvac G3 bietet das bewährte Panzerungssystem von Lenco auf einer robusten Offroad-Plattform. Der G3 verwendet das gleiche Karosseriedesign, die gleichen Innenausstattungsmerkmale und taktischen Optionen wie der G2, ist jedoch serienmäßig mit einer leistungsstärkeren, verbesserten Federung sowie Offroad-Reifen, Felgen und Notlaufeigenschaften ausgestattet, um eine verbesserte Offroad-Leistung zu erzielen. Die erhöhte Bodenfreiheit und die robuste Federung ermöglichen Notfallmaßnahmen in unwegsamen Regionen und Naturkatastrophenszenarien. 

Eigene Version mit Wassertank

Um in gewalttätigen Szenarien auch kleine Brände löschen zu können oder Personen zu retten, steht die Version BearCat X3 FireCat zur Verfügung. Je nach Kundenwunsch wird hier der Wasser- bzw. Schaummitteltank in unterschiedlichen Größen verbaut, wodurch sich die Anzahl der zu transportierenden Insassen allerdings reduziert. Der vollständig vor Schüssen geschützte Wassertank an Bord und der auf dem Dach montierte Werfer können kleine Brände wie etwa in Brand stehende Autos löschen, bevor sich das Feuer ausbreiten kann. Das Fahrzeug kann auch direkt an eine Wasserversorgung angeschlossen werden, um einen kontinuierlichen Wasserfluss zu gewährleisten. Der X3 FireCat ist standardmäßig mit dem bewährten Panzerschutz von Lenco, der drehbaren Dachluke und taktischen Werkzeugen ausgestattet – darunter die RAM-Leiste, die 4-Wege-RAM-Kamera und der durchdringende Wasserspike. 

Für Feuerwehren in Österreich, Deutschland oder der Schweiz wird wohl eher kaum Bedarf an diesen gepanzerten Einsatzfahrzeugen bestehen und das ist in gewisser Hinsicht auch gut so. Demonstrationen oder Auseinandersetzungen verlaufen hierzulande zum Glück großteils friedlich oder zumindest ohne den Gebrauch von Schusswaffen. Das Interesse daran, einen BearCat einmal selbst zu fahren, kann jedoch kaum ein Feuerwehrmann mit Benzin im Blut leugnen.  

UNVERZICHTBAR BEI RANDALEN
Eines der häufigsten Einsatzgebiete sind gewaltsame Demonstrationen oder Randale. Oftmals werden Fahrzeuge in Brand gesteckt, die der BearCat löschen kann bevor es zu größeren Schäden führt. Gewaltbereite Demonstranten fürchten den BearCat bzw. den FireCat.

BearCat Fakten

Art: Nichtmilitärisches, Panzerfahrzeug, Herkunft USA,
Kosten: 200.000 USD bis 400.000 USD (je nach Ausstattung) 
Varianten: G3; LE; VIP-SUV; Medevac LE; Medevac Mil; G4 M-ATV 
Masse: ab 6.500 kg, Länge x Breite x Höhe 6.100 x 3.050 x ab 3.320 mm 
Besatzung: vorwiegend 2+10
Motor: 6,7 Powerstroke Turbo Diesel; 450 PS bei 2800 U/min,  
Höchstgeschwindigkeit 145 km/

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