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RETTUNGSROBOTIK

Rettungsrobotik

INTERVIEW BHM
FOTOS ALPHA ROBOTICS

Eine technische Revolution in der Gefahrenabwehr. Magirus Wolf R1 – der taktische Einsatzroboter und sein großer Bruder, der Alpha Superwolf HR1 – die maximalen Einastmittel in besonderen Lagen

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Der Wolf RI ist unser MULtitool- unverzichtbar in kraftezehrenden einsätzen.
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Wir sprechen erneut mit dem Geschäftsführer der Alpha Robotics Germany GmbH & Co. KG, einem führenden Experten im Bereich der angewandten Rettungsrobotik. Er wurde unter anderem als erster Feuerwehr-Fachberater für die Feuerwehren im Landkreis Vechta (Niedersachsen) berufen.

Herr Rasche, in den vergangenen zwei Ausgaben haben wir bereits über viele Aspekte der Anwendungsmöglichkeiten Ihrer hochinnovativen Produkte gesprochen. Heute wollen wir uns mit den technischen Details befassen. Doch zunächst eine Einstiegsfrage: Wie kamen Sie auf die Idee, einen taktischen Einsatzroboter für die Feuerwehr zu entwickeln?

Schon im Jahr 2016 stellte wir uns die Frage, warum viele kräftezehrende Tätigkeiten bei der Feuerwehr nicht längst durch Maschinen unterstützt werden. Zunächst dachte wir dabei gar nicht an die hochkomplexen Anwendungsbereiche, die wir heute abdecken. Vielmehr ging es mir um grundlegende Unterstützung – etwa beim Ziehen schwerer Schlauchleitungen oder dem stundenlangen Halten eines Strahlrohrs. Die Idee war, den Einsatzkräften eine Art „Multitool“ an die Seite zu stellen, das ihnen die Arbeit erleichtert.

Heute gibt es eine Vielzahl solcher Maschinen mit unterschiedlichen Fähigkeiten auf dem Markt. War das im Jahr 2016 noch nicht der Fall?

Keineswegs. Damals gab es nur wenige Produkte, und wir konnten lediglich zwei ernsthafte Mitbewerber in Europa und den USA identifizieren. Doch deren Fähigkeiten reichten bei weitem nicht aus, um den Anforderungen der Einsatzkräfte gerecht zu werden. Wir stellten schnell fest: Nur Schlauchleitungen zu ziehen und Löschmittel abzugeben genügt nicht.

 

Vielseitig. Sicher. Robust.
Der Wolf R1 überzeugt als kompaktes Multi-Tool und ist optimal für den Einsatz in komplexen Situationen geeignet.

Wie sind Sie zu dieser Erkenntnis gelangt?

Wir haben unsere Prototypen in Einsätzen unserer Ortsfeuerwehren im Landkreis Vechta getestet – praxisnah und unter realen Bedingungen. So konnten wir als aktive Einsatzkräfte selbst beurteilen, wo Fähigkeitslücken bestehen und worauf es im Ernstfall ankommt. Diese realitätsnahe Produktentwicklung war uns so wichtig, dass wir große Anstrengungen unternahmen, um 2020 die erste „Robotic Task Force“ Deutschlands ins Leben zu rufen. Maßgeblich unterstützt wurden wir dabei von der Feuerwehr und der Verwaltung des Landkreises sowie durch das Engagement der Landesbranddirektion Niedersachsen, die schließlich die offizielle Gründung des „Einsatzzug Spezielle Fähigkeiten – Ferngeführte Systeme und Robotik“ ermöglichte.

Das heißt, Sie haben eng mit Ihrer Kommune und dem Land Niedersachsen zusammengearbeitet, um Ihre Produkte unter realen Bedingungen zu erproben?

Genau. Unser vorrangiges Ziel als Einsatzkräfte ist es, Menschen zu helfen und Gefahren abzuwehren. Gleichzeitig wollten wir herausfinden, wie unsere Produkte gestaltet sein müssen, um einen maximalen Einsatzwert zu bieten. Dank der schnellen Alarmierbarkeit unserer Spezialeinheit konnten wir bereits bei besonders herausfordernden Einsatzlagen unterstützen und den Wolf R1 gezielt weiterentwickeln.

Power für Extremlagen
Der Superwolf überzeugt mit 8 t Hubkraft, 3000 l/min mit 2 Wasserwerfern und zapfwellenbetriebenen Sonderausstattungen wie einem Forstmulcher – optimal für Brandschneisen und Spezialaufgaben.nd Spezialaufgaben.

In den letzten Ausgaben haben wir über Ihre Einsatzerfahrungen mit dem Wolf R1 gesprochen, der über Ihren Kooperationspartner Magirus GmbH vertrieben wird. Was war Ihre Motivation, seinen „gigantischen Bruder“, den Superwolf HR1, zu entwickeln?

Der größte limitierende Faktor bei ferngesteuerten Unterstützungssystemen ist in der Regel das Löschmittel – insbesondere bei der Brandbekämpfung. Der Magirus Wolf R1 kann beispielsweise zehn mit Löschwasser gefüllte B-Leitungen ziehen, was eine Eindringtiefe von etwa 200 Metern ermöglicht. Doch wir wollten noch großflächiger arbeiten – insbesondere bei Vegetationsbränden in kampfmittel- oder kampfstoffkontaminierten Gebieten. Dort müssen oft Sicherheitsabstände von bis zu 1.000 Metern eingehalten werden, was eine Brandbekämpfung nahezu unmöglich macht, da auch Löschflugzeuge diese Abstände einhalten müssen.

Das bedeutet, dass Sie bei der Produktentwicklung vor allem bestehende Fähigkeitslücken analysieren?

Absolut! Unser Ziel ist es, gezielte und funktionale Lösungen zu entwickeln. Es kann nicht sein, dass wir aus Sicherheitsgründen tatenlos zusehen müssen, wie bei einem Vegetationsbrand große Mengen CO2 freigesetzt werden. Neben der Risikominimierung für Einsatzkräfte – etwa bei der Brandbekämpfung auf munitionsbelasteten Flächen – stand daher auch der Klimaschutz als entscheidender Faktor im Mittelpunkt der Entwicklung dieser Maschine.

Wie tief kann der Superwolf HR1 in den Einsatzraum vordringen?

Die von uns und unseren Partnern entwickelte Schlauchleitung ist 800 Meter lang. Dieser formstabile PE-Schlauch ist auf eine große Trommel gewickelt und auf einem Mercedes-Benz Arocs 6×6 montiert. Wir nennen dieses System HLC (Hose Line Carrier). Die Schlauchlänge kann auf über 1.000 Meter verlängert werden, bis der Staudruck in der Schlauchleitung trotz der Druckerhöhungspumpe nicht mehr ausreicht, um eine effektive Brandbekämpfung zu gewährleisten.

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Der SUPERWOLF HR1 setzt neue Maßstäbe.
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In den letzten Interviews haben wir bereits über Ihre Leitstandtechnik gesprochen. Ist der Einsatz Ihrer Systeme auch ohne dieses zentrale Element möglich?

Die Wahl der Bedienungsmethode treffen wir je nach Einsatzlage. In vielen Fällen arbeiten wir mit direkter Fernsteuerung – das heißt, der Bediener hat die Maschine im Blick und steuert sie unmittelbar. Sobald jedoch eine Gefahr identifiziert wird, übergeben wir das System an die Operatoren im Leitstand. Dann wird das System, begleitet von UAVs, taktisch eingesetzt – aus sicherer Entfernung.

Künstliche Intelligenz und Autonomie sind derzeit in aller Munde. Wird diese Entwicklung auch die Rettungsrobotik beeinflussen?

Tatsächlich beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren intensiv mit diesen Themen und bereiten unsere Produkte darauf vor, künftige Fähigkeitslücken zu schließen. Eines ist uns jedoch besonders wichtig: Der Mensch trifft die Entscheidungen. Unsere Maschinen werden – insbesondere in diesem sensiblen Einsatzbereich – keine autonomen Entscheidungen treffen, die zusätzliche Risiken mit sich bringen könnten.

Gibt es bereits offizielle Vorgaben oder Leitlinien, wie weit die Robotik in diesem Bereich gehen darf?

Derzeit gibt es keine übergeordnete Stelle, die die Entwicklungen in diesem Bereich reguliert. Ich würde eine solche Instanz jedoch ausdrücklich begrüßen – nicht zuletzt, um zum Beispiel eine klarere Vorstellung davon zu bekommen, wie vereinheitlichte und standardisierte Sicherheitsbestimmungen aussehen könnten.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Rasch

Einsatzbereit.
Der Fuhrpark vereint Innovation, Leistung und Sicherheit – eine Flotte, die für jede Herausforderung entwickelt wurde, um Mensch und Umwelt zu schützen.

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