DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

Weil es auf

Die richtige Technik

ankommt!

Weil es auf die richtige Technik ankommt

TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS MAGIRUS

Dipl.-Ing. Markus Götz zählt zu denen, die Technik nicht nur lieben, sondern auch leben. Er hat seine Leidenschaft für Technik zum Beruf gemacht und geht dieser bei einem der wegweisendsten 

Aufbauspezialisten in der Position des technischen Leiters nach. BRANDHEISS hatte die Gelegenheit, den Chefentwickler von MAGIRUS Lohr für ein Interview zu gewinnen.

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Einsatzfahrzeuge
werden immer mehr
zu Alleskönnern.
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Die neue Aufbaulinie Alufire 3 AC wird schrittweise auf alle Gewichtsklassen erweitert.

Herr Götz, Sie haben im November 2016 bei MAGIRUS Lohr die technische Gesamtleitung übernommen. Auch sind Sie dort für den heiklen Bereich der Neuentwicklungen verantwortlich. Können Sie uns Ihre Tätigkeiten im Detail ein wenig näherbringen?
Obwohl ich für ein Team von 12 Mitarbeitern verantwortlich bin, findet man mich vorwiegend nicht im Büro oder in Konferenzräumen, sondern in unserer Produktion. Da bekomme ich genau das Feedback, welches ich benötige, um unsere Konstruktionen kontinuierlich zu verbessern. Weitreichende Entscheidungen werden ohnehin mit der Geschäftsführung in entsprechenden Meetings abgestimmt.
Da bei uns der Kunde an erster Stelle steht, betreffen die meisten Entscheidungen, welche täglich zu treffen sind, die technische Machbarkeit unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen und entsprechender Wirtschaftlichkeit.

Wie kann man sich den Ablauf vorstellen, damit eine Idee den Weg in die Produktion findet?
Viele Ideen, Wünsche und Anregungen kommen von unseren eigenen Mitarbeitern, die sicherlich zu 90 Prozent selbst bei einer Feuerwehr Mitglied sind. Wir nehmen uns auch das Feedback der Kunden zum Anlass, neue Ideen zu entwickeln bzw. unsere Produkte zu überarbeiten. Eigentlich werden also die Wünsche unserer Kunden sowie unserer eigenen Mitarbeiter erfasst, priorisiert, und dann entsprechend in Projekte umgewandelt und abgearbeitet.

Welche Produkte von MAGIRUS Lohr tragen quasi Ihre Handschrift?
Da ich sozusagen zum Start von AF3 AC (ALUFIRE 3 Austrian Concept, Anm. d. Red.) in das Unternehmen eingetreten bin, kann man durchaus sagen, dass ich durch meine Entwicklungsarbeit genau zu diesem neuartigen Aufbaukonzept entsprechend beigetragen habe – u.a. waren das die Heckklappe, Heckkonsole oder die neuartige Heckaufstiegsleiter, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Aufbaulinie ALUFIRE 3 AC gilt als die umfangreichste Neuheit von MAGIRUS Lohr. Können Sie uns den Entwicklungsprozess bei diesem Großprojekt ein wenig näherbringen?
Hinter AF3 AC steckt eigentlich der Grundgedanke eine eigene Produktlinie am österreichischen Markt zu schaffen, die sich durch Funktion aber auch Design vom Mitbewerb entsprechend abhebt.
Eigentlich kann man sagen, dass das gesamte Aufbaukonzept im Detail überarbeitet und auf einen vorher nicht dagewesenen hohen Standard gebracht worden ist. Angefangen von Mannschaftskabine, Aufbauausführung, Grundrahmen mit flexibler Aufbaulagerung, Löschtechnik, Farbkonzept bis hin zum Außendesign in Form von diversen Verkleidungsteilen. Die größten Schwierigkeiten liegen wie immer in der Umstellung und Koordination, Lagerverwaltung sowie Beschaffung neuer Teile und Lieferanten.
Wir stehen momentan bei dem Punkt eine solide Basis für die Zukunft geschaffen zu haben, jedoch haben wir noch viele Neuerungen, welche mit AF3 AC verbunden sind und im Laufe der nächsten Jahre auf den Markt kommen werden.

Dieses HLFA setzt technisch aber auch optisch neue Maßstäbe am Markt.

Jede noch so unscheinbare Kleinigkeit wird von Markus Götz und seinem Team optimiert.

Ihnen eilt der Ruf voraus, sehr viel Herzblut für Ihre Arbeit und Ihre Projekte aufzubringen. Darf man erfahren, was damit genau gemeint ist?

Aktuell arbeiten wir u.a. an einem zukunftsträchtigen Projekt zum Thema Elektromobilität, Datenmanagement und Koordination von einsatzrelevanten Daten. Was Sie wahrscheinlich mit „Herzblut“ meinen, ist die Pflege meiner Kontakte zur Technischen Universität Graz, wo wir diverse kritische Bauteile mittels Finite Elemente Methode nachberechnen lassen. Das ist vereinfacht ausgedrückt eine Möglichkeit, mittels hochkomplexer Berechnungen das Verhalten von kritischen Bauteilen unter verschiedensten Belastungen zu simulieren.

Aktuell sind mein Team und ich auch mit Praktikanten aus der Höheren Technischen Lehranstalt an der Entwicklung eines speziellen Schlauchauslegesystems beschäftigt.

Gab oder gibt es ein Lieblingsprojekt von Ihnen?
Das kann man so nicht auf ein Projekt oder eine Person runterbrechen. Grundsätzlich bin ich auf meine Mannschaft stolz, denn ohne deren Einsatz wäre das hohe Arbeitspensum der letzten Monate nicht zu bewerkstelligen gewesen.

Wie haben sich Ihrer Meinung nach die Anforderungen an Feuerwehrfahrzeuge und Ausrüstung im Laufe der Zeit verändert?
Auffällig ist, dass die technische Herausforderung heutzutage darin liegt, das Gewicht zu senken und entsprechende Kühlung der Aggregate bereitzustellen. Die Fahrzeuge werden immer komplexer und die Beladung wird – obwohl immer platzsparender und leichter – stetig mehr. Das Verlangen geht immer mehr in Richtung Alleskönner und Allrounder.

Was glauben Sie wird sich in den nächsten Jahren noch in puncto Technik ändern?
Ich denke, wir befinden uns gerade erst am Anfang. Durch die entsprechende Digitalisierung und das Aufkommen z.B. diverser Assistenzsysteme glaube ich, dass es vor allem in diesem Bereich ein großes Potenzial in unserer Branche gibt.

In Gesprächen mit Feuerwehrleuten fällt uns auf, dass Feuerwehrausrüstung zwar immer effizienter und mit mehr Funktionen ausgestattet wird, deren richtige Handhabung aber auch komplexer wird. Würden Sie diese Aussage bestätigen?
Das kann ich bestätigen, jedoch verfolge ich den Slogan „keep it short and simple“. Wir sprechen hier immerhin von Gerätschaften, die in Extremsituationen zum Einsatz kommen und einfach funktionieren müssen! Daher denke ich, dass die Handhabung intuitiv und so einfach wie nur möglich sein muss. So haben wir z.B. ein einfaches Farbsystem bei den Bedienständen eingeführt, wodurch eine Fehlbedienung in Stresssituationen wesentlich minimiert werden konnte.

Möchten bzw. dürfen Sie uns abschließend einen kleinen Vorgeschmack geben, was bei Ihnen in den Schubladen schon auf Umsetzung wartet?
Wir sind gerade mitten in der AF3 AC Umsetzung was die Großfahrzeuge betrifft. Schritt für Schritt werden wir auch im Klein- und Sonderfahrzeugbereich auf dieses Konzept umstellen, sodass sich die einheitliche Linie in unserem gesamten Produktportfolio bis Ende 2018 wiederfinden wird. Wir werden auch mit einem völlig neuartigen Fahrzeugkonzept im Bereich der E-Mobility an den Start gehen, welches – sofern alles gut geht – noch heuer im Herbst präsentiert werden soll. Die Zukunft bleibt also auch in unserer Branche äußerst spannend.