DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

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TEXT  GERNOT FRIESCHER

Markus Gruber aus dem Tiroler Kitzbühel ist Mitglied der dortigen Feuerwehr. Ein Freizeitunfall mit Feuerwehrkameraden bindet den 44-Jährigen an den Rollstuhl – ein schwerer Schlag für den Feuerwehrmann. Doch Markus liefl sich nicht unterkriegen, seine Leidenschaft für die Feuerwehr auch weiterhin zu leben und so baute er sich einen Feuerwehrrollstuhl, der es in sich hat.

Markus Gruber ist Mitglied der Feuerwehr der Stadt Kitzbühel. 1989 trat der 44-Jährige der Einsatzorganisation bei. Nach dem Besuch mehrerer Lehrgänge bekam Markus die Gelegenheit, die Funktion eines Gruppenkommandanten zu übernehmen. Fünf tolle Jahre konnte er diesen Job auch  wahrnehmen. Allerdings nur ein ¾-Jahr konnte Markus den Zugskommandanten-Posten ausführen, bis ein schwerer Badeunfall viele Pläne zunichtegemacht hat. Dieser Unfall ist auch der Grund dafür, dass er einen elektrischen Rollstuhl mit Aufstehfunktion benötigt, den er zum Feuerwehr-Rollstuhl umbauen ließ.

Brandheiss:
Markus, stell dich bitte unseren Lesern kurz vor.

Gruber:
Wie ihr einleitend schon erwähnt habt, bin ich Jahrgang 1972 und seit 1989 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Kitzbühel. Nach dem Grundlehrgang und Atemschutzlehrgang in der Landesfeuerwehrschule (damals noch in Innsbruck) begann meine Feuerwehrkarriere. Ich absolvierte den Rettungsgeräte-Maschinistenlehrgang, den Gruppenkommandanten-Lehrgang sowie die Gefährliche Stoffe-Lehrgänge I und II. Nach acht Jahren Ausbildung und Praxis hatte ich die Chance, eine Gruppe zu übernehmen. Es waren fünf tolle Jahre, mit einer eigenen Gruppe als Gruppenkommandant zu arbeiten. Ein ¾-Jahr hatte ich noch die Möglichkeit, den 2. Zug der FF Kitz als Zugskommandant zu übernehmen – bis zum 20. Juni 2003.

Der vermutlich schicksalsreichste Tag in deinem Leben. Was war passiert?

Gruber: Am 19. Juni 2003 fuhren vier Feuerwehrkameraden und ich nach Kroatien, um uns ein wenig zu entspannen und einen Tauchkurs zu besuchen. Am späten Nachmittag des zweiten Tages sprang ich mit einem Kopfsprung  ins Wasser und schon war’s passiert. Ich vernahm nur noch einen dumpfen Knall und konnte meinen Körper nicht mehr spüren. Ich war mit voller Wucht mit dem Kopf auf den Beckenboden aufgeschlagen. Mein erster Gedanke war: „Nur nicht den Mund aufmachen, sonst ertrinke ich.“ Mein Glück im Unglück war, dass meine Kameraden sofort reagierten, mich gleich aus dem Wasser gezogen und professionell am Beckenrand stabilisiert haben, bis Hilfe gekommen ist.

Wie ging’s dann weiter?

Gruber: Das örtliche Rote Kreuz lieferte mich so rasch es ging in das Unfallkrankenhaus in Pula ein. Dort bestätigte sich der Verdacht der Mehrfachfraktur der Halswirbelsäule C5-C6, Querschnittslähmung Tetraplegie. Ab diesem Zeitpunkt galt es für meine Kameraden, alle Hebel in Österreich in Bewegung zu setzen, um einen raschen Transport in eine Klinik in Österreich zu organisieren. Es ist ihnen gelungen!

Nach erfolgreicher Operation im Wiener AKH wurde ich nach St. Johann in Tirol auf die Intensivstation verlegt. Ende Juli 2003 kam ich ins Rehabilitationszentrum, dort brachte man mir in kleinen, aber harten Schritten bei, wie man trotz Querschnittslähmung wieder ein einigermaßen „normales“ Leben führen kann.

Der Umbau gestaltete sich komplexer als erwartet. So gut wie alles wurde neu gemacht.

Deine Euphorie in Bezug auf die Feuerwehr ist aber nach wie vor ungebrochen. Stimmt’s?

Gruber: Natürlich! Ich bin nach wie vor mit Leib und Seele bei der Feuerwehr Kitzbühel. Meine Tätigkeiten liegen nun in den Bereichen Pressearbeit rund um die Feuerwehr und Kameradschaft. Die Webseiten www.feuerwehr-kitz.at und www.maggei.at sind meine persönliche Identität. Auf der zuletzt erwähnten Internetseite findet man viele Infos zu meiner Person. Da ich ja nun im Rollstuhl sitze, aber dennoch nicht aufgegeben habe, möchte ich jedem, dem ein ähnlich tragisches Unglück passiert ist, Mut zusprechen.

Das führt uns zu deinem Spezialfahrzeug, deinem Rollstuhl.

Gruber:
Ich habe 2010 einen Elektrorollstuhl von „LifeStand LSC“ mit Liege- und Stehfunktion bekommen. Das 16.000-Euro-Modell wurde exakt auf meinen Körper angepasst. Statt 180-Watt-Motoren sind jetzt welche mit 320 Watt eingebaut, sodass ich auch außerhalb des Hauses etwas Power unter dem Sitz habe. Ebenso cool und auch wichtig für das Selbstvertrauen ist, dass man in Augenhöhe mit anderen kommunizieren kann.

Umbau? Wie kommt man dazu, seinen Rollstuhl umzubauen?

 

Gruber: Na ja, wenn ich schon täglich mit dem Gefährt unterwegs bin, dann will ich nicht komplett auf einen fahrbaren Feuerwehruntersatz verzichten. Zudem brauchte das Gerät, wie oben schon erwähnt, etwas mehr Antriebskraft und Akkupower. Schlussendlich will ich ja unabhängig mobil sein. Also brauchte es ein sicheres und zuverlässiges Fahrzeug.

Gab es häufig Probleme?

Gruber:
Im Winter hatte ich meine größten Schwierigkeiten. Katastrophal waren z.B. Fahrten bergauf oder wenn’s matschig war. Die Motoren schalteten sich einfach ab.

Auch die äußerlichen Gebrauchsspuren und der spürbare Leistungsverlust bei sowieso zu geringer 180-Watt-Leistung brachten mich auf die Palme. Zudem waren die Blei-Gel-Batterien nur mit 250 bis 400 Ladezyklen angegeben. So hatte ich nach rund 300 Ladezyklen die Nase voll. Ich habe mich entschlossen, das Ding irgendwie auf Vordermann zu bringen.

Coole Idee. Nur wie schaut’s hier mit der Finanzierung aus? Wird ja nicht unbedingt ein billiges Unterfangen sein, oder?

Gruber:
Du sagst es. Und genau hier war auch schon das erste Problem, das es erst einmal zu bewältigen galt. Unterstützung seitens der Krankenkasse gab es leider nicht.

„Es werde Licht!“ 
Die LED-Beleuchtung ist leistungsstark und zugleich energiesparend.

Und worin bestand die Lösung?

Gruber: (Lächelt) Im Kreis meiner Freunde und Bekannten. Dort kam mein Problem bezüglich bevorstehenden Upgrades meines Rollstuhls auch zur Sprache und dass dazu doch einige Tausend Euro benötigt werden würden. „Markus, wir schauen, ob wir da was auf die Beine stellen können“, war das Resümee dieses Gesprächs mit Michi Huber, Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs. Zwei Wochen später waren die finanziellen Mittel organisiert. Der KSC Kitzbüheler Ski Club, WWP Weirather Wenzel & Partner sowie der VST Vertreterstammtisch Kitzbühel griffen mir unterstützend unter die Arme.

Womit begann anschließend der Umbau?

Gruber: Erst einmal benötigte ich eine ansprechende Lackierung. Feuerwehrkamerad Roland Krabichler aus Reith bei Kitzbühel (www.krabichler.at) war hier mein Ansprechpartner. Seine Aufgabe war es, die Rahmenlackierung der Motor- und Elektronikabdeckung optisch ansprechend zu gestalten. In vielen kleinen und mühsamen Schritten war Roland mit dem Lackieren der Airbrush-Motive beschäftigt.

Und was hast du alles an der Lichtanlage geändert?

Gruber: Hier gab’s großartige Hilfe von Manfred Schroll vom Kitzbüheler Autoelektronik-Betrieb Schroll. Der Schritt war aber kein Klacks, denn die neue Beleuchtung wurde von der eigenen Stromsteuerung mit Bus-Steuerung nicht erkannt. Somit ist es notwendig gewesen, ein eigenes Lichtschaltsystem zu bauen. Im Tiroler Stil muss ich an dieser Stelle dem Manfred ein saggrisches Danke aussprechen. Der hat wirklich ganze Arbeit geleistet!. Zwei Frontscheinwerfer, zwei Blitzer in Blau an der vordersten Stelle, ein großes Rücklicht, zwei kleinere Rücklichter sowie zwei Blinker sind jetzt am Rolli montiert.

Schlussendlich fehlt noch das Tunen des Antriebs, korrekt?

Gruber: Du sagst es. Hier galt mein Unterstützungsaufruf Martin Seissl von SEISSL Funktechnik in Schwoich. Der Rollstuhl wurde zerlegt und genauestens vermessen, um den idealen Platz für die optimierten Akkuzellen sowie das Ladegerät zu schaffen.

Und wie verlief das Tuning der Akkus?

Gruber: Neuerlich musste der Rolli zerlegt und der Grundrahmen um sechs Zentimeter nach vorne erweitert werden. Im Anschluss daran wurden Frästeile angefertigt sowie Schneide- und Schweißarbeiten durchgeführt. Abschließend musste der Originallack vom Rahmen und von diversen Kleinteilen entfernt werden, um die Pulverbeschichtung durchführen zu können.

Aufwändige Airbrush-Lackierungen zieren das Heck.

Der Turbo-Rolli im Detail

16 Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus mit 40 Ah;
Akkusystem mit eigenem Batteriemanagement-System inkl. Display; Akkutemperatur Anzeige;
Ladezeit von ca. 2,5 Stunden bei 30 % Restakkuladung;
Die Lebensdauer der „LiFePO“-Akkus beträgt ca. 2.000 Zyklen bei 80 % Ladung (5,5 Jahre bei täglicher, voller Nutzung); 2 DC 320 Watt 24 Volt Motoren, 10 km/h

Und das war’s dann mit dem Tuning, oder?

Gruber: Nicht so hastig. Der Rollstuhl musste ja wieder zusammengebaut und die linken und rechten Akkuzellen eingepasst werden. Im nächsten Schritt wurden die Akkublöcke im vorhandenen Platz des Fahrgestells eingepasst. Die neuen Motoren haben nun mit 320 Watt fast doppelt so viel Leistung wie die Alten.  Unter der Sitzfläche des Rollis wurde das Ladegerät verbaut und auch das war aufgrund des Platzangebotes nicht gerade einfach. Ein eigenes Gehäuse war hierzu anzufertigen, wo auch noch eine eigens gebaute Zuschaltung für das BMS-System untergebracht werden musste.

Aber jetzt geht’s dem Ende des Umbaus zu.

Gruber: Genau. Das BMS-Kopfsteuergerät musste noch montiert bzw. mit dem Display am Bedienfeld-Joystick verkabelt werden. Extra dafür wurde auch ein Sicht- und Wasserschutz aus Plexiglas für die BMS-Überwachung angefertigt bzw. aufgesteckt.

Wie beurteilst du das Ergebnis des neuen Turbo-Rollis?

Gruber: Ich war – und bin – vom Resultat überwältigt. Einfach sensationell, wie der getunte E-Rollstuhl nun funktioniert. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar deutlich übertroffen.

Abschließend danke ich nochmals allen Unterstützern, die mir dieses Upgrade ermöglicht und damit einen ganz wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität und – Mobilität geleistet haben! 

Markus, im Namen von BRANDHEISS herzlichen Dank für die Vorstellung deines Gefährts. Wir wünschen dir allzeit gute Fahrt und vor allem weiterhin alles Gute auch im Dienst der Feuerwehr!

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