VIRTUELL IM EINSATZ
100% PRAXISnah
Virtuell in Einsatz 100% praxisnah
TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS ROSENBAUER & HERMANN KOLLINGER
Einsatzfahrten sind nicht selten mit Stresssituationen verbunden. Sie zu trainieren ist ebenso nicht einfach, schlussendlich ist es unzulässig und unzweckmäßig, zu Übungszwecken mit Blaulicht und Folgetonhorn durch die Gegend zu kurven, um dies zu trainieren. Auf Flughäfen wiederum geht es vom Betrieb her nicht, sind die Verbrauchsmittel zu hoch oder lassen sich Szenarien kaum in einer Übung darstellen.
Rosenbauer bietet inzwischen zwei Simulatoren an, mit denen Einsatzfahrten unfallfrei und gefahrlos trainiert werden können oder man den Panther und all sein Können testen kann. Brandheiß war im Werk II des Feuerwehrriesen im oberösterreichischen Leonding zu Gast und hat sich die zwei Geräte angesehen.
» So mancher stößt im Simulator an seine Grenzen. «
euerwehr-Simulator, Flughafen-Simulator, Werkfeuerwehr-Simulator – wohl einige unter Ihnen und euch sind bereits einmal in die virtuelle Feuerwehrwelt eingetaucht und haben am Pc im Wohnzimmer Feuerwehr gespielt. Gespielt, denn mögen das eine oder andere Spiel zwar die Feuerwehr zum Thema haben, wirklich praxisnah geht’s jedoch selten ab. Oder haben Sie ihr Einsatzfahrzeug im realen Leben schon mit einigen Mausklicks zum Ort des Geschehens gelenkt? Eben. Genau hier heben sich die zwei Simulationen ab, die es im Hause Rosenbauer zu beüben gibt. Ein Gerät widmet sich dem Flughafengiganten Panther, der andere wiederum ist für die freiwilligen und beruflichen Feuerwehrleute außerhalb vorgesehen. Realitätsnähe steht hier ganz groß geschrieben. Hermann Kollinger war für Brandheiß im neuen Werk II in Leonding zu Gast und hat sich mit Geschäftsführer Markus Wieshofer, dem Leiter für Schulungen, Markus Zellinger, sowie dem Product Manager service4fire/simulators, Christian Vallant, unterhalten bzw. beide Geräte auch getestet.
Ausbildungsbedarf steigt
„Wie kommt man eigentlich auf die Idee, derartige Simulatoren zu entwickeln“, will Brandheiß einleitend wissen. „Dazu muss man etwas ausholen und den Werdegang kennen“, leitet Schulungs-Chef Markus Zellinger ein. „Mit dem Anstieg des Fahrzeugabsatzes im arabischen Raum stieg nach und nach der Bedarf, die Kunden auf den Fahrzeugen auch entsprechend einzuschulen. Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Man könnte es fast wie den Bedarf mit einer Berufsschule vergleichen!“ Die Nachfrage wuchs permanent und im Laufe der Zeit ist es notwendig geworden, einen eigenen Mitarbeiter bei Rosenbauer nur für Schulungen zu beschäftigen. Auch die Vielfalt an Systemen und Geräten, die in den Fahrzeugen eingebaut worden sind und werden, erforderte diese Maßnahme. Heute sind es inzwischen vier Angestellte, die sich bei Rosenbauer ausschließlich um Schulungen kümmern und pro Woche oft bis zu 100 Personen unterweisen. Lange Powerpoint-Vorträge ohne Praxis wurden durch eine gute Mischung aus Theorie und praktischem Arbeiten ersetzt, um beispielsweise auch den hauptberuflichen Gerätewarten in den Feuerwehren entsprechendes Wissen mit auf den Weg nach Hause geben zu können. „Gewisse Ausbildungsbereiche greifen natürlich von der Technik in die Taktik über“, schildert Rosenbauer Geschäftsführer Markus Wieshofer. „Wenn wir Feuerwehrleute auf bestimmte Geräte einschulen, müssen wir auch die praktische Arbeitsweise vermitteln und nicht nur die Handhabung selbst. Hier soll und darf jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass wir hier einen Mitbewerb zu den Landes-Feuerwehrschulen ins Leben rufen“, vermittelt Wieshofer weiter. „Das sehen wir weder als Ziel und schon gar nicht als unsere Aufgabe!“
Der Weg zum Simulator
„Mit obigem Basiswissen kommen wir nun zum Simulatorbereich“, so Zellinger. „Seinen eigentlichen Ursprung finden wir in den Jahren 2007/2008, als wir sowohl für das Flughafenlöschfahrzeug Panther als auch für Industrielöschfahrzeuge den ersten Löscharm entwickelt haben, wie er heute bei diesen Spezialfahrzeugen vielfach eingesetzt wird!“ Die Bedienung dieser Neuerung war mit einem einzigen, sehr multifunktionalen Joystick verbunden . Die Problematik jedoch: Um das Gerät auch im Ernstfall voll ausnutzen zu können, bedarf es viel Übung. Diese wiederum ist mit hohem Fahrzeugeinsatz, entsprechendem Sprit- und/oder Schaummittelverbrauch, Ressourcenbindung und vielem mehr verbunden. Kurz gesagt: Kosten- und materialintensiv. Ebenso fehlen in der Praxis oft auch die notwendigen Szenarien, um dem Übenden Abwechslung zu bieten. „Das war mehr oder weniger die Geburtsstunde des sogenannten Stinger-Simulators“, erinnert Zellinger. Ohne Einsatz von Schaum und Fahrzeug wurde es schlagartig möglich, die Handhabung des Gerätes zu trainieren. Eine Errungenschaft.
Markus Zellinger
Leiter für Schulungen
Markus Wieshofer
Geschäftsführer
Christian Vallant
Product Manager service4fire/simulators
Der Panther-Simulator
Und wie bei Rosenbauer üblich, bleibt es meist nicht bei einer Entwicklungsstufe, sondern es wird intensiv an der Weiterentwicklung gearbeitet. Diese führte schlussendlich vom Stinger-Simulator zum ersten Panther-Simulator und stellte das Personal der Flughafenfeuerwehren vor völlig neue Möglichkeiten.
Flugzeugunglücke sind – zum Glück – ja eher selten. Die Übungsmöglichkeiten in der Praxis sind bei laufendem Betrieb am Airport auch meist nicht so üppig. Dennoch muss im Ernstfall jeder Handgriff sitzen. Hier hat Rosenbauer angesetzt, um den Lenkern der schweren Vehikel dennoch eine Ausbildungsmöglichkeit anzubieten. Dies am eigenen Fahrzeug ist schwierig, denn überschüssige Panther hat wohl kaum ein Airport. Wie – um ein Beispiel zu nennen – 350 Mann des Frankfurter Flughafens schulen, ohne immer die für den Ernstfall bereitstehenden Panther zu verwenden und zu riskieren, dass dieser im leeren Zustand an einer Ecke des Flughafens steht, während am anderen ein Notfall auftritt? Abnutzung, Treibstoffkosten etc. nicht in Betracht gezogen.
Der Panther-Simulator erlaubt das Trainieren der Bedienung des multifunktionellen Fahrzeuges als auch das Beüben der Taktik bei Flugzeugbränden. Um nicht immer das gleiche Szenario anzubieten, ist es natürlich möglich, immer wieder neue Ausgangslagen nachzustellen oder auch den gesamten am Rollfeld eines Flughafens üblichen Verkehr mit einzubinden. Der Simulationsteilnehmer sitzt dabei in einer Panther-Kabine, welche in allen Details ihren realen Brüdern entsprechen. Das bedeutet also ebenso den megastarken Motor starten und mit Volldampf über das Rollfeld zum Ort des Geschehens donnern. Ob auch wirklich alles korrekt abgelaufen ist, kann nach der Simulation überprüft werden. Das „Flying Eye“ (also das fliegende Auge) erlaubt die Nachbetrachtung des gesamten Einsatzes und eine entsprechende Analyse und Auswertung. Von der technischen Seite her sorgen drei Projektoren inklusive Edge-Blending und eine 210° Leinwand für ausreichend Ausblick für den Bediener und den Ausbilder. „Der Flughafen von Kuala Lumpur hat, nur um die Möglichkeiten aufzuzeigen, über Rosenbauer seinen eigenen Simulator angekauft. Darin ist der komplette Flughafen mit all seinen Gebäuden, Rollbahnen etc. programmiert und erlaubt es den Lenkern, Szenarien wirklich 1:1 zu beüben“, ist Ausbildungschef Markus Zellinger sichtlich stolz auf die Entwicklung. Soweit so gut. Da wohl die wenigsten von uns einen Panther im eigenen Fuhrpark stehen haben, werfen wir nun einen Blick auf den zweiten Simulator. Er hat Bedeutung für alle Lenker von Einsatzfahrzeugen von freiwilligen, betrieblichen oder Berufsfeuerwehren.
Kritische Situationen während der Einsatzfahrt
Vermutlich jeder Lenker eines Feuerwehrfahrzeuges hat es schon einmal erlebt, eine kritische Situation am Weg zum Einsatzort. Natürlich, nicht alles lässt sich durch Training ungeschehen machen, da es auch vom Verursacher etc. abhängt. Aber dort und da würde es vermutlich stressfreier ablaufen, könnte man schwierige Lagen, mit denen man bei einer Einsatzfahrt konfrontiert werden kann, ab und dann einmal trainieren. Zivile Fahrertrainings sind das eine, die Gegebenheiten, wenn man mit Blaulicht und Folgetonhorn unterwegs ist, das andere. Sei es für den Lenker selbst oder die anderen Verkehrsteilnehmer. Wirklich trainieren lässt sich das ja nur schwer. Das Verständnis in der Bevölkerung wäre wohl nicht vorhanden, wetzt mehrmals die Woche die Feuerwehr mit entsprechenden Wirbel über die Straßen, nur um das zu trainieren. Ganz abgesehen vor der Möglichkeit von Unfällen und den resultierenden Schäden oder gar Verletzungen …
ERDS – Vier Buchstaben mit Nutzen für alle Einsatzfahrer
Genau diese, eben genannten Fakten führen uns zu einer weiteren Simulationsanwendung von Rosenbauer, welche für die breite Masse aus den Reihen der Feuerwehr wohl mehr von Nutzen sein wird. Vermutlich haben die wenigsten von euch einen Panther im Fuhrpark stehen. Wenngleich eine Fahrt am Panther-Simulator sicher viele Feuerwehrherzen höher schlagen lässt, für die Praxis nützlicher ist jedoch garantiert dieser Simulator. Er hört auf den kurzen Namen ERDS. Wer’s länger haben möchte, darf auch „Emergency Response Driving Simulator“ zu ihm sagen. Wie der Begriff bereits verrät, handelt es sich hierbei um ein Reaktionstraining mit dem Einsatzfahrzeug und richtet sich auf die bei den meisten Feuerwehren stationierten Feuerwehr-Lkws bzw. alle dessen Lenker.
Hier wartet auf den jeweiligen Teilnehmer eine interessante Herausforderung. Der ERDS-Simulator vermittelt ein realistisches Abbild von verschiedenen Einsatzsituationen wie beispielsweise schlechte oder schwierige Witterungsverhältnisse, spezielle Gefahren oder auch riskante Verkehrssituationen. Um den Fahrer jedoch neben dem virtuellen Erlebnis auch etwas Spürbares zu vermitteln und so noch mehr Realitätsgefühl rüberkommen kann, ist die Lkw-Kabine auf einer Bewegungsplattform aufgebaut. Auf diese Weise wird ein verändertes Fahrverhalten nicht nur sicht-, sondern auch spürbar, was dem Lerneffekt natürlich nochmals zugutekommt. Der Ausblick des Lenkers umfasst ein Sichtfeld von 180°, dessen Darstellungen von 4-Kanal-Projektoren über Rücklichtprojektion zustande kommen. Und Umgebung gibt’s ausreichend. Denn um jedem Ausbildungswilligen auch etwas bieten zu können, wurde die Umgebung einer Stadt oder besser eines Stadtbezirkes mit allen Varianten kreiert. Einbahnstraßen, Autobahnen, kleine Seitengassen – alles was die Praxis bietet, kommt auch beim ERDS nicht zu kurz.
„Woher stammt die Idee für ein Fahrtraining dieser Art“, will Brandheiß wissen. „Die Idee dazu kam aus den Reihen des Vorstands“, erzählt Markus Zellinger. „Er wurde auf einen Anbieter im Blaulichtbereich aufmerksam! Ich stand einer Simulation für Einsatzlenker recht kritisch gegenüber“, erinnert sich der Ausbildungs-Chef weiter. „Ich bin selbst Feuerwehrmitglied und Fahrer von Einsatzfahrzeugen. Da hinterfragt man dann schon, was das bringen soll. Heute weiß ich, dass die Simulation wirklich sinnvoll und lehrreich für die Praxis ist.“ „Man muss es wirklich selbst probieren und sich davon überzeugen“, bringt sich Product Manager Christian Vallant ins Spiel. Er wird es auch sein, der mich nach dem Gespräch in beide Simulatoren sitzen und instruieren wird.
16 Personen können in der per Wechselladesystem auch ortsveränderbaren Simulationsanlage pro Tag geschult und auf die potenziellen Gefahren während einer Einsatzfahrt hingewiesen werden. Die Anlage ist übrigens auch tageweise buchbar und kommt bei entsprechendem Auftrag auch vor Ort. Aber wir bleiben jetzt einmal im Werk II in Leonding und wechseln vom Büro in die Auslieferungshalle, wo auch schon die beiden Simulatoren bereitstehen. Der erste Weg führt den Autor zum Panther-Simulator.
Mit Vollgas übers Rollfeld – Gigantische Eindrücke
Nachdem ich in Hinsicht auf Fahren und Bedienen eines Panthers sehr jungfräulich dastehe, wird dieser Simulator für mich weniger Praxisbedeutung haben, sondern vielmehr einfach das Feeling und die optischen Eindrücke herauskitzeln. Ich steige in die Panther-Kabine ein, vor mir eine gewaltige, derzeit noch stillstehende Computerlandschaft, wohin ich auch blicke. Christian Vallant gibt mir – wir wollen ja kein vollständiges Training, sondern nur mal reinschnuppern – die wichtigsten Infos zum Bedienen des Schwergewichtes. Nun denne. Gehen wir’s an. Ich trete das Gas voll durch, mit einem Röhren setzt sich der Panther virtuell in Bewegung. Die Tachonadel gewinnt an Höhe und die Landschaft zieht inzwischen an mir vorbei. Die Wirkung ist gewaltig, wenn auch aufgrund des optischen Bombardements auf der 210° Leinwand für das Gehirn (ja, auch das hab‘ ich mitgebracht) kurzfristig etwas gewöhnungsbedürftig.
Am Horizont sehe ich Rauch aufsteigen. Dort steht mein Flugzeug mit brennendem Triebwerk. Ich brauche kurz, um zu sehen, wo mein Weg zur Rollbahn ist, zögere witzigerweise in der Kurve auch mit Geschwindigkeit und trete das Gas beim Erreichen der Geraden wieder voll durch. Mehr und mehr erkenne ich, dass beim Flugzeug das Triebwerk brennt, über die Notrutschen werden die Passagiere eilig evakuiert und laufen im Bereich des Flugzeuges herum. Der Instruktor klärt mich über die Handhabung des Joysticks auf, was der reale Übungsteilnehmer natürlich schon kennen sollte. Ungeübt künstle ich ein wenig herum und brauche kurz mal, bis der Schaumstrahl auch wirklich das brennende Triebwerk trifft. Auch im Heckbereich sind Flammen zu sehen. Während ich meinen Dachwerfer dorthin manövriere, schleudere ich mein Schaum-Wasser-Gemisch auch auf die Notrutschen und setze diese somit für weitere Evakuierungen außer Betrieb, da die seifenhaltige Lösung darauf wie eine Wasserrutsche dient und die Evakuierten enorm beschleunigen und somit Verletzungen zur Folge haben würde. Für mich jetzt einmal wurscht, Hauptsache mein Brand ist gelöscht. Auch auf der anderen Seite des Fliegers raucht es. Vallant aktiviert mir als Laie den Pump-and-roll-Betrieb und schaumwerfend künstelnd rolle ich mit meinem Panther auf die andere Seite. Zu langsam natürlich, das Triebwerk explodiert. Ich hab‘ noch mehr Arbeit. Da ich den Panther ja nicht kenne, hat die Übungsfummelei zur Folge, dass ich mit meinem Wasserwerfer auch einige Passagiere überhäufe bis ich auch den Brand gelöscht habe. Mit einem Kollisionstest am Flugzeug beende ich meine erste virtuelle Pantherfahrt mit gewaltigen Eindrücken, wohlwissentlich, dass ich nicht unbedingt ein Teilnehmer war, der das erforderliche Grundwissen mitgebracht hat. Dennoch: Ich war positiv überrascht, wenn ich auch einige Minuten brauchte, wieder klaren Kopf von den optischen Eindrücken zu erhalten.
» Erst war ich skeptisch. Jetzt empfehle ich es jedem! «
Der ERDS im Praxistest
Mein Kopf hat sich erholt, ich steige in den Container des ERDS ein. „Hier sollte ich dann als aktiver Einsatzfahrer doch besser abschneiden“, denke ich mir. Vor mir befindet sich nun die vordere Reihe einer Mercedes Actros-Fahrerkabine mit allen Schaltern und Automatikgetriebe. Ich bin zwar manuelles Schalten gewöhnt, aber gut, daran soll’s nicht scheitern. Product Manager Christian Vallant sitzt am Systemplatz. Per Kamera hat er mich permanent im Visier und kann so auch meine Körpersprache und mögliche Anspannung des Teilnehmers beobachten bzw. beliebige Szenarien einspielen. „Das System ist frei zum Start und sobald die Anzeige erlischt, kannst du starten“, höre ich aus dem Lautsprecher. Start für die erste Einführung, so wie man’s bei einem Spiel kennt. Es geht noch um nichts, nur ums Eingewöhnen. Ich stehe auf einer Zufahrt auf eine Autobahn, soviel kann ich aus meinen Fenstern schon sehen. Ich drehe den Schlüssel, der Motor dröhnt, löse die Handbremse und gebe Gas. Nach einigen Gewöhnungssekunden komme ich recht gut zurecht. Auffahrt auf die Autobahn, Blinker rein, Blick in die Rückspiegel – ich ordne mich in den Fließverkehr ein. Mein Sitz bewegt sich, als ich bergab im Kolonnenverkehr dahinfahre. Diese Fahrt dauert normalerweise an die sieben Minuten, wir brechen nach drei bis vier dann mal ab. Ich denke, ich bin soweit. Christian holt mich nochmals für eine kurze Pause aus der Kabine, um auch hier das Gehirn nochmals ruhen zu lassen. Die Pause braucht man auch und ist dann gut gerüstet.
So. Jetzt geht’s los. „Verkehrsunfall mit Brand, Person eingeklemmt“ lautet meine Aufgabe. Ich starte wie gehabt los, nur jetzt mit Sondersignal. Das Navi sagt mir meinen Weg. Die erste Ampel kommt auf mich zu. Reger Verkehr, sie ist rot. Meine Spur ist dennoch frei. Ich halte an und drücke das Gas dann wieder voll durch, als ich sehe, dass ich gefahrlos passieren kann. Weiter geht’s. Rechts hat ein Schulbus angehalten. Ich drück‘ aufs Folgetonhorn, schau in den Rückspiegel und wechsle sicherheitshalber auf die linke Fahrspur, falls der Bus einfach losfährt oder ein Passagier vorne hervorkommt. Sicherheitshalber nehme ich den Fuß vom Gas und trete dieses wieder voll durch, als ich den Bus passiere. Der Weg durch die Stadt ist abwechslungsreich, ich komm‘ mit dem Einsatzfahrzeug gut zurecht und bin beeindruckt. Lediglich beim ersten mal rechts abbiegen fehlt mir etwas Bezug zum echten Fahrzeug, es rumpelt, mein Hinterrad hat die Gehsteigkante erwischt. Naja, egal, nix passiert. Weiter geht’s. Rote Ampeln, Autofahrer, die nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, pflastern meinen Weg, den mir der Administrator zum Gewöhnen als eher einfach eingestellt hat. Schlussendlich erreiche ich unfallfrei mein brennendes Autos. Ich schlängle im Stau vorbei und bleib‘ neben dem Unfallfahrzeug stehen. Auf hektisches Rausspringen verzichte ich, schließlich hab‘ ich außer mein Führerhaus ja keine Ausrüstung mit. Vielmehr steige ich mit unerwartet guten Eindrücken aus dem Simulator aus und muss einer Aussage, die Vallant im vorangehenden Gespräch getätigt hat, zustimmen. Fährt man einige Male mit diesem Ding, wie es an einem regulären Training auch der Fall ist, erfolgt garantiert eine Sensibilisierung auf mögliche Gefahren, mögliches Fehlverhalten anderer usw. Hätte ich mir ehrlich gesagt im Vorfeld nicht gedacht.
Praktische Draufgabe in Kooperation mit dem ÖAMTC
Gegen Ende März – die Brandheiß-Ausgabe war zu diesem Zeitpunkt bereits in der Druckerei – stellte Rosenbauer noch einen weiteren Schritt vor. Zur virtuellen Ausbildung kommt nun auch ein praktischer Schritt. Mit dem Programm „driving4fire“ wird jetzt auch ein Blaulicht-Training in der Realausbildung angeboten. Dieses auf drei Säulen basierende Fahrertraining vereint Theorie und Praxis. Vorweg informiert: Der Start erfolgt am eigenen Fahrzeug der Feuerwehr von zuhause aus. Dabei erhält der Teilnehmer einen Leitfaden, der zur Vorbereitung auf das Vorort-Training dann abzuarbeiten ist. Säule Nummer zwei basiert auf dem sogenannten Präsenztag. Dieser wird in der Startphase an sechs österreichischen ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum-Standorten ausgetragen werden. Er beinhaltet die Bereiche „Rechte und Pflichten“ „Ich und die Einsatzfahrt“, „Fahrtechnik“ inklusive sechs praktische Fahrübungen mit dem eigenen Einsatzfahrzeug. Dazwischen finden in zweier Teams immer wieder Fahrten am Simulator statt. Säule 3 besteht aus dem Refreshing per e-learning von zuhause aus und dem Ausdruck des Zertifikates beim Bestehen dieses Abschlussprogramms. Das Programm „driving4fire“ wird pro Teilnehmer 450,- Euro kosten, wobei Förderungen und Unterstützungen durch AUVA und Co diese Ausbildung ja vielleicht in Zukunft auch noch günstiger werden lassen.
In diesem Sinne wünscht der Autor Ihnen und euch eine gute und unfallfreie Fahrt.
ERDS auch vor Ort buchbar:
Eine weitere kleine Sensation ist der Umstand, dass der Simulator mittels Wechsellader sogar mobil ist.