DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

FRAUEN POWER

AUS DEN HOHEM NORDEN

Frauen Power aus dem honen Norden

TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS GUNN NARTEN

„Du bist die schönste Frau der Welt!“ – das hören Frauen durchaus gerne. „Du bist die schönste Feuerwehrfrau der Welt!“ – das bekommen schon wesentlich weniger Frauen zu hören. Bei der Norwegerin Gunn Narten könnte dieses Kompliment jedoch sogar stimmen, denn die attraktive Berufsfeuerwehrfrau hat bereits über 100.000 Follower bei Instagram und das liegt wohl nicht an ihren inneren Werten alleine.

Egal ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz – Frauen, welche sich in den Dienst der Feuerwehr stellen, sind leider noch immer äußerst selten anzutreffen. Obwohl Gemeinden oder Behörden gezielte (Werbe-) Maßnahmen setzen, um mehr Frauen für den Feuerwehrdienst zu gewinnen, liegt die Frauenquote im Feuerwehrdienst bedauerlicherweise noch immer im einstelligen Bereich. Zum Glück – und wir sprechen bewusst von einem Glück, denn Frauen bereichern auch die Feuerwehrgemeinschaft ungemein – ist die Tendenz steigend. Immer mehr junge Frauen und Mädchen begeistern sich für das Feuerwehrwesen und lassen sich nicht einreden, sie seien zu schwach oder das gehöre sich nicht für Mädchen.  Auch Feuerwehren und deren Entscheidungsträger öffnen sich zunehmend für die Aufnahme von Frauen und treiben somit diese Entwicklung weiter an.

Wir sind bei unseren Recherchen auf eine Feuerwehrfrau gestoßen, der man auf den ersten Blick wohl eher den Job eines Models unterstellen würde. Da die Norwegerin Gunn Narten aber auch medial über die sozialen Netzwerke eindrucksvoll zeigt, dass Frau auch Frau sein kann und trotzdem im Feuerwehralltag ihren Mann steht, entschieden wir uns für diesen Bericht und traten mit Gunn Narten persönlich in Kontakt. Sie leistet mit ihren Beiträgen in sozialen Medien einen gar nicht unwichtigen Beitrag, um Frauen für den Feuerwehrdienst zu motivieren.  Auch hierzulande engagieren sich zahlreiche Feuerwehrfrauen in ihrer Freizeit für Öffentlichkeitsarbeit und nutzen die sozialen Medien als ideale Plattform, um sich auszutauschen. Erwähnt sei etwa die Facebook-Plattform „Feuerwehrfrauen“ oder die Internetseite www.marieluu.de, über deren Gründerin wir bereits in Ausgabe 2/2017 berichteten.

Für diesen Artikel schnappten wir uns einen Dolmetscher, setzten uns ans Telefon und stellten Gunn Narten einfach ein paar Fragen, die sich uns auftaten:

Hallo Frau Narten, wann begann eigentlich Ihr Interesse für die Feuerwehr?

Die Arbeit der Feuerwehr und Rettung faszinierte mich schon sehr früh. Den definitiven Entschluss, Berufsfeuerwehrfrau zu werden, fasste ich mit 19 Jahren. Das liegt nun schon mehr als 10 Jahre zurück.

Was taten Sie bis zu diesem Zeitpunkt?

Naja, grundsätzlich war ich ja noch Schülerin bzw. Studentin. Ich machte den Lkw-Führerschein, absolvierte Sanitäterkurse und machte eine Ausbildung zur Rettungstaucherin. Damit bewarb ich mich bei der Berufsfeuerwehr „Asker“, bei der ich nun auch meinen Dienst versehe.

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Alle glauben, ich sei ein Model. Erfahren sie meinen wahren Job, dann sind sie erst recht erstaunt.
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Wie wurden Sie vom „Feuerwehrvirus“ infiziert? Sind evtl. Familienmitglieder bereits bei der Feuerwehr?

Ich habe eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder, doch niemand in der Familie hat einen Feuerwehrbezug. Ich denke, ich kam einfach schon mit der Intention Menschen zu helfen, einen körperlich betonten Job auszuüben und mit technischem Interesse auf die Welt.

Wo in Norwegen genau versehen Sie Ihren Dienst?

Ich bin Mitglied der Feuerwehr Asker. Das ist eine der größten Stationen des Landes. Unsere Minimumbesetzung besteht aus fünf Einsatzkräften.

Wie gestaltete sich Ihr Selektionsverfahren bzw. was mussten Sie dort absolvieren?

Das Auswahlverfahren ist grundsätzlich für Frauen und Männer gleich. Es dauerte drei Tage und beinhaltete körperliche Übungen, schriftliche Tests sowie eine psychologische Eignungsuntersuchung. Zu den körperlichen Übungen zählte das Laufen mit Zeitlimit, Kraftmessübungen, Schwimmen und Treppensteigen mit Zusatzgewichten. Anschließend folgen die schriftlichen Tests in Mathematik und Norwegisch. Sind diese Kriterien positiv bewertet, folgen zwei persönliche Gespräche. Ich habe mich vor allem für die körperlichen Tests sehr lange und gründlich vorbereitet und sehr hart trainiert – doch es war die Mühen absolut wert!

Man kann Ihnen also durchaus ein großes Maß an Zielstrebigkeit unterstellen?

Genau! Ich setze mir ein Ziel und ordne alles andere im Leben diesem Vorhaben unter. Ich wollte unbedingt einen Job als Feuerwehrfrau und ich ließ mich von nichts und niemanden davon abhalten. Zwar gab es Rückschläge im Training zu verkraften, aber am Ende war ich doch erfolgreich.

Wie halten Sie sich für den Job fit?

Dazu muss ich sagen, dass ich in meiner Freizeit als Ernährungs- und Fitnesscoach tätig bin und somit im Sport meinen zweiten Lebensinhalt gefunden habe. Ich absolviere regelmäßig Kraft- und Ausdauertraining wie z.B. CrossFit, Bergsteigen oder Laufen. Ich trainiere täglich und nach Bedarf sogar zweimal pro Tag, um meine Leistungsfähigkeit auf konstantem Level zu halten. Aber wie gesagt, ich mache es mit Freude und es ist eine Art Lebenseinstellung für mich geworden. Ich muss mich nicht zum Sport zwingen, sondern eher einmal zum Pausieren.

Wissen Sie, wie es um die weiblichen Kameraden in Norwegen bestimmt ist?

Tja, wir sind eine absolut exotische Minderheit. Ich glaube, in ganz Norwegen gibt es nur knapp 40 Feuerwehrfrauen.

Nehmen Sie auch an Feuerwehrwettkämpfen teil?

Das Timing dieser Frage amüsiert mich, denn gerade erst im März habe ich meinen ersten sportlichen Wettkampf absolviert. Es war die Stairclimb Competition (Treppensteigbewerb, Anm. d. Red.) in New York. Von insgesamt 455 Teilnehmern konnte ich den 25. Platz belegen. Mit so einem guten Ergebnis hatte ich nicht gerechnet. Das motiviert mich sehr und somit werde ich bei weiteren Firefighter Competitions antreten.

Sie waren in den letzten Monaten immer wieder in den Medien präsent. Hat dieses große öffentliche Interesse Auswirkungen auf Ihr Leben?

Es hat mich nicht als Person verändert, aber es hat meinen Tagesablauf durchaus beeinflusst. Da ich sehr aktiv mein Leben als Feuerwehrfrau auf Instagram mit meinen Fans teile, haben sich meine Follower fast verdoppelt. Ich möchte in Zukunft noch viel mehr von mir und meiner Tätigkeit als Feuerwehrfrau posten, um auch andere junge Frauen für diesen schönen Beruf zu motivieren. Ich glaube nämlich, dass es viele junge Mädchen gibt, die diesen Berufswunsch haben, aber sich einfach nicht trauen, diesen Wunsch auch auszuleben.

Was war für Sie bisher das Unangenehmste an diesem Beruf bzw. womit haben Sie Schwierigkeiten?

Für mich ist das Härteste an diesem Beruf, wenn man hautnah dabei ist, wenn z.B. bei einem Hausbrand Personen ihre liebsten Mitmenschen verlieren. Das geht einem doch sehr unter die Haut und es erinnert mich, dankbar für meine Freunde und Familie zu sein.

Was war für Sie der bisher schönste Moment als Feuerwehrfrau?

Ich habe einmal ein junges Mädchen vor dem Selbstmord retten können. Ein halbes Jahr später suchte sie mich auf, bedankte sich für ihre Rettung und erklärte mir, dass sie ihr Leben fest im Griff habe und nun glücklich sei.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Eigentlich lebe ich bereits in meiner Zukunft. Ich möchte bis zum Ruhestand diesen Beruf ausüben, mein Wissen vergrößern und weitergeben und so lange wie möglich sportlich aktiv bleiben.

Wir von BRANDHEISS wünschen Ihnen eine noch lange Karriere als Feuerwehrfrau und bedanken uns für das Interview.  

Wer sich über die Aktivitäten von Gunn Narten am Laufenden halten oder diese zur Motivation jemanden weiterempfehlen will, der kann ihre Erlebnisse in den sozialen Netzwerken unter FACEBOOK.COM/GUNN.NARTEN oder auf Instagram/narten86 verfolgen.