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Die Heldinnen

von New York

Die Heldinnen von New York

TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS FDNY PHOTO UNIT

Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn sich Frauen in den Dienst der Feuerwehr stellen. Allerdings steigt die Anzahl von Feuerwehrfrauen leider nur sehr langsam. Da auch die berühmteste Feuerwehr der Welt, das Fire Department of New York CITY (FDNY), den Frauenanteil erhöhen will, findet hier jährlich ein eigener Frauen-Rekrutierungs-Event statt. Grund genug diesem Event eine Fotoreportage zu widmen.

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Ob Mann oder Frau, es bedarf fünf Etappen, um beim FDNY seinen Dienst zu versehen
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Betrachtet man die Statistiken der Feuerwehrmitglieder in Österreich und Deutschland, so ist seit Jahren eine deutliche Zunahme an Frauen, die sich in den Dienst einer Feuerwehr stellen, zu erkennen. Doch auch wenn die Tendenz steigend ist, bietet eine Frauenquote im einstelligen Bereich – in Österreich liegt diese bei ca. 6 % – noch reichlich Luft nach oben.

Motivieren und Bewusstsein schaffen

Die effektivste Möglichkeit, Frauen und Mädchen für den Feuerwehrdienst zu motivieren, ist zum einen das persönliche Umfeld von aktiven Feuerwehrmitgliedern und zum anderen die Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit (z.B. Medien). Es ist kein Geheimnis, dass auch wir bei BRANDHEISS große Befürworter eines höheren Frauenanteils bei Feuerwehren sind. So berichteten wir mit großer Freude über eine sehr engagierte Feuerwehrfrau aus Deutschland, welche eine Social-Media-Plattform speziell für den Austausch von Feuerwehrfrauen gegründet hat (www.marieluu.de). Auch ein Interview mit einer hauptberuflichen Feuerwehrfrau aus Norwegen, die als angeblich attraktivste Feuerwehrfrau gilt, fand den Weg in die BRANDHEISS Ausgabe 4/2017 mit dem Hintergedanken, durch eine mediale Präsenz von Feuerwehrfrauen einen Beitrag dazu leisten zu können, den Frauenanteil zu erhöhen.

Auch in dieser Ausgabe möchten wir dieses Thema anhand einer bildgewaltigen Fotoreportage aus New York City aufgreifen.

Das Interesse von Frauen ist groß, die Hemmungen sich zu bewerben aber auch

Bewegen wir uns gedanklich nun ca. 6.000 km nach Westen in die Stadt, die angeblich niemals schläft, denn hier in New York City befindet sich die wohl berühmteste Feuerwehr der Welt. Trotz ihres enormen Bekanntheitsgrades ist jedoch auch beim FDNY der Frauenanteil äußert gering. „Von momentan ca. 10.500 Feuerwehrleuten beim FDNY sind nur 52 davon Frauen“, lässt uns Chief of Department James E. Leonard wissen. Das entspricht gerade einmal 0,5 % und ist gerade für solch eine berühmte Feuerwehr besonders wenig. James E. Leonard meint den Hauptgrund für diese geringe Anzahl zu kennen: „Wir machen die Erfahrung, dass es durchaus viele junge Frauen gibt, die sich für den Job als Firefighter bei uns interessieren. Die Hemmschwelle für Frauen sich zu bewerben ist jedoch enorm hoch, sodass ein Kontakt mit uns erst gar nicht zustandekommt. Dabei würden wir sehr gerne mehr Frauen bei uns im Team willkommen heißen.“

Spezielle Vorbereitung für weibliche Bewerber

Da die Kameraden in New York jedoch nicht Däumchen drehend einfach darauf warten, bis sich der Frauenanteil beim FDNY wie von Geisterhand erhöht, wurde eine eigene Foundation, das New York’s Female Firefighter Training Program, eingerichtet. Diese „Abteilung“ des FDNY widmet sich zum einen der Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen – und das ist der umfangreichere Teil – werden hier eigene Kurse und Trainings abgehalten, um weibliche Bewerber auf das Auswahlverfahren bestmöglich vorzubereiten. Hier können alle Frauen teilnehmen, welche sich in Folge beim FDNY bewerben möchten und werden in vorwiegend praktischen Übungen auf die strengen Aufnahmetests vorbereitet. Dabei werden die Bewerberinnen in mehreren Modulen einem gezielten Training unterzogen, um Kraft, Ausdauer und Belastbarkeit auf das geforderte Niveau zu bringen. Unterrichtet bzw. trainiert werden sie dabei von externen Fitnesstrainern sowie auch von bereits aktiven Feuerwehrfrauen des FDNY. „Das bietet auch die hilfreiche Gelegenheit, sich direkt mit bereits im Dienst stehenden Frauen über den angestrebten Job auszutauschen“, so Chief Leonard. Der Aufwand, den das FDNY hier betreibt, scheint sich zu lohnen, denn die Anzahl an weiblichen Bewerbern nimmt seither kontinuierlich im zweistelligen Prozentbereich zu.

New Yorks erste Feuerwehrfrau

Wie bereits erwähnt, ist ein Grund für den geringen Frauenanteil beim FDNY die große Hemmschwelle sich als Frau überhaupt zu bewerben. Ein weiterer Grund ist bestimmt, dass die erste Feuerwehrfrau von New York erst 1982 die Aufnahme ins Team schaffte. Brenda Berkman darf also ohne Übertreibung eine Vorreiterrolle zugesprochen werden. Bereits in Brendas früher Kindheit war der Wunsch, beruflich anderen Menschen zu helfen, stark ausgeprägt. „Je älter ich wurde, desto mehr ärgerte mich der Satz: Du kannst das nicht machen, weil du ein Mädchen bist.” Brenda machte ihren Abschluss an der New York University in Geschichtswissenschaften, bevor sie den Entschluss fasste, Feuerwehrfrau beim FDNY zu werden. 1977 gestattete das New York Fire Department erstmals Frauen, den Aufnahmetest abzulegen. 400 Frauen legten den schriftlichen Test ab. 90 davon wurden für den physischen Test zugelassen. Jede Einzelne fiel damals durch. Stimmen wurden laut, man habe den Test bewusst verschärft, um Frauen fernzuhalten, was zu einem mehrjährigen juristischen Verfahren führte. Damals gab es nämlich Vorwürfe, man habe zwar die physischen Fähigkeiten der Frauen getestet, nicht aber in Verbindung mit den tatsächlichen Anforderungen für den Job. „Brenda trainierte sehr, sehr hart für den Test. Sie übte, mich über die Treppe zu tragen. Sie hat mich über ihre Schulter geworfen und lief so die Stufen rauf und runter”, sagt Berkmans Ex-Mann Ken im Zuge einer Dokumentation. Nach hartem und gezieltem Training bestand Brenda schließlich 1982 den neu konzipierten Aufnahmetest und war somit die erste Feuerwehrfrau beim legendären Fire Department of New York.