DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

ÜBER DEN

WOLKEN

Über den Wolken

ÜBER DEN WOLKEN

TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS FF WEISSENBACH

Zugegeben, bis hoch in die Wolken hat es zwar noch keiner von ihnen geschafft, aber so stolz, wie es einst die Gebrüder Wright gewesen sein mussten, ist bestimmt jeder Teilnehmer des Red Bull Flugtages auf seinen Auftritt. Bereits zum zweiten Mal nahmen Mitglieder der FF Weißenbach bei Haus an dieser Veranstaltung mit Kult-Charakter teil und brachten dieses Mal ihre „Drehleit-Air“ in die Luft.

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Rund 200 Arbeitsstunden flossen in die Drehleit-Air
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Manuel Putre ist nicht nur ein aktives Mitglied der FF Weißenbach im Ennstal, er ist auch quasi ein alter Hase, was den Red Bull Flugtag betrifft. Schon 2012 waren er und sein Team mit dem originellen „Feuerlösch-Air“ bei diesem nicht ganz so ernsten Event vertreten. Manuels Vater und damaliger Kommandant der FF Weißenbach Ernst Putre unterstützte das Team beim Bau der „Feuerlösch-Air“ tatkräftig. Manuels Vater Ernst war vom Flugtag sogar dermaßen begeistert, dass er und das Team bei nächstmöglicher Gelegenheit wieder teilnehmen mochten.

Neun Jahre ohne Flugbetrieb

Noch im Mannschaftsbus auf der Rückfahrt und freudentaumelnd vom Erfolg der Feuerlösch-Air hatte Ernst Putre schon den Namen für das nächste Fluggerät gefunden. Nun sollte eine „Drehleit-Air“ in die Luft gebracht werden. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste, war, dass Red Bull den Flugtag ganze neun Jahre nicht mehr stattfinden lassen würde. Was zu diesem Zeitpunkt auch niemand von der FF Weißenbach wissen konnte, war, dass Manuels Vater den nächsten Red Bull Flugtag nicht mehr miterleben können wird. Leider verstarb Ernst Putre im Jahr 2020. 

„Als ich gelesen hatte, dass der Red Bull Flugtag nach fast zehn Jahren wieder ein Comeback in der Brigittenauer Bucht erleben wird, war für mich und meine Kameraden eine Teilnahme bzw. erstmal eine Bewerbung besiegelte Sache!“, führt Manuel gegenüber BRANDHEISS in einem Telefonat aus. So durfte die Idee von Manuels Vater, der somit auch der geistige Vater der Drehleit-Air war, doch noch Realität werden.

Alles der Reihe nach

Nun kann jedoch nicht jeder, der möchte, ganz einfach bei dem Event mitmachen. Zuerst muss man sich ohnehin bei Red Bull bewerben. Der Bewerbung muss eine Skizze bzw. ein Plan des Fluggerätes beigelegt werden. Dieses Jahr haben sich 120 Teams beworben, wovon 40 von einer Jury zum großen „Flug“ ausgewählt wurden. Gehört man dann zu den glücklichen Teams, die mitmachen dürfen, gilt es keine Zeit zu verlieren. Am 27 Juli wurden die Teams über ihre Teilnahme verständigt und am 25. September mussten die Fluggeräte bereits zur technischen Abnahme. Das Team der FF Weißenbach bestand aus vier Teamleadern, die sich dem Projekt voll und ganz verschrieben hatten. Die Funktion des Piloten übernahm Andreas Kolb, das Bodenpersonal bestand aus Georg Mayer, Alexander Fuchs und eben Manuel Putre. Ganze 12 weitere fleißige Händepaare halfen bei der Organisation von Sponsoren und dem Bau tatkräftig mit. In Summe sollten knapp 6 Wochenenden komplett für das Projekt geopfert werden müssen und an die 200 Arbeitsstunden in die „Drehleit-Air“ fließen. Übrigens war die FF Weißenbach nur eine von zwei teilnehmenden Teams aus der Gemeinde Haus im Ennstal. Auch das Team der „Après-Ski-Flitzer“ nahm den Traum vom Fliegen in Angriff. Allerdings waren sie ein „privates“ Team und im Gegensatz zur Drehleit-Air nicht als Feuerwehr-Team an den Start gegangen. 

Der Marktgemeinde Haus im Ennstal stehen gesamt vier Feuerwehren im Falle des Falles zur Verfügung und offensichtlich sind diese überdurchschnittlich flugbegeistert. Von den ca. 600 Einwohnern von Weißenbach sind 104 Mitglieder in der Feuerwehr und davon wiederum ca. 60 aktiv. „Auch unsere Jugend ist sehr gut integriert und begeistert sich für den Dienst, so haben wir ca. 15 Jugendliche, die sehr erfolgreich an Leistungsbewerben teilnehmen und besonders freuen wir uns über unsere 10 Feuerwehr-Damen. Sie bereichern unsere Gemeinschaft enorm!“, lässt uns Herr Putre durchaus ein wenig euphorisch wissen. Ob es nicht zu Diskussionen oder dicker Luft kam, als es um die Bestimmung des Piloten und den restlichen vier Crewmitgliedern ging, wollten wir wissen? Immerhin dürfen sich beim Take-off der tollkühnen Fluggeräte nur maximal vier Personen (inkl. Pilot) auf der Startrampe befinden. Dem war jedoch nicht so. Die Funktionen wurden diplomatisch per Los gezogen und das standesgemäß aus einem großen Bierkrug, so konnte eine angespannte Stimmung erst gar nicht aufkommen.

TEAMWORK
Die gemeinsame Arbeit an dem Projekt hat auch die Freundschafts- und Kameradschaftspflege gestärkt. Sechs Wochenenden lang waren bis zu 12 Helfer beteiligt.

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Der Weltrekord des
Red Bull Flugtages liegt
bei 78,64 Metern
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NAMENSGEBER
Ernst Putre war nicht nur Kommandant der FF Weißenbach im Haus, unter seinem Kommando fand auch die erste Teilnahme am Flugtag statt. Bereits am Heimweg hatte Ernst die Idee zur Drehleit-Air.

Safety first – Die Regeln

Bei all dem Spaß darf jedoch nicht vergessen werden, dass jeder Flug schlussendlich im Wasser endet und doch in sechs Metern Höhe begann. Inklusive Fluggerät saß der Pilot sogar auf 8 Meter Höhe. Dementsprechend nehmen die Veranstalter Vorkehrungen und Regeln im Sinne der Sicherheit sehr ernst. So umfasst der Regelkatalog erstaunlich viele Punkte, von denen wir einige anführen möchten: 

Die Länge des Fluggerätes von der Nase bis zum Heck darf nicht mehr als 8 Meter betragen. 

Die Flugspannweite darf maximal 10 Meter groß sein. Das Fluggerät darf inkl. Startwagen nur max. 3 Meter hoch sein und das Maximalgewicht darf ohne des Piloten 120 kg nicht übersteigen. Materialen, die sich mit Wasser vollsaugen können, sind zum Bau nicht zugelassen. Das gleiche gilt für die Kostüme. Diese dürfen die Bewegungsfreiheit beim Schwimmen auch nicht einschränken. Jeder Pilot muss in der Lage sein, 100 m aus eigener Kraft zu schwimmen. Zudem ist das Tragen eines Helmes und einer Schwimmweste Pflicht.

Natürlich stellt man sich unweigerlich irgendwann die Frage: Warum macht man mit? Zum einen ist es wohl einfach nur der Spaß und das Gefühl, als Team an einem einmaligen Event teilgenommen zu haben und zum anderen vielleicht auch ein wenig die Aussicht auf einen der drei Siegerpreise. Immerhin winkte in diesem Jahr dem erstplatzierten Team eine Führung durch den Hangar-7 in Salzburg inklusive eines Besuchs im Restaurant Ikarus sowie ein Flug mit den Flying Bulls. Der zweite Platz wurde mit einem Tandem-Fallschirmsprung mit dem Red Bull Skydive Team belohnt. Der dritte Platz waren Red Bull Getränkedosen in einer Menge, die dem Gewicht des Teams entsprach. Der Sonderpreis Nachhaltigkeit ging an die Helden der Lüfte, deren Fluggerät besonders nachhaltig gebaut worden war. Ein Flug mit den Segelflugzeugen des Blanix-Teams winkte diesen Gewinnern.

Neben den Erfahrungen, die eine Teilnahme bei solch einem Event ermöglicht, betonte Manuel Putre auch den positiven Einfluss auf die Kameradschaft bzw. Kameradschaftspflege: „Dieses Projekt hat den Zusammenhalt der Gruppe gefördert und gefestigt. Auch die Begleitung von Freunden, Angehörigen und Mitgliedern als Fan-Bus hat zum Teambuilding positiv beigetragen. Es war eine gute Möglichkeit, uns mit diesem Ausflug bei allen zu bedanken, die uns über das ganze Jahr hinweg bei Feuerwehrfesten oder sonstigen Tätigkeiten unterstützen!“

Ach ja, zu guter Letzt dürfen wir natürlich die Frage nach der endgültigen Platzierung nicht unbeantwortet lassen. Die Drehleit-Air erreichte den tollen 6. Platz und das Team der Après-Ski-Flitzer konnte den 13. Platz belegen. Wir von BRANDHEISS gratulieren beiden Teams nachträglich zu dem Erfolg. 

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