DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

Camping-platz

in Flammen

Campingplatz in Flammen

TEXT & FOTOS
HUBERT HOBMAIER & WOLFGANG GASSER

Großeinsatz auf einem Campingplatz im bayerischen Übersee: An einem Wohnwagen war ein Feuer ausgebrochen, das rasch mehrere Wohneinheiten erfasst hat. Sieben Wohnwagen und ein Pkw wurden vernichtet.

Auf einem Campingplatz im Überseer Ortsteil Feldwies in Bayern standen Samstagmittag gegen 12:10 Uhr vier Wohnwagen in Vollbrand. Rund 150 Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Rettungsdienste und der Polizei waren vor Ort. Bei Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte aus Übersee schlugen die Flammen meterhoch aus den Campern. Eine weit sichtbare Rauchsäule stieg in den Himmel. Zwei Ersthelfer mussten ins Krankenhaus. Eine Schätzung der Polizei geht von einer Schadenshöhe von rund 200.000 Euro aus. Die Brandursache war bei Drucklegung noch unklar.

Berstende Gasflaschen

„Als wir vor Ort eintrafen, hat es mehrere laute Knallgeräusche durch geborstene Gasflaschen gegeben“, so Zugführer Tobias Plenk, der die Einsatzleitung für die Feuerwehr Übersee übernommen hatte. Zunächst war nur die Feuerwehr Übersee zu dem Brand alarmiert worden. Bereits auf der Anfahrt wurde aufgrund der massiven Rauchsäule das Einsatzstichwort auf einen „Mittelbrand“ und bei Eintreffen am Brandort sofort auf einen Großbrandalarm erhöht.

16 Atemschutzträger im Einsatz

Die Feuerwehren der Umgebung sind mit etwa 125 Einsatzkräften angerückt. Neben der eigentlichen Brandbekämpfung bauten sie eine Wasserversorgung zum nahegelegenen Chiemsee auf und sperrten den Einsatzbereich großräumig ab. 16 Atemschutzgeräteträger wurden zur unmittelbaren Brandbekämpfung eingesetzt. Zahlreiche weitere Kräfte standen am Atemschutz-Gerätewagen, der aus Traunstein entsandt wurde, zum Einsatz bereit.

Zu Beginn des Einsatzes standen die unmittelbare Brandbekämpfung sowie das Absichern eines angrenzenden Gasflaschenlagers im Mittelpunkt der Feuerwehrtätigkeiten. Hierzu wurde eine sogenannte Riegelstellung aufgebaut, um die benachbarten Bebauungen zu schützen. „Wäre es uns nicht gelungen, das angrenzende Flaschenlager zu schützen, hätte der Brand eine noch größere Dimension erreicht“, so der Fachkreisbrandmeister der Öffentlichkeitsarbeit Hubert Hobmaier im Gespräch mit der BRANDHEISS Redaktion. Der massive erste Löschangriff zeigte nach rund zehn Minuten einen ersten Erfolg und somit konnte seitens der Feuerwehreinsatzleitung „Feuer unter Kontrolle“ an die Leitstelle in Traunstein gemeldet werden.

Die Nachlöscharbeiten dauerten rund eineinhalb Stunden. Mehrere angrenzende Wohnanhänger waren ebenfalls von dem Feuer betroffen und wurden sicherheitshalber kontrolliert. „Die Gäste und der Betreiber haben insgesamt großartig reagiert und konnten alle Menschen bereits vor Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit bringen“, so Einsatzleiter Tobias Plenk. Eine Sammelstelle wurde durch 25 Kräfte des Bayerischen Roten Kreuzes aufgebaut. Diese zeigten sich zusammen mit den Helfern des Kriseninterventionsdienstes der Malteser aus Traunstein für eine erste Anlaufstelle für Verletzte und zur kurzfristigen Betreuung der Betroffenen verantwortlich.

»
ES ENTSTAND Ein Schaden von
ÜBER 200.000 EURO
«

PRIORITÄTEN
Unmittelbare Brandbekämpfung und Absichern eines Gasflaschenlagers hatten Priorität.

Rettungstechnische Absicherung

Zur rettungsdienstlichen Absicherung waren zwei Rettungswägen und ein Notarzteinsatzfahrzeug sowie der Einsatzleiter des Rettungsdienstes vor Ort. Darüber hinaus wurde die Schnelleinsatzgruppe Transport alarmiert. Zwei Passanten mussten in umliegende Krankenhäuser gebracht werden. Zur Unterstützung der Feuerwehreinsatzleitung wurde die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung alarmiert. Neben dem Kreisfeuerwehrarzt wurde auch das Helferinterventionsteam der Feuerwehren angefordert. Deren Mitglieder konnten jedoch bereits auf Anfahrt wieder umdrehen.

Zusätzlich zu den Feuerwehren Übersee, Grassau, Grabenstätt, Unterwössen und Traunstein waren sechs Mitglieder der Kreisbrandinspektion vor Ort, um die Einsatzleitung der örtlichen Feuerwehr zu unterstützen. Mit Ausnahme der Feuerwehr Übersee konnten die meisten Feuerwehrkräfte rund eineinhalb Stunden nach dem ersten Alarm vom Brandort abrücken. Die Ortsfeuerwehr blieb noch für kleinere Nachlöscharbeiten sowie eine Brandwache am Einsatzort.

Sieben Wohnwagen und ein Pkw

Die örtliche Polizei kam zusammen mit den Beamten der Brandermittlung an die Einsatzstelle. An sieben Wohnwagen und einem abgestellten PKW war wirtschaftlicher Totalschaden entstanden. Eine erste Schätzung geht von einem Gesamtschaden in Höhe von rund 200.000 Euro aus. Was zu dem Feuer geführt hat, ist derzeit noch völlig unklar und ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Laut Polizeiangabe gibt es derzeit keine Anzeichen für eine vorsätzliche Brandstiftung. Die Wohnwagen waren allesamt im Besitz von Dauercampern, die noch am selben Abend die Heimreise angetreten haben oder gar nicht vor Ort waren. 

Eine Woche nach dem verheerenden Feuer sprechen Betreiber und Feuerwehr über das Erlebte

Der Brand mehrerer Wohnwagen auf dem Platz der Familie Ebner bei Übersee hatte für ein großes mediales Aufsehen gesorgt. Insgesamt sieben Wohnwagen wurden völlig zerstört und brannten teilweise komplett aus. Zwei Personen mussten ins Krankenhaus, wurden aber glücklicherweise kurze Zeit später wieder entlassen. Campingplatzbetreiber Markus Ebner sowie der Einsatzleiter Tobias Plenk von der Feuerwehr Übersee unterhielten sich mit BRANDHEISS, wie sie den Einsatz und die Tage danach erlebt haben.

Kurz nachdem die Feuerwehr abgerückt war, ist bereits wieder Normalität auf dem Platz eingezogen und eine Welle der Hilfsbereitschaft war zu spüren. In den Tagen nach dem Feuer ist für die Betreiber die Erkenntnis gereift, „dass uns dieser Schaden wieder einmal reicher an Erfahrungen macht und wir mit einigen Maßnahmen nachsteuern werden. Letztlich ist aber die gesamte Camper Familie froh, dass es bei einem Sachschaden geblieben ist und keine Menschen zu Schaden kamen.

»
DER SCHOCK SAß DEN BETROFFENEN IN DEN KNOCHEN
«

EXPLOSIV
Schon beim Eintreffen der Kräfte aber auch während dem Einsatz waren immer wieder laute Knallgeräusche von explodierenden Gasflaschen zu hören. Das Einsatzstichwort wurde auf Großbrandalarm erhöht.

NACHLÖSCHEN
Die Nachlöscharbeiten dauerten fast zwei Stunden. Campingplatzgäste aber vor allem die Betreiber reagierten vorbildlich. Schon vor Eintreffen der Feuerwehren waren alle Personen in Sicherheit gebracht.

Wenn man auf die Feuerwehr warten muss

„Es ist schon brutal, wenn man auf die Feuerwehr warten muss und man nichts machen kann und dabei ein Wohnwagen nach dem anderen in Flammen aufgeht“, so beschreibt Markus Ebner die ersten Minuten des Brandes auf seiner Anlage. „Im Minutentakt sind Gasflaschen zerborsten und Autoreifen zerplatzt. Die Knallgeräusche und Explosionen haben sich angefühlt wie im Krieg“, erklärt er noch sichtlich bestürzt von den Geschehnissen der letzten Woche.

Einsatzleiter Tobias Plenk kann sich noch an jeden Moment erinnern, als er Samstagmittag alarmiert wurde. „Ich war gerade als Ausbilder bei der Realbrandausbildung zugange, als der Alarm kam. Mir war in der ersten Sekunde klar, dass dieses Objekt einen Feuerwehrkameraden involvierte, was die Sache für mich nochmals brisanter machte. Als ich nach vier Minuten am Feuerwehrhaus ankam, wurde mir schnell klar, dass ich jetzt die Einsatzleitung übernehmen muss und so habe ich in Windeseile die Mannschaften für die beiden Löschfahrzeuge zusammengestellt, bin in das Führungsfahrzeug gestiegen und wir sind losgefahren.“

Mächtige Rauchsäule ließ Handy Sturm läuten

„Während der gesamten Anfahrt von rund fünf Kilometern ist das Diensthandy der Feuerwehr nicht stillgestanden. Viele besorgte Bürger haben angerufen und von der mächtigen Rauchsäule und den Explosionen berichtet“, so Tobias Plenk. „Mir sind tausend Sachen durch den Kopf gegangen, von einem einfachen Wohnwagenbrand bis hin zur Räumung des Campingplatzes habe ich gedanklich alles durchgespielt. Bereits auf Anfahrt habe ich dann das Alarmstichwort für die Feuerwehr erhöhen lassen und unter anderem auch das Kriseninterventionsteam der Malteser angefordert. Diese sollten im Fall von mehreren Verletzten den Rettungsdienst entlasten und schnell professionelle Hilfe für jene Betroffenen leisten, die durch das Ereignis geschockt oder traumatisiert sein würden.“

„Da ich selbst bei der Feuerwehr Übersee als Zugführer dabei bin, habe ich nach einer ersten Schocksekunde weitestgehend funktioniert“, schildert Markus Ebner die Minuten nach dem Brandausbruch. „Ich habe mir die Stellplätze für die Einsatzfahrzeuge überlegt und die Zufahrtswege frei gemacht“, erklärt Markus Ebner nüchtern. „Dann haben wir noch versucht einen abgestellten PKW zu retten und mein Bruder hat zeitgleich damit begonnen, das nahegelegene Gasflaschenlager zu räumen. Dies war aber nicht möglich, da der Wind den dichten schwarzen Rauch teilweise quer über den Platz gedrückt hatte und sich die Wagenschlüssel in einem brennenden Wohnwagen befanden.“

Unübersichtliche Lage

„Als wir ankamen, bot sich zunächst eine unübersichtliche Lage. Da mich Markus aber kurz informiert hatte, was alles in Flammen steht und welche Gefahren noch lauern, konnte ich sofort die notwendigen Einsatzmaßnahmen in die Wege leiten. Die wichtigste Information war für mich, dass keine Personen vermisst wurden“, so die Sichtweise des Einsatzleiters. „Ich habe dann alles auf eine Karte gesetzt und entschieden, mit unseren beiden Löschfahrzeugen einen massiven Angriff zu starten und zeitgleich das Gaslager abzuriegeln. Nach ein paar Minuten war ich richtig erleichtert, als ich gesehen habe, dass meine Taktik aufging. Gleichzeitig habe ich dann nochmals das Alarmstichwort auf einen Großbrand erhöhen lassen“, so Tobias Plenk.

LÖSCHERFOLG
Die Auswertung von Kamera- und Videodaten bestätigten, dass bereits 12 Minuten nach dem Notruf die Löscharbeiten in vollem Gange waren. Gasflammen „schossen“ meterweit um sich und steckten benachbarte Fahrzeuge ebenfalls in Brand.

IN SICHERHEIT
Laut Einsatzleiter kam die für ihn wichtigste Information unmittelbar nach Eintreffen am Unglücksort: „Es werden keine Personen vermisst!“ Danach wurde ein massiver Angriff mit zwei Löschfahrzeugen gestartet und das Gaslager abgeriegelt.

NACHLÖSCHEN
Die Nachlöscharbeiten dauerten fast zwei Stunden. Campingplatzgäste aber vor allem die Betreiber reagierten vorbildlich. Schon vor Eintreffen der Feuerwehren waren alle Personen in Sicherheit gebracht.

Unheimliches Medienecho

„Der Brand hatte ein unheimliches Medienecho ausgelöst und mein Telefon stand nicht mehr still. Daher war es für mich eine extreme Erleichterung, alle Anfragen an die Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein sowie der Polizei weiterzugeben. Die haben mir in den Tagen danach echt den Rücken freigehalten und dafür bin ich sehr dankbar“, zeigt sich Markus Ebner erleichtert. Auf dem Platz selbst ist nur kurze Zeit später eine Art Normalität eingekehrt und das Camper Leben ging weiter. Zudem ist eine gegenseitige Hilfswelle losgetreten worden. „Die ersten Dauercamper haben bereits Ersatzwohnwagen erhalten. Der Schock sitzt den Betroffenen zwar noch sichtlich in den Knochen, wir sind aber allesamt erleichtert, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Auch die beiden Personen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, haben dieses ohne bleibende Schäden bereits verlassen können.“

Tobias Plenk betont, dass er sich mit dem Einsatz fast die ganze Woche gedanklich auseinandergesetzt hat. „Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Im Großen und Ganzen würde ich nicht viel ändern und auch das positive Feedback von vielen Seiten, insbesondere aus den eigenen Reihen, bestätigen meine Gedanken. Vom Alarm bis zum Beginn der ersten Löschmaßnahmen sind etwa 11 Minuten vergangen. Wenn man bedenkt, dass der Einsatzort fünf Kilometer vom Feuerwehrhaus entfernt liegt, alle Feuerwehrler ehrenamtlich dabei sind und zuhause alles stehen und liegen gelassen haben, ist das in meinen Augen eine ganz gute Einsatzzeit und dafür danke ich allen beteiligten Helfern“, so sein Fazit.

Rascher Löscherfolg

Diese Aussage bestätigt auch Markus Ebner. „Ich habe mir im Nachgang die Kamerabilder unserer Videoüberwachung angesehen und stellte fest, dass die Löscharbeiten nur zwölf Minuten nach meinem Notruf in vollem Gange waren, auch wenn dir die Zeit des Wartens auf die Feuerwehr gefühlt wie eine Ewigkeit vorkommt. Es ist schon schlimm zu sehen, wenn sich der Brand ausbreitet und trotz ausreichend Platz zum Nachbarn die Gasflammen meterweit quer rausschießen und binnen Sekunden den Nachbarwohnwagen in Brand stecken. Da wird eine Energie freigesetzt, das ist mit einem gewöhnlichen Holzfeuer nicht zu vergleichen“, so seine Erinnerungen an die Geschehnisse der letzten Woche.

ES GEHT WEITER
Für die Campingplatzbetreiber waren und sind sehr viele organisatorische Dinge abzuhandeln.

Verbesserungen am Campingplatz

Weiters fügt der Campingplatzbereiter hinzu: „Wir waren in den letzten Jahren bereits mehrmals von Unwetterereignissen betroffen und haben dabei als Betreiber immer reagiert sowie Dinge verbessert, egal ob es um die Beschaffung eines Notstromaggregates ging oder den Kauf von leistungsstarken Pumpen, die Schäden haben uns stets um Erfahrungen reicher gemacht und wir haben daraus gelernt. So auch diesmal, wir haben die Gefährdungsanalyse des Platzes bereits überarbeitet und sind zum Entschluss gekommen, einen Rollcontainer mit Schläuchen zu beschaffen, damit wir der Feuerwehr bereits die Wasserleitung vorbereiten und so die Zeit des Wartens sinnvoll nutzen können.“

Auf die Frage, wie denn die letzte Woche so verlaufen sei, antwortete Markus Ebner: „Jetzt waren erstmal viele organisatorische Dinge zu erledigen und wir haben mit der Versicherung und den Behörden Kontakt aufgenommen sowie den Kontakt zu den Betroffenen gepflegt. Natürlich habe ich auch noch über den letzten Samstag nachgedacht. Dabei ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass ich mich während des Brandes gewundert habe, dass sogar der Kreisbrandrat vor Ort war und ich für mich überlegt habe, ob das Feuer tatsächlich eine solche Größe hatte, dass sogar der höchste Feuerwehrmann im Landkreis an die Einsatzstelle kommt“, erzählt Markus Ebner mit einem Augenzwinkern