DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

Jagd Nach KatastrophenbilderN

behindert Feuerwehr

Jagd nach Katastrophenbildern

JAGD NACH KATASTROPHEN
BILDERN VERHINDERT FEUERWEHR

TEXT HERMANN KOLLINGER
FOTOS JEFF ZIMMERMAN

Drohnen sind inzwischen auch bei den Feuerwehren ein eigenes Kapitel geworden und stehen nicht nur im positiven Sinn im Gespräch. Neben der „unkontrollierten“ Veröffentlichung von vielleicht heiklem Material durch Drittpersonen können die unbemannten Fluggeräte auch zum Störfaktor werden. Und mehr. So wie in den USA, wo ein Löscheinsatz durch den Luftspechtler behindert worden ist.

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BEI DÜRRE GENÜGT EIN EINZIGER FUNKE FÜR EINE KATASTROPHE
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Kalifornien war diesen Sommer – wie schon jedes Jahr – Schauplatz heftiger Waldbrände. Einer davon ist sogar auf einen Highway übergesprungen und hat mehrere Autos in Brand gesetzt. Die Feuerwehr wollte das Feuer mit Löschhubschraubern bekämpfen, konnte anfänglich aber nicht über den Brandherd fliegen, weil eine Drohne am Ort des Geschehens gesichtet worden war. 

Spektakulär, aber …

Die Luftaufnahme war – das kann man nicht verschweigen – spektakulär: Das Freeway-Inferno auf dem Interstate-Highway 15 zwischen Los Angeles und Las Vegas aus der Vogelperspektive betrachtet. In Windeseile hatte ein Buschfeuer Funken auf den Asphalt geweht, zwei Dutzend Autos, Lastwagen und Bootsanhänger gingen in Flammen auf. Gerade noch rechtzeitig hatten die Insassen ihre Vehikel verlassen können. „Die Hubschrauber mussten deshalb erst wieder abdrehen“, berichtet die Feuerwehr verärgert. „Das hat zu einer gefährlichen Situation geführt, da viele Menschen in der Nähe des Feuers in ihren Autos festsaßen, weil der Verkehr wegen der Flächenbrände in beide Richtungen gesperrt war.“ Nach 20 Minuten gab es Entwarnung und die Einsatzkräfte konnten ihren Löscheinsatz fortsetzen. Laut des Mediums Gizmodo war es in dem betroffenen Bezirk in Kalifornien schon das dritte Mal innerhalb eines Monats, dass eine Drohne Löschflüge verhindert hat. Das Landwirtschaftsministerium hat daraufhin Plakate verteilt, die daran erinnern, dass in der Nähe von Bränden keine Drohnen aufsteigen sollten. Per Tweet teilte dies auch die zuständige Feuerwehrbehörde der Öffentlichkeit mit. „If you fly, we can´t“, hieß es in der Botschaft. Also: „Wenn Sie fliegen, können wir es nicht.“

Bild geht um die Welt

Wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtete, schaffte es die Luftaufnahme in kürzester Zeit zum „picture highlight“ einer Nachrichtenagentur – zur Foto-Empfehlung des Tages. Ob es aus einem Hubschrauber oder von einer privaten Kameradrohne aus aufgenommen wurde, das interessierte nur Spezialisten. Angeblich stammt es vom „News-Helicopter“ eines TV-Senders. Oder doch von einer Hobby-Drohne?

Der Kick, der andere gefährdet

Wären die Drohnen nicht gewesen, so wären die Autos womöglich noch intakt. Immerhin gingen 20 wertvolle Minuten verloren. Viel Zeit bei einem lodernden Feuer. Immer wieder hatte die kalifornische Feuerwehr in den vergangenen Wochen ihre Einsätze unterbrechen müssen, weil sie von privaten Kamera-Fliegern gestört wurde. „Wenn uns so ein Ding in die Turbinen oder die Propeller fliegt, ist ein Absturz vorprogrammiert“, erklärte ein Feuerwehrmann später der New York Times. In weiteren US-Medien klagten Piloten, dass sich Drohnen-Lenker mittlerweile wie „Tornado-Jäger“ aufführten – immer auf der Suche nach dem größten Kick. Nur, dass ihr Kick andere gefährdet.

Die Bekämpfung von Wald- und Buschbränden erfordert von Piloten schnelle Wendemanöver und abrupte Steig- und Sinkflüge. Besonders gefährlich ist der Moment, in dem das Flugzeug auf einen Schlag Löschmittel, also auch Gewicht, verliert. Wenn da noch eine Drohne dem Piloten ins Gehege kommt, ist das Unglück unausweichlich. Mit 50 Flugzeugen und Hubschraubern betreibt Kalifornien die weltweit größte Löschflotte. Rund um die Interstate 15 zählte die Feuerwehr gleich fünf solcher Drohnen – auf der Jagd nach „Katastrophen-Pornos“, wie es Zyniker nennen.

Anfangs konnten die Löschhubschrauber nicht fliegen, da der Luftraum nicht frei war.

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HOBBY-DROHNEN
GEFÄHRDEN UNS PILOTEN
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Der Highway, der L.A. und Las Vegas verbindet, war in beiden Richtungen gesperrt.

Solche Flugmanöver erfordern allerhöchste Konzentration der Piloten.

Hätten die Löschhubschrauber früher fliegen können, wäre der Schaden geringer ausgefallen. 

Feuerwehr soll Drohnen zerstören dürfen

Der Vorfall auf dem Highway brachte eine Diskussion zutage, wie die Einsatzkräfte mit störenden Drohnen umgehen sollen. Wie die Futurezone berichtet, soll die Feuerwehr in Zukunft die Fluggeräte ungestraft beseitigen dürfen, auch wenn sie dabei beschädigt werden. Dazu wurde inzwischen ein neuer Gesetzesvorschlag formuliert, den die Demokraten und Republikaner gemeinsam zur Abstimmung vorgeschlagen haben. Der Gesetzesentwurf verspricht den Feuerwehrmännern Immunität, wenn sie eine unbemannte Drohne zum Absturz bringen und diese dabei beschädigt oder zerstört wird, solange die Maßnahme im Zuge von Löscharbeiten und Rettungsmaßnahmen notwendig ist. Gleichzeitig sollen die Piloten der Drohne härter bestraft werden, teilweise auch mit Gefängnis.

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