DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

Grossfeuer

mit

Tücken

Großfeuer mit Tücken

TEXT HBI HARALD GEISSLER, KDT DER HAUPTFEUERWACHE VILLACH
FOTOS HFW VILLACH

Im März 2018 kam es in einem Villacher Industriebetrieb zu einem folgenschweren Brand. Als man bereits zu den Aufräum- und Belüftungsarbeiten übergehen wollte, nahm das Ereignis einen unvorhergesehenen Ver- lauf, der die eingesetzten Kräfte an das Limit ihrer Leistungsfähigkeit brachte.

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Rauch und Flammen des Großfeuers waren über viele Kilometer hinweg zu sehen.
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Der 1954 gegründete Betrieb erstreckt sich auf einer Fläche von rund 21.500 m2 und liegt nicht einmal einen halben Kilometer vom Standort der Hauptfeuerwache Villach entfernt. Im Laufe der Jahre wurde die Betriebsanlage laufend aus- und umgebaut sowie kontinuierlich erneuert. Seit der Übernahme durch den 3M Konzern wurden in den letzten fünf Jahren rund 15 Millionen Euro in den Standort investiert. Die von den rund 350 Mitarbeitern im Werk hergestellte Produktpalette umfasst Trennscheiben und keramische Schleifscheiben im kleinen und mittleren Durchmesserbereich für den weltweiten Einsatz in der Automobil-, Turbinen-, Lager-, Bau- und Stahlindustrie.

Herzstück Ofenhalle als Herausforderung

Im Zuge der Betriebsanlagenerweiterung wurden die brandschutztechnischen Maßnahmen soweit als möglich angepasst und erneuert. Das Herzstück der Anlage bildet die 1954 erbaute Ofenhalle, in der neben einer Vielzahl von kleineren Öfen die beiden gemauerten rund 60 Meter langen Tunnelöfen situiert sind. Die rund 3.500 m2 große Ofenhalle selbst stellte einerseits wegen der hölzernen Dachkonstruktion und andererseits wegen einer Vielzahl von technischen Einrichtungen eine besondere brandschutztechnische Herausforderung dar. Die zur Ofenhalle angrenzenden Betriebsanlagenteile wurden als eigene Brandabschnitte ausgebildet. Aus der Sicht des abwehrenden Brandschutzes generiert der Werksstandort als produzierender Betrieb eine Vielzahl von Gefahrenschwerpunkte, welche im Zuge der Einsatzbewältigung zu berücksichtigen waren. Im Wesentlichen sind dabei Hochspannungstransformationsanlagen, komplexe Prozesstechnik, Gas- und Druckluftversorgungsanlagen, diverse Gefahrstoffe und Abluftsysteme sowie ständig heiße Öfen und Oberflächen gemeint. Aufgrund von vielen regelmäßigen Begehungen, Übungen, Führungskräfteweiterbildungen und diversen internen Brandschutzschulungen und Sicherheitstagen entstand mit den Betriebsverantwortlichen im Laufe der Zeit ein kontinuierlicher und wertgeschätzter Erfahrungsaustausch.

Der 1954 gegründete Be- trieb erstreckt sich auf einer Fläche von rund 21.500 m2 und liegt nicht einmal einen halben Kilometer vom Standort der Hauptfeuerwache Villach entfernt. Im Laufe der Jahre wurde die Betriebsanlage laufend aus- und umgebaut sowie kontinu- ierlich erneuert. Seit der Übernahme durch den 3M Konzern wurden in den letzten fünf Jahren rund 15 Millionen Euro in den Standort investiert. Die von den rund 350 Mitarbeitern im Werk hergestellte Pro- duktpalette umfasst Trennscheiben und keramische Schleifscheiben im kleinen und mittleren Durchmesserbereich für den weltweiten Einsatz in der Automobil-, Turbinen-, Lager-, Bau- und Stahlindustrie.

Herzstück Ofenhalle als Herausforderung

Im Zuge der Betriebsanlagenerweiterung wurden die brandschutztechnischen Maßnahmen soweit als möglich angepasst und erneuert. Das Herzstück der Anlage bildet die 1954 erbaute Ofenhalle, in der neben ei- ner Vielzahl von kleineren Öfen die beiden gemauerten rund 60 Meter langen Tunnel- öfen situiert sind. Die rund 3.500 m2 große Ofenhalle selbst stellte einerseits wegen der hölzernen Dachkonstruktion und ande- rerseits wegen einer Vielzahl von techni- schen Einrichtungen eine besondere brand- schutztechnische Herausforderung dar. Die zur Ofenhalle angrenzenden Betriebs- anlagenteile wurden als eigene Brandab- schnitte ausgebildet. Aus der Sicht des abwehrenden Brandschutzes generiert der Werksstandort als produzierender Betrieb eine Vielzahl von Gefahrenschwerpunkte, welche im Zuge der Einsatzbewältigung zu berücksichtigen waren. Im Wesentli- chen sind dabei Hochspannungstransfor- mationsanlagen, komplexe Prozesstechnik, Gas- und Druckluftversorgungsanlagen, diverse Gefahrstoffe und Abluftsysteme sowie ständig heiße Öfen und Oberflächen gemeint. Aufgrund von vielen regelmäßi- gen Begehungen, Übungen, Führungskräf- teweiterbildungen und diversen internen Brandschutzschulungen und Sicherheitsta- gen entstand mit den Betriebsverantwortli- chen im Laufe der Zeit ein kontinuierlicher und wertgeschätzter Erfahrungsaustausch.

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Rauch und Flammen des Großfeuers waren über viele Kilometer hinweg zu sehen.
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Brandmeldealarm um 03.42 Uhr

Aufgrund eines automatischen Brandmeldealarms wurde die anwesende Bereitschaft in der Hauptfeuerwache Villach zur Firma 3M alarmiert. Rund drei Minuten später löste die Einsatzzentrale wegen einer qualifizierten Rückmeldung Alarmstufe 2 für die Hauptfeuerwache Villach und der FF Perau aus. Nach Eintreffen des Löschzuges befahl der Zugskommandant (ZK) aufgrund der Erkundungsergebnisse einen kombinierten Innen- und Außenangriff sowie die Nachalarmierung der Wehren Vassach und St. Magdalen. Zeitgleich mit den Feuerwehrkräften wurden zusätzlich zum anwesenden Schichtelektriker einige verantwortliche Techniker des Betriebes über die betriebseigene Telefonanlage verständigt.

Offener Brand rasch bekämpft

Nach kurzer Zeit konnte der offene Brand im Bereich der Trockenöfen eingedämmt werden. Gemeinsam mit den zwischenzeitlich eingetroffenen Betriebstechnikern wurden in weiterer Folge mehrere kleinere und größere Brandherde abgelöscht, Isolierungen zur Abkühlung entfernt und diverse Anlagenteile abgeschaltet. Mit Wärmebildkameras und Temperaturmessgeräten wurden überhitzte Bereiche eingegrenzt und angrenzende Dachräume auf Wärmestauungen und Glutnester durchsucht. Rund eine Stunde nach der Alarmierung konnte die Situation als unter Kontrolle eingestuft werden. Weitere Kräfte begannen bereits die Geräte für die Nachlösch- und Belüftungsarbeiten vorzubereiten. 

Ereignisse überschlagen sich

Kurz vor 5:00 Uhr überschlugen sich die Ereignisse. Einer der drei eingesetzten Atemschutztrupps meldete einen erkennbaren Feuerschein im Deckenbereich der hinteren Ofenhalle. Innerhalb von wenigen Sekunden breitete sich das Feuer schlagartig aus und griff auf den Dachstuhl über. Den völlig überraschten Trupps sowie der Einsatzleitung blieb im wahrsten Sinne des Wortes nur mehr die rasche Flucht aus der Ofenhalle. Einige Leitern, Löschleitungen und Ausrüstungsgegenstände mussten dabei aufgegeben und in der Halle zurückgelassen werden. Nach einer Neubeurteilung der Einsatzlage wurden sofort weitere Kräfte nachalarmiert.

Einsatzabschnitte analog der Himmelsrichtungen

Im Sinne einer ordentlichen Einsatzstellenorientierung wurden den vier anwesenden Zugskommandanten Einsatzabschnitte analog der Himmelsrichtungen zugewiesen. Im Kommandofahrzeug organisierte eine weitere Führungskraft mit Einsatzleiterqualifikation die Führungsunterstützung für die Einsatzleitung. Über die ständig besetzte Einsatzzentrale der Stadt Villach wurde die energieversorgungsmäßige Abschaltung der Betriebsanlage erwirkt. Dabei wurde die gesamte Gasversorgung sowie die Stromversorgung inklusive der im Werk vorhandenen Trafoanlagen abgeschaltet.

Zu diesem Zeitpunkt war das taktische Hauptaugenmerk darauf ausgelegt, das Feuer im Ausbruchsbrandabschnitt zu halten.  An der nördlichen Grenze der Ofenhalle wurde mit einem entschlossenen Löschangriff eine Brandschutztüre gesichert, die von herabfallenden Trümmern teilweise aus ihrer Verankerung gerissen worden war und den Flammen nicht mehr standhielt. Ein weiterer Einsatzschwerpunkt wurde im Bereich des Verwaltungsgebäudes am südlichen Ende der Ofenhalle gelegt. Hier wurde einerseits versucht mit einem Außenangriff über zwei Hubrettungsgeräte ein Übergreifen zu verhindern und andererseits mit einem Innenangriff das Feuer aus dem 2. Obergeschoß zurückzudrängen.

Anfänglich konnte der Brand sehr rasch eingedämmt werden, doch der Schein trügte. Innerhalb weniger Sekunden breitete sich das Feuer wieder aus und griff auf den Dachstuhl über. Sofort wurden Kräfte nachalarmiert.

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BIS ZU 19.000 liter WASSER WURDEN IN DER HAUPTBRANDPHASE EINGEBRACHT.
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Massiver Löscheinsatz wirkt

Zwischenzeitlich zeigte der massive Löscheinsatz Wirkung. Mit den Hubrettungsgeräten und mehreren Trupps auf den Flachdächern wurde das Feuer niedergekämpft und gegen 08.00 Uhr unter Kontrolle gebracht. Die Nachlöscharbeiten dauerten noch bis in die Abendstunden und den nächsten Vormittag an. Nicht zugängliche Teile der Ofenhalle wurden dabei mit Mittelschaum bedeckt.

Krisenstab wird alarmiert

Gegen 05.30 Uhr war die Hitze- und Rauchentwicklung am größten. Das rund 80 Meter hohe Flammenbild und der aufsteigende Brandrauchpilz waren kilometerweit zu sehen. Bürgermeister Günther Albel ordnete einen Voralarm für den Krisenstab der Stadt Villach an. Aus Sicherheitsgründen wurde die Bevölkerung über das Radio angewiesen, aufgrund der starken Rauchentwicklung die Fenster und Türen geschlossen zu halten. Wegen einer merkbaren Geruchsbelästigung im Gemeindegebiet wurden Schadstoffmessungen veranlasst. Da über die Luftgütemessung in diesem Bereich jedoch keine gefahrbringenden Konzentrationen nachgewiesen werden konnten, waren weitere Maßnahmen nicht erforderlich.

Löscheinsatz / Löschwasserversorgung

Die in kurzen Zeitabständen eintreffenden Löschfahrzeuge der alarmierten Feuerwehren wurden für die Löschwasserversorgung eingeteilt. Dabei wurden die Tragkraftspritzen an der unmittelbar neben der Betriebsanlage vorbeifließenden Drau in Stellung gebracht. Die im Nahbereich und an der Grundgrenze der Firma situierten Hydranten wurden von Anfang an – noch vor der Brandausbreitung – zur Versorgung der Tanklöschfahrzeuge verwendet. Aufgrund dieser Möglichkeiten kam es während der Brandbekämpfung zu keinem Wassermangel. Während der Hauptbrandphase wurden im Schnitt rund 16.000 – 19.000 Liter Löschwasser in den Brandabschnitt eingebracht. Dieser massive Löscheinsatz zeigte bald Wirkung. So konnte der Brand in der Ofenhalle gehalten und nach rund zwei Stunden unter Kontrolle gebracht werden.

Atemschutz

Zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Einsatzverlaufes wurde zusätzlich zum vorhandenen Atemschutzfahrzeug das Atemschutzfahrzeug des Kärntner Landesfeuerwehrverbandes angefordert. Insgesamt wurden mit den Fahrzeugen und der Füllstation in der Hauptfeuerwache 400 Atemluftflaschen gefüllt. Mehrere Atemschutztrupps waren bis zu sechs Mal im Einsatz.

Betriebliches Krisenmanagement

Gegen Mittag trafen etliche Verantwortungsträger des 3M Konzerns in Villach ein. In erster Linie galt es, den Schaden und die Auswirkungen zu evaluieren und Sofortmaßnahmen einzuleiten. Behördliche Maßnahmen wurden mit Bürgermeister Günther Albel besprochen, der fachliche Hilfe in allen Belangen zur Verfügung stellte. Des Weiteren wurden mit der Einsatzleitung schadensminimierende Maßnahmen beraten, um in Teilen der Betriebsanlage wieder die Energieinfrastruktur herstellen zu können. Seitens der Feuerwehr wurde eingedrungenes Löschwasser aus einigen Technikräumen gepumpt, lose Bauteile gesichert und beschädigte Dachflächen von Transformatoren mit Planen abgedeckt.

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DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DEN KRÄFTEN DES UNTERNEHMENS WAR SEHR GUT.
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Mehr als 360 Mann waren im Einsatz. Die Versorgung und Koordination dieser wurde von der Einsatzleitung großartig gemeistert.

Versorgung

Die Einsatzkräfte wurden vor Ort und im Bereich des Atemschutzsammelplatzes mit Getränken versorgt. Ab 07.00 Uhr wurde auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen und in der nahen Hauptfeuerwache gemeinsam mit dem Versorgungselement des Roten Kreuzes ein Verpflegungspunkt eingerichtet. Abrückende Kräfte konnten sich so vor dem Einrücken stärken und bei dieser Gelegenheit auch verbrauchtes Sonderlöschmittel nachrüsten. Insgesamt wurden rund 400 Einsatzkräfte versorgt. Mit Kleinfahrzeugen wurde ein Pendelverkehr zwischen dem Feuerwehrzentrum und dem Einsatzort eingerichtet, um Betriebsmittel, Sonderlöschmittel und andere Nachschubgüter zu transportieren. Dieser Fahrdienst diente einerseits eigenen Kameraden, die ab 07.00 Uhr zu ihren Arbeitsplätzen mussten, andererseits konnten mehrere Kräfte, die von ihrer Arbeitsstelle freigestellt worden waren, damit abgeholt und zum Einsatz gebracht werden.

Verbindung

Aufgrund der relativ übersichtlichen Einsatzsituation und der Nähe zu den Wasserbezugsstellen konnte der Funkverkehr ohne größere Probleme abgewickelt werden. Viele Aufträge und Anforderungen konnten am kurzen Wege ohne Belastung des Funkverkehrs weitergegeben werden. In diesem Zusammenhang kann die Schrittzählerauswertung eines Zugskommandanten und Abschnittsleiters genannt werden, die unglaubliche 12 Kilometer aufwies. Größere Probleme bereitete der Betriebsleitung der strombedingte Ausfall der Telefon- und IT-Anlage.

Resümee

Dieses Schadensfeuer war eines der größten in der Geschichte der Hauptfeuerwache Villach. Eine Betriebsanlage in diesem Ausmaß und dieser Betriebsart birgt eine Vielzahl von Gefahren in sich. Ein positiver und hilfreicher Aspekt war die Tatsache, dass speziell die Führungskräfte der Hauptfeuerwache laufend zu Begehungen und Sicherheitstagen eingeladen worden waren, daher über Betriebseigenheiten informiert waren und dieses Wissen auch im Zuge der Brandbekämpfung erfolgreich einsetzen konnten. 

Eingesetzte Kräfte
32 Feuerwehren mit 63 Fahrzeugen
und 360 Mann
10 Streifen, 1 Hubschrauber und
30 Beamte der Polizei,
Rotes Kreuz Villach 14 Mitglieder,
Stadt Villach Wirtschaftshof und Wasserwerk 5 Mann,
Störungsdienst Kelag – Strom und Gas 2 Mitarbeiter

Einsatzmittel
1000 Liter Schaummittel, 300 Stück B und C Schläuche, 400 Atemschutzflaschen wurden gefüllt

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