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EINE MISSION

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TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS AFRICA FIRE MISSION

Andere Länder, andere Sitten – gänzlich andere Sitten. Dass sich die Strukturen der Feuerwehr in Afrika erheblich von jenen im deutschsprachigen Raum unterscheiden, ist wenig verwunderlich. Wie ungleich diese Zustände im zweitgrößten Erdteil tatsächlich sind, fällt schon auf den ersten Blick auf. Ein amerikanischer Feuerwehrmann hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, hier nachhaltig unterstützend tätig zu werden. Seine Organisation AFRICA FIRE MISSION ist daher unermüdlich im Einsatz und wurde dabei vergangenes Jahr erstmals auch von einem deutschen/europäischen Kameraden unterstützt. Willkommen zu einer Reise in eine andere Feuerwehrwelt!

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Bei AFRICA FIRE MISSION geht es um Hilfe zur Selbsthilfe. Nur so ist unser Engagement auch wirklich nachhaltig!
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David Moore ist nicht verwandt mit Roger Moore und schon gar nicht so bekannt wie dieser. Es gibt aber Menschen, für die David trotzdem ein regelrechter Star ist: Es sind Kameraden, die sich mit Leib und Seele der Feuerwehr verschrieben haben und zwar in einem Land, das 30 Millionen km2 groß ist und ca. 1,4 Milliarden Menschen bevölkert. Afrika ist in jeglicher Hinsicht anders und das gilt auch für das Feuerwehrwesen.

Aus einer Reise wurde ein Lebenswerk

2012 verschlug es David Moore nach Nairobi und Kenia. Konfrontiert mit den örtlichen Gegebenheiten, die für unseren Verstand eigentlich kaum erfassbar sind, legte der passionierte Feuerwehrmann noch im selben Jahr den Grundstein zur Gründung der AFRICA FIRE MISSION.

Zu dieser Zeit war David Fire Chief in einem Vorort von Cincinnati, USA. Während seines Aufenthaltes in Nairobi wurde er gebeten, Lehrern und Sozialarbeitern an den Schulen der „Mission of Hope International“ in den Slums des Mathare-Tals eine grundlegende Brandschutzschulung anzubieten. Dort hatte er auch die Gelegenheit, den Chief Fire Officer der Nairobi Fire Services zu treffen und erfuhr, dass eine Stadt mit 5 Millionen Einwohnern mit nur zwei funktionierenden Feuerwehrfahrzeugen und einem Leiterwagen ausgestattet sei. 156 Feuerwehrleute sind dazu auf drei Feuerwachen aufgeteilt. Zu behaupten, die Feuerwehrleute in Nairobi seien schlecht ausgerüstet, ist dabei noch eine Untertreibung. Trotz für Europäer oder Amerikaner unvorstellbaren Zuständen, geben die Feuerwehrmänner mit unbeschreiblicher Begeisterung ihr Bestes, um die Einwohner so gut wie möglich zu schützen und zu retten.

 

Die Ausrüstung und Infrastruktur sind nicht einmal ansatzweise mit denen in Mitteleuropa oder Nordamerika zu vergleichen. Es fehlt eigentlich an Allem! Bloß eines ist in großem Ausmaß vorhanden: Die Begeisterung und Bereitschaft von den Mitgliedern der Africa Fire Mission zu lernen.

Ausbilden und Wissen vermitteln – darum geht es primär

Seit dieser für David Moore prägenden Erfahrung im Jahre 2012 arbeitet AFRICA FIRE MISSION unermüdlich daran, Feuerwehrleute in Afrika auszubilden und Fachwissen sowie Erfahrungen weiterzugeben. Dabei legt er sehr großen Wert darauf festzuhalten, dass es sich dabei nicht um eine reine Spendenorganisation handelt, die sich auf der Unterstützung durch Material wie Fahrzeuge oder Schutzkleidung aufbaut. Vielmehr geht es David und seinen internationalen Helfern darum Wissen weiterzugeben. Nur wenn auf die örtlichen Gegebenheiten eingegangen wird, ist die Hilfe zur Selbsthilfe nachhaltig. „Unser Ziel ist es, mit Feuerwehrleuten zusammenzuarbeiten, ihnen zu helfen, besser ausgebildet zu werden und sie dabei zu unterstützen, Wege zu finden, wie sie sich bei ihren lokalen Regierungen für ihre Bedürfnisse einsetzen und ihre lokal verfügbaren Ressourcen voll ausschöpfen können“, bekräftigt David. Mittlerweile hat sich das Einsatzgebiet der AFRICA FIRE MISSION von Kenia, Sambia, Äthiopien und Malawi auf Ghana, Sierra Leone und sogar Ukraine und Libanon ausgeweitet.

Von Deutschland nach Sambia

In den acht Jahren seit Bestehen der Non-Profit-Organisation ist die AFRICA FIRE MISSION zu einer beachtlichen Größe herangewachsen. So bringen sich mittlerweile auch Feuerwehrleute aus Europa ehrenamtlich in die Organisation ein. Lukas Wachter, Feuerwehrmann und Grundschullehrer aus Friedrichshafen, ist einer dieser „Coaches“. Er kam erstmals während eines Aufenthalts bei einer US-Feuerwehr mit AFRICA FIRE MISSION in Kontakt und konnte sich sofort für das Projekt begeistern. Der Aufnahme ins Team ging eine Bewerbung voraus und im Oktober 2019 unterstützte er bereits als Coach in Sambia die Organisation. Wir baten Lukas Wachter zum Gespräch:

Herr Wachter, Sie waren 10 Tage für AFRICA FIRE MISSION (AFM) in Sambia. Was galt es vorab alles zu bewältigen?

Dem 10-tägigen Aufenthalt gingen monatelange und mitunter mühsame Vorbereitung voraus. Sie müssen wissen, dass jeder, der an einem AFM-Mission-Trip teilnehmen möchte, auf viele Spenden angewiesen ist. Mir gelang es im Vorfeld die Kosten mittels Spenden zu finanzieren. Das war schon nicht ganz einfach. Zudem müssen rechtzeitig diverse Impfungen verabreicht werden und zahlreiche Vorbereitungsmeetings fanden statt. Diese wurden per Online-Konferenz durchgeführt, was sich für mich aufgrund der Zeitverschiebung als durchaus anstrengend gestaltete.

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Die Begeisterung und das Engagement der Kameraden in Sambia sind überwältigend.
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Ziel der Non-Profit-Organisation und deren Mitgliedern ist es, Know-how und Fachwissen zu vermitteln. Die Feuerwehrleute sollen mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, das Bestmögliche an Effektivität ausschöpfen können. Im Zuge dessen muss fast immer mit einem Wissensstand bei Null angefangen werden.

Wie ging der weitere Ablauf vonstatten?

Als schließlich der Tag der Abreise gekommen war, flog ich am 23. Oktober von Zürich nach Dubai und weiter nach Lusaka/Sambia. Am Donnerstag traf das gesamte Team aufeinander. Die ersten drei Tage waren für diverse Planungen, Vorbereitungen und Evaluierungen der Situation vor Ort verplant. Auch die örtlichen Fire Stations wurden besichtigt und die Inhalte der drei Kurse, welche in der Fire Academy vorgetragen werden sollten, erarbeitet. Sie müssen sich vorstellen, dass die Gegebenheiten unfassbar schwierig bzw. mühselig waren. Die Versorgung mit Wasser sowie die zum Teil nicht vorhandene Infrastruktur stellten dabei die größten Herausforderungen dar.

 

Wie verlief die Kommunikation mit den Feuerwehrleuten aus Sambia?

Hier musste ich bemerkenswerterweise feststellen, dass die Kameraden zwar mit unglaublichen Substandard-Verhältnissen konfrontiert sind, aber deren Begeisterung für ihre Tätigkeit und der enorme Wissensdrang beinahe grenzenlos sind. Genau hier setzen wir bei AFM ja auch den Schwerpunkt. Es geht uns vorwiegend darum, Strukturen zu schaffen und Know-how zu vermitteln. Die Unterstützung durch Sachspenden steht eigentlich nicht im Vordergrund. Hilfe zur Selbsthilfe ist unsere Mission. Natürlich ist jede Sachspende willkommen und bitter nötig, aber hier zeigte sich vor Ort auch ein anderes großes Problem. Wenn ein Fahrzeug aus Japan, ein weiteres aus den USA und das dritte aus Europa kommt, können Sie sich vorstellen, dass hier nichts zusammenpasst und die Kompatibilität erst geschaffen werden muss.

Gut zu erkennen ist der Fuhrpark, der aus bunt zusammengewürfelten Sachspenden verschiedenster Nationen besteht. Materialspenden werden mit großer Freude entgegengenommen, allerdings müssen die unterschiedlichen Normen, Maße und Dimensionen vereinheitlicht werden, denn grundsätzlich passt nichts zusammen.

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Das Gefühl, etwas dauerhaft positiv verändert zu haben, lässt sich nicht in Worte fassen.
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Lukas Wachter, Feuerwehrmann aus Friedrichshafen hat uns maßgeblich mit Fotos und Informationen zu diesem Bericht unterstützt. Der 31-jährige Grundschullehrer bezeichnet die Zeit in Sambia als eine der prägendsten in seinem Leben. Diverse Praktika und Weiterbildungen haben ihn schon öfter nach Afrika und Nordamerika verschlagen.

Wie ging es Ihnen persönlich bei dieser Mission?

Es war eine enorm anstrengende Aufgabe. Wir haben zum Teil bis spät in die Nacht die Unterrichtseinheiten und Workshops für den nächsten Tag ausgearbeitet bzw. an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Teils mussten wir bei den Ausbildungen erst einmal ein einheitliches Basiswissen vermitteln. Für mich persönlich war es jedoch eine bereichernde Gelegenheit, mich mit dieser bedeutungsvollen Arbeit weiterzuentwickeln. Einerseits gibt es einen großen Mangel an Wissen und Ausrüstung, was traurig zu sehen ist, andererseits gibt es unfassbaren Willen zu lernen. In den Augen jedes sambischen Feuerwehrmanns, den wir trainiert haben, war die große Motivation zu erkennen, unterrichtet werden zu wollen.

Haben sich die Erfahrungen auf Ihr Leben ausgewirkt?

Die Reise hatte einen sehr großen Einfluss auf mich, denn jeder von uns glaubt, über das Leben in Afrika und die dortigen Bedürfnisse Bescheid zu wissen. Das können Sie im Fernsehen sehen, wann immer Sie wollen. Aber man versteht vieles erst, wenn man die Situation selbst erlebt hat. Als ich nach Hause zurückkehrte, begann ich all diese kleinen Dinge zu schätzen, wie die Möglichkeit, das Wasser aus dem Wasserhahn bedenkenlos zu trinken. Ich will auf keinen Fall sagen, dass man unbedingt dort hin muss um zu helfen. Aber man kann jemanden unterstützen, der es tut. Dabei sollte man  sich gut informieren, wie die Organisation funktioniert. Ich habe gelernt, dass dies nicht einfach durch Geldspenden geschieht. Bei der AFRICA FIRE MISSION geht es nicht nur darum Geld- und Sachspenden zu sammeln, die vielleicht später für eine nicht nachhaltige Hilfe „verschwendet“ werden. Bei AFM geht es um Training, Unterstützung, Ermutigung.  Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit bekommen habe, zu sehen, wie das funktionieren kann!