DAS COOLSTE FEUERWEHR-MAGAZIN

EINE GESCHICHTE,

DIE IHN BEWEGTE

EINE GESCHICHTE, DIE IHN BEWEGTE

TEXT GERNOT FRIESCHER, BENJAMIN SKORDAY
FOTOS BENJAMIN SKORDAY

Als wir die Coverstory unserer Ausgabe 2020-4 fertiggestellt hatten, war uns durchaus bewusst, dass diese Geschichte zu unseren emotionalsten zählen würde. Genau das bestätigten uns auch die vielen positiven Feedbacks der Leser dazu. Dass jedoch aufgrund unseres Berichtes ein junger Feuerwehrmann aus Baden-Württemberg wohl das Abenteuer seines Lebens in Angriff nehmen sollte, das hätten wir uns vor zwei Jahren nicht träumen lassen. Benjamin Skorday trat der AFRICA FIRE MISSION bei und kam mit unzähligen Erlebnissen zurück. Erfreuen auch Sie sich am „Erlebnisbericht“ des 22-jährigen Brandmeisters.

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DIE KAMERADEN IN MALAWI LERNTEN RASCH UND MACHTEN SCHNELL FORTSCHRITTE
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Euer Magazin hat damals einen Erfahrungsbericht von einem deutschen Feuerwehrmann und Teilnehmer der Africa Fire Mission 2019 in Sambia veröffentlicht. Ich war sofort begeistert und kontaktierte die Organisation, welche mich dann mit dem deutschen Feuerwehrmann aus der Region

Koblenz in Verbindung brachte. Nach stundenlangen Telefonaten wusste ich genug, um mich für die Africa Fire Mission 2022 in Malawi zu bewerben“, gab Benjamin Skorday beim Erstkontakt mit der BRANDHEISS-Redaktion bekannt. Für uns war klar: Darüber muss berichtet werden!

Africa Fire Mission – Die Organisation

Die Africa Fire Mission (AFM) ist eine Non-Governmental Organisation (NGO) mit Sitz in den Vereinigten Staaten von Amerika. Seit 2012 setzt sich AFM für die nachhaltige Aus- und Fortbildung der Feuerwehrmänner und -frauen in Afrika ein. In den letzten Jahren kann die Organisation erfolgreich auf diverse Aus- und Fortbildungsreisen in die Länder Äthiopien, Ghana, Kenia, Sierra Leone, Sambia und auch in die Ukraine zurückblicken. Dieses Jahr kommt nun auch das Land Malawi

hinzu. Das Ausbildungsteam setzt sich aus Feuerwehrmännern und -frauen aus der ganzen Welt zusammen. Mithilfe von vier großen Werten unterstützt AFM die Feuerwehren dabei, ihre lokalen Ressourcen zu nutzen, neu Gelerntes zu implementieren und durch stetiges Training besser zu werden. Die vier Werte lauten: Train (trainieren), Empower (ermächtigen), Support (unterstützen) und Encourage (ermutigen). Die Teilnahmegebühr von ca. 3500$ muss jeder Teilnehmer selbst tragen. Mir gelang es, durch diverse Spendenaufrufe meine Teilnahme zu 100% so zu finanzieren.

DAS BISHER GRÖSSTE ABENTEUER
Das die Gegebenheiten in Afrika andere sind als in Deutschland, war Brandmeister Benjamin Skorday vor Antritt der Reise klar. Die Bedingungen allerdings hautnah vor Ort Zu erleben, war dann doch ein intensives Erlebnis.

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UNVERZICHTBARES THEMA: SCHLAUCHMANAGEMENT UND STRAHLROHRFÜHRUNG
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Malawi 2022 – Fünf internationale Trainer vor Ort

Das Ziel der diesjährigen Africa Fire Mission war es, den Ausbildungs- und Wissensstand der Feuerwehrleute abzufragen und darauf aufbauend verschiedene Trainingsansätze auszuprobieren und Lehrinhalt zu vermitteln. Für uns war es wichtig, nicht den amerikanischen oder deutschen Weg vorzuschreiben, sondern verschiedene Arten oder Wege zu zeigen, aus welchen sich dann die Feuerwehrleute den für sie Besten aussuchen sollten. So vermittelten wir zum Beispiel beim Thema Schlauchmanagement und Leitern eine Mischung aus dem Vorgehen der Feuerwehren in Amerika und Deutschland, welches die Feuerwehrleute in Malawi super umsetzten.

Unsere Reise begann mit der Ankunft aller Teilnehmer am 02.06.2022 in Blantyre. Von dort aus arbeiteten wir uns im Laufe der nächsten zwei Wochen über Zomba nach Lilongwe, in die Hauptstadt von Malawi, vor. Dort trafen wir auch auf die Feuerwehrmänner aus Mzuzu, welche sich unserem Training anschließen. Bereits im Vorhinein wurde alles genau durchgeplant und die Chiefs der Feuerwehren wussten Bescheid, dass wir kommen.

Im Vorfeld zur Reise gab es 4 Meetings (Zeitraum Februar 2022 bis Mai 2022), in welchen wir uns Online über Zoom zusammensetzten, um uns kennenzulernen sowie die Missionsziele zu besprechen. Außerdem wurden wir so in regelmäßigen Abständen darüber informiert, wie die aktuelle Sicherheits- und Covid Lage in Malawi ist. Es war eine gute Möglichkeit, alle offenen Fragen zu klären sowie alle notwendigen Informationen für die Reise zu bekommen.

ÜBEN FÜR DEN ERNSTFALL 
Hydraulisches Gerät ist bei Feuerwehren in Malawi schon ein „Luxus“. Dieses Equipment stammt aus den 1980er Jahren. Das eigentliche hydraulische Equipment ist alt, stark abgenutzt und teilweise funktioniert es auch nicht. So auch das hydraulische Aggregat.

Es geht los – Training in Blantyre

Blantyre ist eine Stadt mit ca. 800.000 Einwohnern im Süden von Malawi. Sie verfügt über zwei Feuerwachen mit insgesamt 67 Feuerwehrmännern. Die Feuerwehr ist an den Blantyre City Council angegliedert und verfügt über insgesamt 9 Feuerwehrfahrzeuge, von denen 2 halbwegs funktionieren. Da Malawi bis 1964 eine britische Kolonie war, sind Fahrzeuge und Ausrüstung britisch ausgestattet, es gibt jedoch auch einige japanische Feuerwehrfahrzeuge.

Zu Beginn des Trainings werden wir herzlichst von den rund 30 Feuerwehrleuten in Empfang genommen. Wir wollen uns zunächst einen Überblick über den Bestand an Ausrüstung und Fahrzeugen verschaffen. Für mich ist es meine erste Reise mit AFM und daher bin ich besonders über den Zustand der Fahrzeuge und der Ausrüstung erschrocken. Die Beladung der Feuerwehrfahrzeuge besteht aus altem und teilweise sehr defektem Equipment. 

Ich hatte mich im Vorfeld mit dem Thema Schlauchmanagement und Taktik beschäftigt und übernahm vor Ort, da das Interesse bestand, noch die Themenfelder Reanimationstraining, kritische Blutungen und Knoten. Wir gestalteten den Vormittag damit über das Verhalten in einem Brandraum, Feuerwehrknoten sowie Verkehrssicherheit zu sprechen. Nach dem Mittagessen ging es dann gemeinsam auf den Parkplatz des Hotels weiter, hier beschäftigten wir uns praktisch mit dem Thema Löschangriff und Schlauchmanagement.

Ortswechsel – Training in Zomba

Nach einem langen Reisetag und einem Besuch von unserem Missionspartner Namikango trafen wir gegen Nachmittag auf der Feuerwache in Zomba ein, um uns einen ersten Eindruck vor Ort zu verschaffen. Nach der offiziellen Begrüßung starteten wir mit dem praktischen Training auf dem Parkplatz des City Council. Zunächst stellten wir ein Szenario, welches abgearbeitet werden soll: Es brennt auf dem Dach, eine Leiter mit Rohr soll vorgenommen werden. Es läuft super, die Grundlagen sitzen und auch hier können wir uns auf Schlauchmanagement und Strahlrohrführung konzentrieren. Das Ausrollen der Schläuche und das Management zeigen Wirkung, die Übungen laufen deutlich schneller, sicherer und erfolgreicher ab. Nach der Mittagspause treffen wir uns in einem kleinen Sitzungssaal, um uns mit der Thematik Verhalten im Brandraum zu beschäftigen. Wir gehen näher auf die Brandphänomene wie Flashover, Backdraft oder Rollover ein und klären über das richtige Verhalten auf. Die Feuerwehr Zomba besitzt keine Atemschutzgeräte, so ist es ihnen also in den meisten Fällen nicht möglich einen Innenangriff zu machen. Da auch hier in Zomba die Lage der Hydranten problematisch ist, warten wir etwas länger auf das Füllen des Wassertanks unseres Löschfahrzeuges. Wir nutzen die Zeit und zeigen den Feuerwehrleuten Knoten zum Sichern von Materialien und die Rettungskette. Vor einigen Monaten wurde die Feuerwache zu einem schweren Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person gerufen. Vor Ort konnte dem Patienten nicht geholfen werden, da der hydraulische Rettungssatz defekt war und keiner wusste, wie man die kritische Blutung nach Amputation richtig stillt. Deshalb verstarb der Patient. Gerade für die Feuerwehrmänner und Frauen in Zomba war das Training persönlich enorm hilfreich, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein.

Ressourcen NUTZEN
Auch bei medizinischen Notfällen gilt es, damit zu arbeiten, was zur Verfügung steht. Zum Teil wurde bei Wissensstand Null begonnen und es wurden Grundlagen der ersten Hilfe vermittelt.

Zielsetzung – Der Fokus der Ausbildung 2022

Bereits 2019 gab es eine Reise nach Malawi, um sich die Gegebenheiten vor Ort anzusehen und erste Kontakte mit den Chiefs zu knüpfen. Je nach Region unterschiedlich gab es noch eigene Prioritäten für die Feuerwehrangehörigen. Insgesamt beschäftigten wir uns mit folgenden Themen:

• Grundlagen der Reanimation

• Kritische Blutungen

• Verhalten im Brandraum

• Community Fire Prevention
(ähnlich wie Brandschutzerziehung)

• Schlauchmanagement

• Strahlrohrführung

• Anleitern, Retten und Löschen über die Leiter

• Hydraulischer Rettungssatz

• Sicherheit an der Einsatzstelle

• Nachhaltiges Trainieren und Onlinefortbildungen

Durch unsere Missions Partner E3 und Namikango wurde enger Kontakt zum Landwirtschaftsminister Sam Kawale hergestellt und auch am ersten Abend gemeinsam mit ihm zu Abend gegessen. Dieser Kontakt ist sehr wichtig, da Herr Kawale für die Feuerwehren auf Staatsebene zuständig ist. Die mit ihm geführten Gespräche verliefen positiv und ebnen den Weg für die Africa Fire Mission für die nächsten Jahre in Malawi.

Alles hat ein Ende – Ein Fazit

Es ist nicht leicht, die in Afrika auftretenden Hindernisse zu meistern und so hochmotiviert zu sein wie die Feuerwehrmänner und -frauen aus Malawi, auf die wir trafen. Wissbegierige und engagierte Kolleginnen und Kollegen, welche stets aufmerksam am Training teilnahmen und auf die Zukunft gespannt sind. Ich persönlich würde gerne wieder nach Malawi reisen, um den dortigen Lernfortschritt zu sehen und um dort weiter anzupacken, wo wir bei Beendigung unserer Ausbildungstage aufgehört hatten. Außerdem konnte ich durch den Wissensaustausch zwischen amerikanischen, kenianischen und malawischen Feuerwehrleuten eine Menge lernen.

Egal an welchem Ort, ein Gruppenfoto darf natürlich nicht fehlen.

Kontakt Africa Fire Mission:  > www.africafiremission.org
Kontakt Benjamin Skorday:  benjamin.skorday@africafiremission.org

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