DIE ZWEITE

CHANCE

Die zweite Chance

TEXT GERNOT FRIESCHER
FOTOS FF PREDING

Wenn Einsatzfahrzeuge ein Vierteljahrhundert alt werden, dann besteht in der Feuerwehr Handlungsbedarf. Dass dabei nicht zwingend eine kostenintensive Neuanschaffung nötig ist, das hat man sich auch bei einer Feuer-wehr im steirischen Preding gedacht. Die Kameraden der FF Preding ziehen gleich aus mehreren Gründen eine Runderneuerung ihres Tanklöschfahrzeuges mit Allrad (TLFA 3000) einer Neuanschaffung vor. 

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Die Geschichte einer Wiedergeburt in zwei Teilen. TEIL 1
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Ein Fahrtechniktraining als Schlüsselerlebnis

„Der Weg, den wir eingeschlagen haben, zeichnete sich erst Schritt für Schritt ab“, so Kommandant Fritz Sundl auf die Frage, warum man sich bei der FF Preding vom TLFA 3000 nicht getrennt habe. „In unserem Ausschuss war es immer wieder ein Thema, was wir eigentlich mit unserem treuen TLFA in seinem 26. Lebensjahr machen sollten, wir hatten die Frage jedoch nie zur Gänze geklärt“, führt Fritz Sundl im Telefoninterview fort. Ein wichtiger Meilenstein, der das weitere Vorgehen signifikant beeinflusste, war ein Fahrtechniktraining mit dem „alten Benz“. Ein sehr erfahrener Techniker des dortigen Automobilclubs attestierte dem in die Jahre gekommenen Einsatzfahrzeug einen sehr guten technischen Zustand. Auch die Fahreigenschaften des 25 Jahre alten Fahrzeuges wurden als „durchaus zeitgemäß“ interpretiert. Dafür zeichnen sich zum einen die massive und auf Langlebigkeit ausgelegte Bauweise sowie die penible Pflege und Wartung von mehreren Generationen an Feuerwehrleuten in der FF Preding verantwortlich.

 

Die Würfel sind gefallen

Da man bei der FF Preding mehrheitlich auch nach 25 Dienstjahren noch immer mit den Fahrleistungen und der Performance zufrieden war, entschied man sich für einen Umbau bzw. ein Refurbishment. „Wissen Sie, unseren Anforderungen im Einsatz wird unser TLFA 3000 noch immer gerecht, aber das Rundherum ist halt ein wenig in die Jahre gekommen. Niemand von uns wollte aus Prinzip ein kostenintensives Neufahrzeug, wenn man auch mit weniger (Kosten-) Aufwand die Erfordernisse eines modernen TLFA erfüllen kann“, so Kommandant Sundl. Über diesen Zugang war auch der Bürgermeister von Preding Adolf Meixner nicht unglücklich: „Ich bin in unserer Gemeinde für zwei Feuerwehren verantwortlich und auf beide gleichermaßen stolz, denn beide wirtschaften äußerst umsichtig und haben auch die Kosten stets im Blick. Mir persönlich ist es als Bürgermeister wichtig, dass die Feuerwehren unserer Gemeinde alles bekommen, was sie brauchen und dafür nicht auch noch selbst Gelder aufstellen müssen. Die Männer und Frauen bei den Feuerwehren opfern ohnehin schon einen Großteil ihrer Freizeit, da möchte ich nicht, dass sie auch noch für Anschaffung von Ausrüstung aufkommen müssen“, betont Bürgermeister Adolf Meixner.

Treue Dienste seit 1995
Der Gemeinde Preding mit ihren 1800 Einwohnern war die Übernahme vor 26 Jahren schon ein Fest wert. Die Techniker bei Magirus Lohr werden für den Umbau so gut wie jede Schraube in die Hand nehmen.

Magirus Lohr legt Hand an

Da das alte TLFA 3000 von Magirus Lohr vor 25 Jahren auf einem Mercedes Fahrgestell aufgebaut worden war, blieb man mit dem Aufbauspezialisten all die Jahre natürlich in Kontakt. So führte eins zum anderen, denn Magirus Lohr hat nicht nur seinen brandneuen Firmensitz einen Steinwurf von Preding entfernt angesiedelt, auch der Firmenzweig „Refurbishment“ wird in Zukunft forciert werden. „Wir bieten unseren Kunden eine kostengünstige Alternative zu einem Neufahrzeug. Unsere Fachleute sind in der Lage, ein 25 Jahre altes Fahrzeug so umzurüsten, dass es noch für weitere 10 bis 15 Jahre bei der Feuerwehr verbleiben kann“, betont Geschäftsführer Christian Reisl. Wichtig ist es klarzustellen, dass bei einem Refurbishment bzw. einer Runderneuerung nicht bloß ein paar Teile erneuert werden. Das gesamte Fahrzeug wird zerlegt, der tatsächliche Zustand ermittelt und darauf basierend ein nahezu kompletter Neuaufbau realisiert. 

In 3-4 Monaten ist der Umbau abgeschlossen. Dann steht der neue Alte den Kameraden der FF Preding für weitere 10-15 Jahre zu Seite.

Selbst die Mannschaftskabine wird nach dem Umbau von der eines Neufahrzeuges nicht mehr zu unterscheiden sein und das inklusive Sitzen mit integrierten Pressluftatmern. Abhängig von den tatsächlich durchzuführenden Arbeiten ist eine wirtschaftliche Ersparnis von ca. 70 % im Vergleich zu einem Neukauf durchaus im Bereich des Möglichen. Im zweiten Teil dieser Geschichte werden wir ohnehin die Umbauarbeiten im Detail präsentieren. Zum Zeitpunkt der Recherchen zu diesem Bericht lief der Umbau des TLFA allerdings noch auf Hochtouren. Übrigens: Für die ca. 4 Monate Umbauzeit stellt Magirus Lohr der FF Preding ein ebenbürtiges Tanklöschfahrzeug zur Verfügung, um die Einsatzbereitschaft auch in dieser Zeit gewährleisten zu können. 

Es muss nicht immer „neu“ sein, wenn mit „so gut wie neu“ die Bedürfnisse bei wesentlich geringeren Kosten auch erfüllt werden können. Die FF Preding hat sich bewusst für diesen Weg entschieden und wir berichten über das Ergebnis, wenn das TLFA 3000 seine zweite Chance antritt.

ES GEHT LOS
Seit Februar steht der „alte Benz“ im neugebauten Firmensitz von Magirus Lohr. Auch bei einem „Refurbishment“ geht der Aufbauspezialist keine Kompromisse ein und setzt die Wünsche der Kunden punktgenau um.

TLFA 3000

Km-Stand bei Umbaubeginn
32.500

Leistung
272 PS

Getriebe
6 Gänge, Schaltgetriebe

Fahrgestell
Mercedes 1627 AF 4×4

Besatzung
6 + 1

Einsätze seit 1995
ca. 800

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